BAD AACHEN 02-2018
02/18 B AD A ACHEN | 5 KARNEVAL Mariechen Mariechen erinnern an Marketenderinnen, die während der Feldzüge Soldaten mit allerhand Waren versorgten. Zunächst wurden sie in den Garden von Männern dargestellt. Moderne Mariechen gab es erst um 1930. In den vergangenen 70 Jahren wurde aus dem Marie- chentanz Hochleistungssport mit europaweit ausgetragenen Tur- nieren. Eine hervorragende ehrenamtliche Jugendarbeit der Vereine. Orden und Ehrungen Wie beim Militär, so wurden auch im Karneval Ehrenzeichen populär. Aachens bekanntestes Blech ist der Orden Wider den tierischen Ernst , der seit 1950 im Kampf gegen Missmut und Muckertum verliehen wird. Die Idee dazu entstand, nachdem der britische Militärstaats- anwalt James Arthur Dugdale einen Häftling, der wegen einer Kneipenschlägerei einsaß, eine Begnadigung ab Karnevalssonntag zukommen ließ, damit er am Karneval teilnehmen konnte. Diese Tat würdigte der Aachener Karnevalsverein 1950 mit einem Orden. Zu Dugdale, der Deutschland am Aschermittwoch 1950 verließ, hatte der AKV lange keinen Kontakt – bis er sich 1998 meldete. Seitdem war er bis zu seinem Tod im Juni 2003 regelmäßiger Gast des AKV. Rosenmontagszug In seiner Chronik erzählt Stadtdiener Johannes Janssen, dass 1753 der erste Rosenmontagszug durch Aachen zog, nachdem die Knechte von ihren Stuben heruntergekommen waren und sich weigerten, an diesem Tag zu arbeiten. 1757 war es wohl richtig doll. Janssen berichtet: „Wundersame Wild- und Ausgelassenheit des gemeinen Wesens allhier bei dieser Fastnachtszeit. Allerhand Batzereyen, Schreien, Laufen, Haselieren, Fressen, Sau- fen, Banquetieren ganze Nachten über Straß und Gassen.“ Ein Jahr nach Grün- dung der Florresei gelang es am 22. Februar 1830, wieder einmal einen Rosenmontags- zug zu organisieren. Das Motto Assekuranz gegen die Narretei bezog sich auf die neu gegründete Aachener Feuerversicherung. Der Zug bestand aus immerhin 33 Wagen und Fußgruppen. Umzüge wurden im 19. Jahrhundert nur sporadisch veranstaltet. Das änderte sich im 20. Jahrhundert, als regelmäßig Prinzen proklamiert wurden. Prinz Den Rosenmontagszug 1830 krönte der Held Karneval , ein Vorläufer des späteren Prinzen. Ein solcher tritt 1832 erstmals in Erscheinung. Seinen Hof- staat bilden die Geliebte des Prinzen und vier bei ihm akkreditierte Gesandte. Die Geliebte bleibt ihm nicht lange erhalten. Bis in die Neuzeit ist der Öcher Prinz mit Gefolge männlich geprägt. Eine der wenigen Ausnahmen gab es 1985, als Christophe I. Thouet seine Schwester als Frau Timm mit der Mimm in den Hofstaat berief. Zum Meister im Warmschunkeln wurde 1929 Prinz Ernst I. Nießen. Er trotzte während des Zuges Temperaturen von minus 20,3 Grad, des- halb bekam er den Beinamen Der Eisprinz . Die Prinzengarde der Stadt Aachen begleitet die Tollität seit 1910 mit vööl Hurra tsching bumm und einem Oche Alaaf – en wenn et versönk! In diesem Sinne wünscht B AD A ACHEN vööl Pläsier in dieser Session. Mehr Öcher Fastelovvend auf S. 8, 10/11, 20 bis 26 und 32 bis 39. Foto: B AD A ACHEN Archiv In der Bütt: Aachens erste Rednerin Gitta Haller. Foto: B AD A ACHEN Archiv Standhafte Tollität: Eisprinz Ernst I. Nießen 1929.
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