BAD AACHEN 05-2021
20 | B AD A ACHEN 05/21 KULTUR Kann Corona Kunst sein? S eine Werke sind lebhafte Gespräche über Gott und die Welt: Wenn diese Redensart zu einem passt, dann ist es der Rumäne Dan Perjovschi. Freundlich, unnachgiebig, scharfsinnig – Perjovschi, 1961 geboren im rumänischen Sibiu, steht im Mittelpunkt der Ausstellung Drawing the World , die das Ludwig Forum für Inter- nationale Kunst in Aachen (Öffnung je nach Coronasituation) bis zum 6. Juni zeigt. Die Ausstellung führt die Besucher geschickt durch 35 Schaffens- jahre und zugleich durch ein wichtiges Kapitel der von Peter und Irene Ludwig aufgebauten Sammlung. Das Ehepaar hatte Ende der 1970er Jahre beschlossen, sich der osteuropäischen Kunst dort zuzu- wenden, wo sie Zeichen des Umbruchs zeigt – etwa bei der nach- revolutionären Kulturszene Rumäniens. „Peter Ludwig war es, der eine meiner ersten Arbeiten gekauft hat, er kam, sah sich etwas an, deutete auf das Bild und war schon wieder weg“, erzählt Perjovschi amüsiert, der in Aachen auf die Geschichte seiner Werke seit 1985 blickt und gleichzeitig Neues schafft: vier Wände eines Raums (eine mit schweren Tafeln), auf denen er mit Kreide oder schwarzem Marker zeichnet und tagesaktuelle Zeitungen verarbeitet. B AD A ACHEN in Action: Christoph Hartmann (r.) beim Videodreh mit Dan Perjovschi – www.bad-aachen.net anklicken und anschauen. Foto: Dan Perjovschi Wie gut das geht, zeigt Dan Perjovschi in seiner aktuellen Schau „Drawing the World“ im Ludwig Forum. 35 Schaffensjahre und ein brandaktuelles Werk an der Wand... Unbedingt entdecken. Foto: Ludwig Forum Fülle erfordert Zeit Wenn er um die Ecke geht, kann er den einstigen Ankauf, die Antropothek (Foto S. 21) von 1992, mit ihren 5000 gebündelten Zettelchen anschauen, eine Art Selbstbefragung seiner künstlerischen Persönlichkeit, die man nicht berühren darf – wie gerne würde man die Zettel durchstöbern! Brandaktuell ist seine Serie aus rund 400 Blättern zur Coronapandemie unter dem Motto Virus Diary , die in Sicht- weite zu den 2008 geschaffe- nen beiden 14 Meter hohen Wänden des Lichtturms mit ihren Chiffren aus weißer Kreide auf schwarzem Grund hängen (Foto). Kein Schwindel in großer Höhe? „Doch!“, erinnert sich Dr. Annette Lagler, die zusammen mit Dr. Alexandra Kolossa die Aus- stellung kuratiert. „Ihm war übel, selbst dazu gibt es eine Zeichnung.“ Es sei nicht leicht, die Fülle eines Dan Perjovschi zu überschauen, aber „eine großartige Sache, man muss sich Zeit nehmen“, rät sie. Humor und der Wille zur Zerstörung Der Rumäne explodiert in seinen Gedankenbildern zu gesell- schaftlichen Realitäten, kommentiert spitzfindig in sparsamen Pikto- grammen, ist bissig, frech, visionär und selbstkritisch. „Eine Portion Foto: Christoph Hartmann
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