BAD AACHEN 06-2018
„ 4 | B AD A ACHEN 06/18 BISTUM AACHEN Gemeinsam in die Zukunft „Wir müssen reden”, stellte Bischof Dr. Helmut Dieser fest und stieß einen intensiven Erneuerungsprozess an. Im persönlichen Gespräch präsentiert er Kirche zum Anfassen – und manchmal sogar zum Anbeißen! I ch wünsche mir, dass wir – alle haupt- und ehrenamtlich Engagierten und Interessierten – gemeinsam einen Weg nach vorne finden, um die Kirche zukunftsfähig zu machen.” Mit diesen Worten hat Bischof Helmut Dieser einen auf drei Jahre angelegten Prozess auf den Weg gebracht, der aufzeigen will, „wie Kirche sein soll und kann”. Der Bischof weiß, dass die Gesellschaft sich verändert hat. Dem müsse die Kirche folgen. Und Dr. Dieser möchte hierbei möglichst viele Menschen einbinden. „Ich ermutige alle, die noch unsicher und skeptisch sind, unsere Kirche mit offenem Herzen mitzugestalten, und ich freue mich über all die, die aufgeschlossen und gespannt diesen Weg mitgehen. Nur gemeinsam können wir die Zukunft prägen”, appelliert er. Wir müssen reden lautet daher der zugkräftige Slogan des synodalen Gesprächs- und Verände- rungsprozesses, den der Aachener Bischof unter das Leitwort Heute bei dir stellt. Auf seiner Tour durch das Bistum lädt er Menschen aus allen acht Regionen ein, an ungewöhnlichen Orten mitein- ander zu essen und ins Gespräch zu kommen. Vier dieser meet & eat - Termine haben bereits stattgefunden, vier weitere folgen. Am Mittwoch, 6. Juni, lädt der Bischof ins Zentrum des Bistums, nach Aachen selbst ein. Im Depot an der Talstraße gibt es viel zu erleben und – zu besprechen, berichtet Dr. Helmut Dieser im Gespräch mit B AD A ACHEN -Chefredakteurin Caroline Fister-Hartmann . Nur eins verrät der Bischof nicht: seine Lieblingsspeise. Sonst werde man ihr zu schnell überdrüssig, scherzt das Oberhaupt der Diözese. Ob er hier an die parallel stattfindenden Küchentischtouren denkt… B AD A ACHEN : Herr Bischof, Halbzeit bei meet & eat . Sie hatten sich Impulse und Feedback gewünscht. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus? Bischof Dr. Helmut Dieser: Bei Heute bei dir geht es darum, mitein- ander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam die Zukunft der Kirche zu gestalten. Ich bin überzeugt, dass dies an den besonderen Orten in einer Atmosphäre des Wohlbefindens gut gelingt. Ich freue mich schon auf die nächsten vier Veranstaltungen. B AD A ACHEN : Warum ist eine Weiterentwicklung der Kirche vor Ort so wichtig und so dringend nötig? Bischof Dieser : Ganz offensichtlich erreichen wir die Menschen nicht mehr so, wie wir dies wollen und wie es die Botschaft, die wir zu erzählen haben, verdient. Wir müssen als Kirche wieder lernen, mehr auf die Menschen – auch auf die, die der Kirche fernstehen – zuzugehen. Dazu müssen wir zuerst zuhören und dann gemeinsam überlegen, was an Kirche tragfähig ist und in welchen Punkten wir uns verändern müssen. B AD A ACHEN : Heute bei dir soll nach Ihrem Willen „Verkrustungen aufbrechen, Neues zulassen“. Bereits das Format ist neu. Wie sind Sie auf die meet & eat -Idee gekommen? Oder ist sie gar nicht so ganz neu, sondern greift eher die christliche Abend- mahltradition auf? Bischof Dieser: Eigentlich ist es noch viel naheliegender. Denken Sie an zu Hause: Die besten Gespräche finden am Küchentisch beim gemeinsamen Essen statt. Deswegen gibt es neben den meet & eat- Veranstaltungen auch die Küchentischtouren als Begegnungsformat. Bei diesen laden Menschen die Weihbischöfe, den Generalvikar oder mich an den heimischen Küchentisch ein, wo genau das stattfindet: miteinander essen, miteinander reden – und das sehr intensiv. B AD A ACHEN : Das ist schon sehr privat. Ist die Nachfrage groß? Bischof Dieser: Wir haben zusammen an die 50 Termine angeboten und hatten zunächst ein wenig die Sorge, dass dies nicht gut ange- nommen würde. Aber das Gegenteil ist der Fall. Das Interesse, mit uns ins Gespräch zu kommen, ist enorm und die Freundlichkeit und Offenheit, mit der wir empfangen werden, ist überwältigend. Das sind ganz wichtige Momente für mich als Bischof und uns als Kirche. B AD A ACHEN : Nun aber meet & eat im Depot an der Talstraße. Auch die Auswahl der Veranstaltungsorte ist ungewöhnlich… Bischof Dieser: Ja, das gehört zum Konzept. Dorthin gehen, wo man Kirche nicht vermutet. Zudem steigern die ungewöhnlichen Orte das Interesse der Menschen. In Alsdorf waren wir daher im Energeticon, in Jülich in der Blumenhalle des Brückenkopf-Parks. Das waren sehr atmosphärische Orte, und das überträgt sich auf die Stimmung insgesamt. B AD A ACHEN : Wie läuft ein solcher Abend ab? Bischof Dieser: Wir sitzen zu zehnt oder zwölft an einem Tisch und kommen miteinander ins Gespräch. Ganz einfach – und meistens ganz ohne Hemmschwelle. Pro Tisch haben wir dazu rund zehn Mittendrin: Bischof Dr. Helmut Dieser beim „meet & eat”-Tischgespräch mit Menschen des Bistums. Foto: A. Steindl
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