BAD AACHEN 01-2018

24 | B AD A ACHEN 01/18 Programm 1/2018 Semesterbeginn 19. Februar 2018 In Bewegung www.vhs-aachen.de MUNDART Postbote auf Platt-Pirsch Der neue Thouet-Preisträger heißt Dieter Böse und ließ sich in langen Jahren als Briefzusteller von der Sprache und den Geschichten der Öcher inspirieren – auch für seine im Rock und Pop angesiedelte Musik. Von Sabine Mathieu O s Modderesproech steht seit 34 Jahren im Mittelpunkt des Thouet-Mundartpreises der Stadt Aachen. Er wird traditionell am 6. Januar im Krönungssaal des Aachener Rathauses im Rahmen eines bunten Programms verliehen. Wie lebendig und wie wenig festgelegt auf bestimmte Ereignisse Öcher Platt auch heute noch ist, das beweist der Preisträger dieses Jahres: Dieter Böse. Der pensionierte Postzusteller ist seit mehr als drei Jahrzehnten eine feste Größe der Aachener Rock- und Popszene. Nicht Englisch war sein Mittel zum Text , sondern die Sprache der Öcher. Denen hat Böse während seiner beruflich bedingten Touren durch die Stadt auf den Mund geschaut. Dazu sagt er: „Ich war über 40 Jahre Briefzu- steller. Meinen Beruf habe ich sehr gerne ausgeübt, weil er mit Men- schen zu tun hatte. Musikalisch bin ich eher ein Spätzünder, denn ich habe erst im Alter von 23 Jahren begonnen, Gitarre zu spielen.“ In seinen Texten besingt er Sehenswürdigkeiten, Menschen und Eigenarten. Böse findet: „Realistisch betrachtet ist das Durchschnitts- alter der Leute, die heute noch Platt mullen, zwischen 60 und 70 Jahren. Meine Texte sollen jedoch auch Jugendliche ansprechen, deshalb besinge ich nicht nur d’r Maat und de Pau, sondern ver- suche, meine Texte modern zu gestalten. Es wäre doch schade, wenn die alten regionalen Sprachen verloren gehen, immerhin haben sie schon eine Jahrhunderte währende Entwicklung hinter sich. Natür- lich gibt es immer wieder Abweichungen. Der moderne Öcher kom- biniert heute im Alltag die Mundart mit Hochdeutsch.“ „Das ist was ganz Großes” Dieter Böse, der mit Blick auf sein Alter auch musikalisch leisere Töne anschlägt, spielt mit seiner Band inzwischen bevorzugt Pop und Blues. Je nach Anlass ist der 66-Jährige alleine, im Duo mit Gitarrist Salvatore Camiola oder im Quartett Böse mal anders mit Camiola, Schlagzeuger Oliver Lutter und Bassist Adi Zehnpfennig unterwegs. „Vor zwei Jahren haben wir eine CD eingespielt“, erzählt der Preisträger, „jetzt habe ich mich entschlossen, eine weitere CD mit Titeln in Öcher Platt herauszugeben.“ Auf den 6. Januar, diesmal ein Samstag, freut er sich sehr. „Ich habe vorher noch nie einen wirklich wichtigen Preis bekommen, aber in der Musik alles erreicht, was ich wollte. Da waren sehr schöne Momente dabei. Thouet-Preisträger zu werden, ist für einen Aachener wie mich was ganz Großes.“ VORSTAND NOCH BREITER AUFGESTELLT Ein wenig Wehmut schwebt über der diesjährigen Thouet-Preis- verleihung mit geladenen Gästen am Samstag, 6. Januar. Denn Konsul Hans-Josef Thouet war neben seinem Sohn Christophe einer der wichtigsten Initiatoren und jahrelanger Unterstützer des Preises. Er starb im September des vorigen Jahres nach langer Krankheit. Auch die Trägerin der Dreikönigskette 2017, Caroline Reinartz, ist im Sommer 2017 verstorben. Doch der Preis lebt weiter. Er hat sich inzwischen noch breiter aufgestellt. Mit Ägid Lennartz als Vorsitzendem, Dr. Manfred Birmanns und Markus Krings sind gleich drei vormalige Thouet- Preisträger im Vorstand vertreten. www.thouet-mundartpreis.de Böse meddemang: Ägid Lennartz (l.) und Norbert Plum (r.) mit Dieter Böse. Foto: Stadt/Herrmann

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