BAD AACHEN 08-2020
NETAACHEN-SONDERAUSGABE Das NetAachen-Domspringen ist Kult – für Weltklasseathleten und Tausende begeisterter Zuschauer. Der Countdown für 2021 hat begonnen. Ein Gespräch mit dem sportlichen Leiter Marc Osenberg. Von Gerrit Jung E s ist nicht so, dass die Leichtathletik komplett zum Erliegen gekommen ist wegen der Coronakrise. Leichtathleten sind Individualsportler, die einen großen Teil ihres Trainingspensums problemlos alleine abwickeln können. Das Beachten der Hygiene- vorschriften ist einfacher als in einer Mannschaftssportart. Für Stab- hochspringer beispielsweise gilt das in jedem Fall. Das kann auch Marc Osenberg berichten, der Leistungssportler betreut und in verschiedene Sportvents mit eingebunden ist, beispielsweise in das NetAachen-Domspringen, das trotz trainierter Athleten in diesem Jahr wegen Corona ausfallen muss. Die 16. Auflage findet jetzt am Mittwoch, 8. September 2021, statt. Das bedeutet die erste Absage in der Geschichte des Wett- kampfs, der seit seinem Start 2005 einen festen Platz im Aachener Spitzensport-Kalender hat. 2011 konnte aufgrund von Baumaß- nahmen nicht auf dem Katschhof gesprungen werden, da flogen die Sportler dann über den Markt. Klassiker auf dem Katschhof Diesmal ist die Absage unvermeidlich. „5000 Menschen in diesen Zeiten auf dem Katschhof – das funktioniert 2020 nicht“, sagt Andreas Schneider, der Geschäftsführer von NetAachen, der Namensgeberin des Springens. „Das hat etwas mit Verantwortung und Planungssicherheit zu tun. Auch wenn Letzteres in diesem Jahr leider eine Absage bedeutet.“ Die Athleten bedauern das. Wie gesagt – das Training läuft, unter normalen Umständen ginge die Saison jetzt allmählich auf ihre Höhepunkte zu. „Alle haben in der Zwangspause fleißig trainiert und sind heiß auf Wettbewerbe“, weiß Marc Osenberg. Beim NetAachen-Domspringen ist Osenberg der sportliche Leiter, der den Kontakt zu den Athleten herstellt. Und er liefert die Infra- struktur für den Klassiker auf dem Katschhof: den Laufbelag, auf dem die Springer anlaufen, und die Matte für die weiche Landung nach dem Flug über die Latte. Das alles gibt es erst im kommenden Jahr wieder. Es gab Überlegungen, den Wettbewerb doch irgendwie unter Berücksichtigung aller Sicherheitsauflagen zu versuchen. „Wir haben auch daran gedacht, das Springen irgendwo auf der grünen Wiese und mit mehr Abstand stattfinden zu lassen“, berichtet Schneider. Die Entscheidung fiel letztlich dagegen aus. Für die Zuschauer gemacht Die Tatsache, dass stark verschärfte Hygienevorschriften den Aufwand und die Kosten deutlich gesteigert hätten, fiel bei den Überlegungen ins Gewicht. Das K.-o.-Kriterium war sie aber nicht. Sondern viel mehr der Verlust des Charakters des Events. „Aachen ist ein Springen, das für die Zuschauer gemacht ist. Das lebt von der Atmosphäre und davon, dass die Zuschauer so nah mit dabei sind“, sagt Marc Osenberg. Das mache es für Athleten und Zuschauer so besonders. Die Maßnahmen gegen das Ausbreiten des Virus hätten diese besondere Atmosphäre verhindert. „Man muss da jede Veranstaltung individuell betrachten. Es gibt Wettkämpfe, bei denen die Zuschauer natürlich auch eine Rolle spielen, aber eben nicht eine so große wie in Aachen“, erklärt der Coach. Die deutsche Meisterschaft, die am zweiten August-Wochen- ende in Braunschweig geplant ist, sei ein solcher Fall. Da gehe es um Medaillen und Titel, während in Aachen die Stimmung der größte Eins, zwei, Absprung 6 | AUGUST 2020
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