BAD AACHEN 03-2020

24 | B AD A ACHEN 03/20 BILDUNG Von Sabine Rother F röhliche Gesichter, strahlende Blicke, ernste Mienen, lebensnah, sympathisch, faltenreich oder jugendlich: 183 Menschen. Sie alle sind tot. Ermordet. Sie wurden in der Zeit von 1990 bis 2017 Opfer rechter Gewalt. Die Volkshochschule (VHS) Aachen (Peterstraße/ Bushof) zeigt die Wanderausstellung des Vereins Opferperspektive aus Potsdam vom 20. März bis 10. Mai in ihrem Foyer sowie in der Stadt- bibliothek (Couvenstraße) und im Internationalen Zeitungsmuseum (IZM; Pontstraße). Wer waren diese Opfer? Die Fotos im Format von 40 x 80 Zentimetern werden ergänzt durch kurze Biografien. „Kein Polizeibericht, kein Tatort, kein Blut“, sagt Heinz W. Kneip, der als Leiter der Allgemeinen Weiterbildung an der VHS das Projekt betreut. „Die Ausstellung will dem Verbrechen keine Bühne bieten, sie kümmert sich um das gelebte Leben der Opfer.“ Die Zahl der Abgebildeten erfasst die Todesfälle, denen von Zeugen oder der Polizei eine rechte Tatmotivation zugeschrieben wurde. „Erschreckend ist, dass Untersuchungen zu nicht aufgeklärten Tötungsdelikten auf eine deutlich höhere Opferzahl rechts motivierter Gewalt hinweisen“, so Kneip. Verbrechen nicht verdrängen Vielfach trifft es Menschen mit Behinderung, Obdachlose, Geflüchtete und Frauen, wie die Liste der Toten verrät. Kein Zufall, betont der VHS-Verantwortliche, dass die Ausstellung von einem noch immer aktiven Sozialdarwinismus spricht. Begriffe wie unwertes Leben und Rassenhygiene aus Zeiten des nationalsozialistischen Terrors seien nicht vergessen. Die heile Welt gibt es nicht – höchstens auf Postkarten. So haben es sich die Ausstellungsmacher einfallen lassen, der Fotoserie zahlreiche Postkarten hinzuzufügen, die allerdings weder Wohn- noch Tatorte abbilden. „Es wird gezeigt, dass sich rechtsextreme Übergriffe und Morde überall in Deutschland Foto: Veranstalter SCHICKSALE IM BLICK Die Ausstellung Todesopfer rechter Gewalt ist vom 20. März bis 10. Mai in der Volkshochschule Aachen, Peterstraße, der Stadtbibliothek Aachen, Couvenstraße (2. OG) sowie im IZM – Internationales Zeitungsmuseum Aachen, Pontstraße, zu den jeweiligen Öffnungszeiten (s. S. 46/47) zu sehen. Die Eröffnung findet am Freitag, 20. März, 18 Uhr, im VHS-Gebäude an der Peterstraße 21–25, Raum 241, statt. www.vhs-aachen.de Gelebtes Leben Zu den Internationalen Wochen gegen Rassismus zeigt die VHS eine Ausstellung an drei Orten... ereignen können“, erklärt Kneip. „Die Postkarten-Idylle, wie sie nicht nur Touristen erfahren, steht im Gegensatz zur Gewalt.“ Die Ausstellung soll mahnen und den Besuchern den Mut geben, hinzuschauen, nachzudenken. „So normal, wie diese Menschen uns in den Fotos entgegenkommen, verstehen wir, dass es auch uns treffen könnte, jederzeit“, sagt Dr. Beate Blüggel, Leiterin der VHS Aachen. Graue leere Rasterflächen hat die Ausstellungsmacherin Rebecca Forner eingesetzt, um den gesellschaftlichen Umgang mit rechter Gewalt zu demonstrieren – das Verdrängen. Leere Ausstellungsfahnen zu Beginn und am Ende der Schau signalisieren: Es gab diese Verbrechen immer – und wird sie weiterhin geben. Im Rahmen eines Workshops am Freitag, 20. März (13–17 Uhr) will die VHS Menschen dazu befähigen, anderen die Ausstellung zu erklären. „Für die Teilnehmer ist das kostenfrei, eine wichtige Aufgabe“, ermuntert Heinz W. Kneip Interessierte. Finanziert wird die Schau durch die Projekte NRWeltoffen und Demokratie leben! an der VHS Aachen. Zur Ausstellungseröffnung (s. Infokasten) erwartet man eine Vertreterin der Opferberatung Rheinland in Aachen. Unbedingt hingehen!

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