BAD AACHEN 06-2018

20 | B AD A ACHEN 06/18 OPER Melodiöse Machtkämpfe Ludger Engels inszeniert für das Theater Aachen Gaetano Donizettis Tragedia lirica „Maria Stuarda“ minimalistisch, aber nicht minder berührend. Irina Popova singt die Titelrolle der schottischen Königin. Von Maria Pakura M aria Stuart, letzte Königin Schottlands, und Elizabeth Tudor, die im 16. Jahrhundert als Virgin Queen (jungfräuliche Königin) England regierte, verband eine Hass-Liebe: Beide waren adlig, als Cousinen obendrein verwandt. Marias Großmutter Margarete Tudor und Elizabeths Vater Heinrich VIII. waren Geschwister. Maria suchte bei Elizabeth Zuflucht, nachdem sie, des Gattenmordes bezichtigt, ihre Heimat verlassen musste. Doch die Ehe zwischen Heinrich VIII. und Elizabeths Mutter Anne Boleyn hatte der Papst nie legitimiert, sodass die katholische Maria Stuart rechtmäßig einen Anspruch auf den Thron hätte geltend machen können, auf dem Elizabeth saß. Damit diese gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen konnte, ließ ihre Cousine sie festnehmen, schließlich sogar köpfen: Der Stoff, aus dem große Tragödien sind – wie Friedrich Schillers Maria Stuart . Auf genau diesem Bühnenstück beruht die Tragedia lirica (eine Operngattung, die zumeist prunkvoll höfisch inszeniert wurde) von Gaetano Donizetti. Der wichtigste Komponist der Belcanto-Ära übertrug im Stil seiner Zeit alle Namen ins Italienische, was aus der Titelheldin Maria Stuarda , aus deren Widersacherin Elisabetta macht. Und der Tondichter, der übrigens im Alter von nur 50 Jahren schwer krank und komplett unzurechnungsfähig starb, untermauerte die Dramatik der Verwicklungen und Geschehnisse mit unvergesslichen Melodien. Uraufführung war am 30. Dezember 1835 am Teatro alla Scala in Mailand. Wo damals Maria Malibran, die als erste große Operndiva gilt, die Titelrolle sang, übernimmt sie nun am Theater Aachen die bulgarische Sopranistin Irina Popova, die bereits seit 2005 fest im Ensemble ist. „Im Grunde ein Krimi“ Ludger Engels, der als Gast für die szenische Einrichtung der Aachener Inszenierung verantwortlich ist, freut sich über diese Beset- zung, weil „Irina Popova zunächst einmal eine großartige Sängerin und eine intelligente Darstellerin“ sei, wie er sagt: „Sie verkörpert die Maria wunderbar als Gegenpol zu Elizabeth und verleiht der Figur sowohl jede Menge Wärme, aber auch eine Portion royalen Stolz.“ Der Regisseur, der bis 2013 als stellvertretender Intendant im hiesigen Theater-Leitungsteam wirkte und seit 2015 Studiengangs- leiter und Mentor für Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg ist, weiß auch, warum der Stoff „im Grunde ein Krimi“ ist und jeden mitreißt: „Zwei Königinnen treffen sowohl als Elisabetta und Maria messen ihre Kräfte: Julia Mintzer (l.) und Irina Popova. Foto: M.-L. Manthei

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