BAD AACHEN 05-2021

18 | B AD A ACHEN 05/21 KULTUR Virtuelle Wundertüte Das Theater Aachen gibt nicht auf: Im Lockdown haben die Kunstschaffenden Wege gefunden, ihre Ideen und Geschichten via Linse und Mikro in unterschiedlichen Formen auf die digitale Bühne zu bringen. Von Sabine Rother J etzt erst recht! Das Theater Aachen entwickelt unter corona- bedingten Einschränkungen neue Schwerpunkte. „Digitalität hat bei vielen Inszenierungen bereits eine Rolle gespielt“, sagt Presse- sprecherin Ursula Schelhaas. „Jetzt können wir darauf aufbauen, und es entsteht eine weitere Kunstform. Ab sofort bieten wir digitale Formate an, um die Zeit bis zur Theateröffnung zu überbrücken.“ So beteiligt man sich in Thomas Melles Stück Die Lage an einer Wohnungssuche mit all ihren bissigen Episoden, die ursprünglich auf der Bühne ausgelebt werden sollte – eine Geschichte von unver- schämten Vermietern, Fragen an Wohnungssuchende, die unter die Gürtellinie zielen, und der Tendenz, die Macht über Wohnraum schamlos auszuleben. Regisseurin Lisa Heinz, Dramaturgin Gesa Lolling und Filmer David Gerards machen daraus ein Projekt, das einerseits Theater pur bietet, andererseits umsetzt, was nur im Film möglich ist. Ein Bühnenstück plötzlich als Drehbuch – geht das? „Wir haben mit dem Verlag neue Verträge abgeschlossen“, erzählt Gesa Lolling. „Der Text ist aber universell einsetzbar.“ Gerards, der in der Besetzungsliste unter Cinematographie geführt wird, ist das Theater- filmen vertraut, vielfach hat er Trailer zu Inszenierungen gedreht. Online Vorträge Smarte Mobilität für alle – Wie gestalten wir die Verkehrswende? Dienstag, 4. Mai 2021, 19–20.30 Uhr 211-03840 Sanierungstreff: Dach Dienstag, 11. Mai 2021, 19–20.30 Uhr 211-02242 Afrikas Kampf um seine Kunst In französischer Sprache Prof. Dr. Bénédicte Savoy 211-10013 Dienstag, 18. Mai 2021, 19.30–21 Uhr Karl Lagerfeld – ein Deutscher in Paris Prof. Barbara Vinken, Alfons Kaiser 211-10015 Mittwoch, 19. Mai 2021, 19.30–21 Uhr Regieren in unsicheren Zeiten: Was kommt nach Merkel? Constanze von Bullion, Nico Fried 211-01021 Dienstag, 25. Mai 2021, 19.30–21 Uhr Navid Kermani im Gespräch mit Prof. Dr. Michael Brenner Donnerstag, 27. Mai 2021, 19.30–21 Uhr 211-10014 Filmreihe Global hingeschaut: Dark Eden Mittwoch, 19. Mai 2021, 18–20 Uhr 211-03831 Alle Veranstaltungen sind kostenfrei. = Informationen unter: www.vhs-aachen.de Auch online Power: „Die Lage“ als Film des Theaters. Foto: Theater Aachen Dennoch war es wichtig, im Team die Sprache des Mediums Film genauer zu erkunden. Die Kamera bestimmt den Zuschauerblick, geht nah heran an die Gesichter, arbeitet mit Schnitt und Gegen- schnitt, was einen Rhythmus und damit das Tempo der Handlung bestimmt. Mal ist der Blick auf den einen, dann auf den anderen Akteur gerichtet, mal auf die Schuhe, dann wieder auf Elemente der Umgebung. „Man kann das Stück nicht einfach von einer Bühne abfilmen“, betont Regisseurin Lisa Heinz. „Das verlangt eine neue Sicht auf das Werk und auf die Aspekte, die man herausarbeiten will, da hilft das episodenhafte in Melles Text sehr.“ Das Schwierigste: „Ich musste mich beim Dreh anstrengen, nicht auf die reale Szene, sondern auf das Gefilmte auf dem Bildschirm zu schauen!“ Bildern, die sich beim Theaterzuschauer im Kopf entwickeln, soll das filmische Projekt vorgreifen, sie vorgeformt anbieten. Musikalische Elemente, die Malcolm Kemp entwickelt, sprechen die emotionale Ebene an. 70 Minuten Disziplin Vom Ensemble wird äußerste Disziplin bei der auf 70 Minuten Onlinezeit limitierten Produktion erwartet. Zoom-Proben haben mit Petya Alabozova, Julian Koechlin, Karl Walter Sprungala, Stefanie Rösner und Benedikt Voellmy stattgefunden und waren „gewöh- nungsbedürftig“. Schauspielerinnen und Schauspieler, die bereits Filmerfahrung haben, konnten diese gut einsetzen. Anderen musste die in der Vorstellungsroutine antrainierte Hinwendung zum Pub- likum vor der Kamera abgewöhnt werden. Statt großer (Bühnen-) Gestik zählen die kleineren Bewegungen. Ein bereits bestehendes Bühnenbild von Sandra Linde und die Ausstattung von Marie Harneit wurden mit Außenaufnahmen in Aachener Abbruchhäusern kombiniert, die die Satire mit den Gedan- ken an vergangenes Leben verknüpft. „Für mich ist das eine groß- artige Erfahrung, man muss in jedem Moment Entscheidungen

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