BAD AACHEN 02-2021
6 | B AD A ACHEN 02/21 Nun hatte ein kräftiger Nadelarbeiter mit Namen Klaus Zimmer- mann immer noch den Tambourstock mit dem weißen Quast, dr Wißquaaß , in seinem Besitz. Nach der Prügelei machte er sich mit einigen Kumpels auf, um seinen Sieg in den örtlichen Kneipen kräftig zu begießen. Dabei bot er den Tambour- stock für fünf Mark zum Verkauf an. Dort wurde Zimmer- mann schließlich von der Polizei gestellt, und Major Lange bekam den Steck zurück. Krimi am Karnevalssonntag Fast 20 Jahre später, 1877, wurde die nahegelegene Alexanderstraße zum Schauplatz eines schweren Kapital- verbrechens. Dort verkaufte der Trödler Peter Thoma am Karnevalssonntag, dem 11. Februar, unter anderem auch Karnevalsartikel. Die Eheleute Thoma waren schon seit Jahren mit dem Brunnenmeister Martin Gilliam über Kreuz und hatten mehrfach vor Gericht gegen ihn ausgesagt. Die Aussagen hatten jeweils zu einer Verurteilung geführt. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, sann Gilliam auf Rache. Er nutzte das fröhliche Treiben, um gemeinsam mit einigen Spießgesellen seine Drohungen gegen die Ehe- leute Thoma wahr zu machen. Als Dominos verkleidet und mit geschwärzten Gesichtern, betrat die Bande den Laden. Während einer von ihnen scheinbar harmlos bei Frau Thoma eine Pappnase kaufte, nutzte Gilliam die Gelegenheit, Herrn Thoma mit einem gezielten Messerstich den Bauch aufzu- schlitzen. Dem Verletzen gelang die Flucht aus dem Laden. Während er geistesgegenwärtig seine hervorquellenden Eingeweide festhielt, KARNEVAL HISTORISCH konnte er sich zu Nachbarn retten. Im Laufen sah er, wie seiner Frau von Gilliam ebenfalls der Bauch aufgeschlitzt wurde. Den Erfolg feierte die Mörderbande im Bavaria am Holzgraben. Die Eheleute Thoma lagen wochenlang im Maria-Hilf-Hospital an der Monheimsallee. Beide trugen lebenslange gesundheitliche Beeinträchtigungen davon, aber sie überlebten das Attentat. Walter Gilliam und seine Kumpane wurden trotz aller Vorsicht als Täter ent- larvt. Gilliam verbrachte weitere 15 Jahre im Zuchthaus, während seine aussagefreudigen Mittäter freigesprochen wurden. Fastelovvendstraditionen Gänzlich ohne gruselige Episoden verlief der Öcher Faschingszug 1893 (s. Plakat). Der erste Rosenmontagszug fand bereits 1840 unter dem Motto Krönungszug Karl V. statt. Schon zuvor hatte es nachweislich in den Jahren 1752, 1797 und 1804 maskierte Umzüge gegeben. Mit einigen Unterbrechungen zogen die echten Rosen- montagszüge dann bis 1939 durch die Stadt Aachen. Ausnahmen waren jeweils die Kriegsjahre 1914 bis 1918 und 1940 bis 1949. Doch auch aus anderen Gründen fielen Rosenmontagszüge aus: 1962 wegen der Hochwasserkatastrophe in Hamburg, 1991 im Zuge des Golfkriegs, 2021 aufgrund der Covid-19-Pandemie. Keine Frage aber, dass der Öcher Karneval sich auch davon nicht unterkriegen lässt. Denn schließlich geht der Ursprung des Brauch- tums auf eine Zeit der Unterdrückung zurück. Aachen und das gesamte Rheinland standen von 1794 bis 1814 unter französischer Besatzung. 1802 wurde Aachen als Verwaltungssitz des Départe- ments de la Roer eine französische Stadt und Verwaltungsmittel- punkt. Die Besatzung des Rheinlands wurde wesentlich von hier aus organisiert. Militärisch waren die Franzosen nicht stark genug, um im Alltagsleben dauernd präsent zu sein. Von 1798 bis 1806 erfolgte daher aus Sicherheitsgründen ein Verbot der lokalen Schützenvereine. Die empörten Bürger, typische Rheinländer, waren damit einer wesentlichen Quelle ihres gesellschaftlichen und teilweise auch politischen Lebens beraubt. Eine weitere erhebliche Belastung für die Bevölkerung stellte das französische Konskriptionssystem dar, die Militärpflicht aller männlichen Einwohner zwischen dem 18. und dem vollendeten 40. Lebensjahr. Den materiell Bessergestellten war es jedoch möglich, sich durch die Stellung eines Ersatzmanns von der Militärpflicht zu befreien. Jeckes Original: Leporello vom Aachener Faschingszug 1893. Foto: Sammlung Crous Die Sonderausgabe Heiraten in Aachen von B AD A ACHEN ist ab Ende Februar erhältlich! In Kooperation mit dem Standesamt Aachen bietet das handliche Magazin einen Überblick über alles, was für Paare wichtig ist, die in der Region Ja sagen wollen. Noch mehr nützliche Tools und aktuelle Trends finden Sie auf dem ergänzenden Hochzeitsportal Nr. 18 – 2021 Sonderausgabe in Kooperation mit dem Standesamt Aachen Heiraten in Aachen www.heiraten.bad-aachen.net Foto: Wilvorst
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