BAD AACHEN 04-2020

4 | B AD A ACHEN 04/20 WELTERBE O b es das in den vergangenen 1216 Jahren je gegeben hat? Keine Osternacht im Öcher Münster! Angesichts der Corona- Krise hat das Bistum entschieden, alle Gottesdienste einzustellen. Dies betrifft Pfarreien, Gemeinden – und den Aachener Dom – und gilt zunächst bis Sonntag, 19. April. Doch Gott sei Dank schließt der Dom nicht ganz. Das Münster bleibt (wie andere Kirchen) vorerst täglich von 10 bis 18 Uhr zum Gebet geöffnet. Zeit zum Innehalten. Allein sein. Zu sich kommen. Aachener Welterbe einatmen. B AD A ACHEN -Autorin Sabine Rother hat schon mal tief Luft geholt. Auf, werde Licht! Es war alles vorbereitet für das erste Probeleuchten durch Licht- planer und Architekten im Aachener Dom – da traf das Veranstal- tungsverbot aufgrund des Risikos, eine Infektion mit dem Corona- Virus weiterzugeben, auch die Planungen von Dombaumeister Helmut Maintz. Die Wettbewerbssieger hatten bereits im oberen Umgang kleine Gerüste gebaut. Da kam das Aus. Verschoben. Ein herber Rückschlag für das Projekt, das die Kathedrale nach 40 Jahren mit moderner Beleuchtungstechnik aus- statten soll. „Das Probeleuchten ist extrem wichtig“, versichert Maintz. „Nur so kann die Fachjury sehen, ob die in den Entwürfen aufgezeigten Lösungen für den Innenraum des Doms gut und richtig sind.“ Getestet wird, in welchem Winkel man (LED-) Leuchtkörper anbringen sollte, welche Intensität das Licht haben darf und wie man historische Lampen ein- beziehen kann, gleichzeitig aber die Atmosphäre im Innenraum aufwertet. „Die jetzige Beleuchtung ist zu alt“, verweist Maintz auf Lampen, deren grelles Licht geradezu in die Augen sticht und eher ablenkt. „Wir würden die Kostenkalkulation gern fortführen, die bisher nur für Oktogon, Sechzehneck und Chorhalle vorliegt“, sagt er. „Die Kapellen müssen gleichfalls neu beleuchtet werden, damit wir die gesamte Substanz ins rechte Licht setzen.“ Für ihn ist die Realisie- rung im Innernraum dringend, Dach und Außenhaut des UNESCO- Weltkulturerbes sind bereits gesichert. Da fällt Geduld schwer. www.aachenerdom.de Kleinod in Arbeit: Taufkapelle Die komplizierten Arbeiten der Zimmerleute am sanft geschwungenen Dachstuhl der Taufkapelle des Aachener Doms sind nahezu abge- schlossen. Die Barockkapelle, einst fertiggestellt 1766, wird zurzeit bis hin zur letzten Fuge saniert. Der Dachstuhl aus Eichenholz war durch Alter und Witterungseinflüsse stark mitgenommen und durch Windkräfte verdreht . Das Konstrukt kippte nach Südwest. Das Holz der gebogenen Dachbalken war dünn, Nägel ragten hervor, Verankerungen lösten sich. Jetzt sind die Schäden behoben. Nach der Bitumenpappe soll über dem geformten Holz eine Schiefer- eindeckung das Rettungswerk abschließen. „Wir haben uns auf Wunsch der Denkmalbehörden erst im Februar für eine Belgische Deckung, also eine Doppel-Rechteck-Deckung, entschieden“, berichtet Dombaumeister Helmut Maintz (s. Foto). Doch durch die Rundung der Dachform liegen die Schieferplatten nicht komplett an, eine neue Lösung muss her. Die liegt etwas außerhalb der Fachregeln – sie zu finden, kostet nun zusätzliche Zeit. Nach einer Reihe von etwa fünf Schieferplatten muss eine unterlegte, abgerundete Platte (Material noch offen) einen durch die Dach- rundung entstehenden riskanten Zwischenraum schließen. Haken sichern die Schieferplatten. Falls es doch zum Bruch kommt, können sie so nicht abrut- schen. Hat man am Dom bisher Moselschiefer ver- wendet, wird nun Material aus Spanien beschafft, das gleichmäßiger und dünner ist als das bisherige. „Mit einem neuen Dachdecker sowie einem Sachverstän- digen für Schieferdeckungen arbeiten wir die Details jetzt aus“, hofft Maintz auf eine baldige Fortsetzung der Arbeiten. Auch hier setzt der Dombaumeister auf die Unterstützung der Bürger, um die Kapelle Johannes des Täufers als Kleinod am Domhof neu erstrahlen zu lassen. Der Karlsverein-Dombauverein hat dafür eine Spenden- aktion ins Leben gerufen. www.karlsverein.de · www.dombauhuette-aachen.de Perspektiven eröffnen Angesichts aktueller Krisen hilft es, den Blick auf Beständiges zu richten. Was könnte da besser geeignet sein als das Weltkulturerbe Aachener Dom. Erbaut um 800, hat es auch 2020 Neues zu bieten. Foto: Christoph Hartmann

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