BAD AACHEN 01-2021
20 | B AD A ACHEN 01/21 IMMOBILIEN-SPEZIAL Büchel-Stillstand beenden Anstelle des maroden Parkhauses soll im Altstadtquartier ein „Haus der Bürgerschaft“ entstehen. Den Prozess ins Rollen bringt die Stadt- und Entwicklungsgesellschaft Aachen. B AD A ACHEN sprach mit den Verantwortlichen. Von Bernd Mathieu G ehen Sie doch mal in die Mefferdatisstraße. Schauen Sie sich um. Wagen Sie einen Blick auf die Rückfront des Büchel-Park- hauses. Sie starren auf die Tristesse grauen Innenstadt-Alltags in bester Lage. Hier spüren Sie nicht den Hauch, sondern den rauen Wind eines urbanen Politikversagens. Und Sie wissen, vielleicht: Bald ist es vorbei mit diesem Desaster; denn endlich wird in Aachen richtig viel Staub aufgewirbelt. 25 000 Tonnen Schutt. Mefferdatisstraße 16–18: Christoph Vogt lacht laut und ziemlich lange, als ich ihn im Büro der SEGA (Stadt- und Entwicklungsgesell- schaft Aachen) frage, ob er von Saarbrücken nach Aachen gekom- men sei, weil er an zu niedrigem Blutdruck leide. Nein, versichert er. Er sei halt „Überzeugungstäter“. Für den Büchel und seine Zukunft ist das keine schlechte Voraussetzung. Vogt hat am 1. Oktober die Herausforderung angenommen, den Stillstand zu beenden und Bewegung in diesen extraordinären halben Hektar der Stadtmitte zu bringen. „Ein spannender Prozess“, sagt er. Wiese, Wohnen, Wissen In Saarbrücken hat er fast 20 Jahre bei der Gesellschaft für Inno- vation und Unternehmensförderung gearbeitet. Der 55-Jährige weiß also wahrscheinlich, worauf er sich eingelassen hat. Der halbe Hektar umfasst das Areal des Büchel-Parkhauses. Drei W stehen für die Pläne der Auferstehung: Wiese, Wohnen, Wissen. Das ist schnell erklärt. Vogt: „Wiese meint öffentliche Freiflächen und -räume, eine sinn- volle Nutzung zwischen den Gebäuden; Wohnen spielt eine zentrale Rolle; Wissen steht für Bildung in einem noch offenen Prozess.“ Den Wissensbaustein sieht er „eher in eine ökologische Richtung“. Drei Planungsteams entwickeln Ideen für den neuen Büchel. Und Prokurist Christoph Guth (30), der aus dem Finanzressort der Aachener Stadtverwaltung kommt, ergänzt, dass die entstehenden Projekte „noch nicht ganz klar“ seien. Der Zeitplan, den es jetzt wirklich gibt, sieht aber konkrete Schritte vor. 2021 ist das Jahr, in dem die planenden und investierenden Akteure ihre Nutzungs- vorschläge auf den Tisch legen. Aus den Planungsteams heraus werden die beabsichtigten Interessen nun städtebaulich definiert, und 2022 soll auf dieser Basis der Einstieg in ein strukturiertes Ver- gabeverfahren erfolgen. Christoph Guth: „Wir denken in diesen Bausteinen, und an den Finanzen wird das nicht scheitern, auch wenn wir die Finanzierbarkeit natürlich im Blick haben müssen. Die Stadt hat sich jetzt entschlossen, viel Geld in die Hand zu nehmen.“ Und was entsteht auf dem Parkhaus-Gelände? „Im Idealfall gibt es einen städtischen Nutzungsmix in einem kleinen Quartier, in dem auch hochwertige Freiflächen entstehen, die ebenfalls in den Abend- stunden genutzt werden können, kurzum ein Mix aus Baukörpern und Flächen, die der Stadtgesellschaft unmittelbar zugutekommen.“ Das können Bildungsreinrichtungen sein, das kann die Hoch- schule(n) und andere Institute betreffen und ein – noch Arbeitstitel – Haus der Bürgerschaft . Unterschiedliche Formate sollen möglich sein: Veranstaltungen, Ausstellungen, Kultur, kleinere Konzerte, Podien… Christoph Vogt betont mehrfach, dass die SEGA nur für das Park- haus-Gelände zuständig sei, nicht aber für angrenzende Areale, die nicht im Besitz der Stadt Aachen sind. Auf den eigenen Flächen ist die Stadt handlungsfähig. „Wo wir die Lufthoheit haben, da wird etwas passieren.“ Vogt und Guth sehen in ihrer Verantwortung aber Charmante Bilder auf maroder Fassade. Das ist bald abgerissene Vergangenheit. Rückfront hinter seinem Rücken: Christoph Vogt und das verkommene Büchel-Parkhaus. Stadtplanung inklusive Antoniusstraße: „Schon etwas Besonderes.“ Fotos: Bernd Mathieu
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