BAD AACHEN 07-2020

6 | B AD A ACHEN 07/20 JUBILÄUM 150 Jahre Hilfe leisten Am 30. Juli 1870 schlug um 12 Uhr mittags die Geburtsstunde des Deutschen Roten Kreuzes in Aachen. Bis heute engagieren sich die Mitarbeiter in vielen Bereichen. Von Sabine Mathieu D as Deutsche Rote Kreuz (DRK) Aachen wird in diesem Monat 150 Jahre alt. Eigentlich ein Grund zum Feiern, leider wurden jedoch wegen Corona alle Festivitäten auf unbestimmte Zeit ver- schoben. Es wäre ein großer Tag für die 3168 Mitglieder geworden, da pünktlich zum Geburtstag das neue Domizil des DRK an der Kackertstraße fertig geworden ist. Es bietet genügend Platz für Aus- und Fortbildungsveranstaltungen, Einsatzfahrzeuge und Umkleidemöglichkeiten für die Einsatzkräfte sowie Lagerräume für medizinisches Gerät und Ausrüstung. 1870: Mobilmachung als Auftakt Zunächst jedoch ein Blick in die Vergangenheit: Im Juli 1870 begann der Deutsch-Französische Krieg. Im gesamten preußischen Herrschaftsgebiet wurde Mobilmachung befohlen, auch in Aachen. Insgesamt 1400 Öcher Männer, darunter zahlreiche Familienväter, mussten zur Armee. Am 30. Juli 1870, 12 Uhr mittags, trafen sich am Theaterplatz bei Regierungspräsident Moritz von Bardeleben Oberbürgermeister Johann Contzen und weitere Persönlichkeiten der Industrie und Gesellschaft. Im Hin- blick auf die zu erwartenden Kriegsver- letzten gründeten sie einen Zweigverein des Preußischen Vereins zur Pflege im Felde verwundeter oder erkrankter Krieger . Daraus entstand das heutige Deutsche Rote Kreuz in Aachen. Auf das Symbol rotes Kreuz auf weißem Grund hatten sich schon 1864 die 26 Delegierten aus 16 Staaten während der ersten Genfer Konferenz geeinigt. Die Farben der Schweizer Flagge wurden einfach umgekehrt und so zum neutra- len Symbol für die Hilfe verwundeter Soldaten im Feld, egal welcher Nationalität. Der Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant war Initiator dieser Bewegung. Nach der Schlacht bei Solferino, 1859 in Italien, hatte er Tausende Soldaten unbehandelt auf dem Schlacht- feld liegend sterben sehen. Diesem Elend wollte er unbedingt ein Ende bereiten, und er gründete erste Initiativen zur Versorgung verletzter Soldaten. Es sollte die Mission seines Lebens werden. Standort für Lazarette In Aachen hatte schon 1867 ein Ableger des Vaterländischen Frauenvereins , gegründet von der späteren Kaiserin Augusta, seine Arbeit aufgenommen. Zahlreiche junge Frauen waren als Pflegekräfte tätig, die nun als Rotkreuzschwestern arbeiteten. Es war der erste eigenständige Beruf, den unverheiratete Frauen im 19. Jahrhundert erlernen und ausüben konnten. Nach neunwöchiger Ausbildung wurden die Schwestern – in einheitliche Trachten gekleidet – in die Lazarette geschickt. Dort leisteten sie unverzichtbaren Dienst an den verwundeten Soldaten. Links: Das Bock’sche Haus am Theaterplatz war der erste Sitz des Roten Kreuzes von 1914 bis 1918. Mitte: Treffen auf dem Katschhof Unten: Neues Gebäude an der Kackertstraße

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