BAD AACHEN 06-2019

20 | B AD A ACHEN 06/19 KULTUR Schatzkästchen open air Nach zahllosen Klassikern bringt das DAS DA THEATER in diesem Sommer mit „Gretchen 89 ff.“ eine Komödie von Lutz Hübner auf die Bühne der Burg Frankenberg. Ein Herzensprojekt des Intendanten… Von Marc Wahnemühl S ommerzeit ist Open-Air-Zeit für das DAS DA THEATER . Schon seit 1991 ist die Burg Frankenberg Schauplatz klassischer Komödien, Dramen, Tragödien, Lustspiele. „Ja, die Burg ist durchaus Klassiker-Terrain“, bestätigt Tom Hirtz, Intendant des DAS DA THEATERS . Wie passt denn dann das aktuelle Stück dorthin, Lutz Hübners Gretchen 89 ff. ? Das hat schließlich keine 22 Jahre auf dem Buckel – noch nicht einmal genug, um als moderner Klassiker zu gelten. Hirtz schmunzelt und antwortet: „Goethes Faust an sich würde bestimmt sehr gut in die Burg-Kulisse passen. Aber wenn wir in lauen Sommernächten dort Theater spielen, sind die Zuschauer sicher nicht böse, wenn sie einen unterhaltsamen Abend haben und viel lachen können.“ Und Faust ist nun einmal eine Tragödie… Humorvolle Persiflage Deshalb erlaubt sich das DAS DA THEATER einen kleinen Kunst- griff und inszeniert ein Werk, das sich zumindest um eine Szene aus Goethes Faust dreht: die berühmte Kästchen-Szene . Gemeint Elf Mal eine Szene in elf unterschiedlichen Varianten: Christine Schaller und Frank Siebenschuh spi ist die Szene, in der Gretchen jenes Kästchen voller Schmuck findet, mit dem Faust die Angebetete erobern will – und die sich im ent- sprechenden Reclamheft auf den Seiten 89 folgende befindet. Doch Hübner geht es nicht um den Original-Plot. Er wirft auf raffinierte Art einen, nein, etliche Blicke auf die schillernde Welt des Theaters sowie hinter die Vorhänge – und schafft so eine humorvolle Persiflage und zugleich eine Liebeserklärung zum Bühnentreiben an sich. Glückliche Gäste „Die Schauspielerin kommt zur Probe, um die Kästchen-Szene zu üben, und trifft auf einen Regisseur mit ganz eigenen, manchmal auch völlig abwegigen Ideen“, umreißt Hirtz die Handlung. Der sex- besessene Psychologe, der Freudianer, der Streicher, der fast allen Text überflüssig findet – Archetypen eines ganz bestimmten Regie- stils treffen auf Archetypen weiblicher Darstellungskunst wie die Diva und die Anfängerin. Elf Mal in elf unterschiedlichen Varianten spielen Christine Schaller und Frank Siebenschuh die Szene, eine abstruser als die andere. „Es ist ein typischer Hübner, mit extrem viel Sprach- witz, viel Gespür für Timing und vielen Freiheiten in der Inszenie- rung“, freut sich der Intendant, der die Regie diesmal an Maren Dupont abtritt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=