BAD AACHEN 09-2021
22 | B AD A ACHEN 09/21 WAHL 2021 KATHARINA WILLKOMM (FDP) K atharina Willkomm hat in Bonn Rechtswissenschaften studiert und ihr Referendariat am Landgericht Aachen absolviert. Während ihres Studiums arbeitete sie unter anderem im Landtag NRW für einen Abgeordneten und sammelte so ihre ersten Erfahrun- gen in der parlamenta- rischen Arbeit. Seit 2017 ist sie Bundes- tagsabgeordnete. Sie war Direktkandidatin in Düren und zog als 20. der FDP-Landes- liste in den Bundestag ein. Sie ist in ihrer Fraktion Sprecherin für Verbraucherschutz. Diesmal kandidiert sie in Aachen. „Man sollte dort kandidieren, wo das Herz ist, wo man sich heimisch fühlt. Seit ein paar Jahren hat es mich immer mehr nach Aachen gezogen“, sagt die 34-Jährige. Und hier habe sie als in Aachen zugelassene Rechtsanwältin auch beruflich Fuß gefasst. „Daraus folgte, dass sich mein privater Lebensmittelpunkt mit meinem Mann immer mehr Richtung Aachen verschoben hat.“ In den bisherigen vier Jahren im Bundestag konnte sie eigene Akzente setzen, die vor allem mit ihrem Beruf als Juristin zusammenhängen. Sie ist in ihrer Fraktion Berichterstatterin für Mietrecht. Die FDP reichte eine Normenkontrollklage in Karlsruhe gegen den Berliner Mietendeckel des rot-rot-grünen Senats ein. „Das Bundesverfas- sungsgericht ist unserer Ansicht gefolgt und hat den Mietendeckel für verfassungswidrig erklärt.“ Dieses Beispiel beweise ihr, dass man auch als Oppositionspolitikerin „etwas bewegen kann“. Zu ihren Schwerpunkten für die nächste Legislaturperiode zählt an erster Stelle bezahlbarer Wohnraum in Groß- und Unistädten. „Das geht aber nicht über die Preisregulierung für die Bestandswoh- nungen, sondern über Baukostensenkung und neu geschaffene Wohnungen. Damit die Preise sinken, muss das Angebot steigen. Wir müssen mehr, schneller und günstiger bauen. Um heute in Deutschland ein Haus zu bauen, müssen über 20000 Bauvorschriften, Normen und Anforderungen beachtet werden. Das klingt nicht nur kompliziert, es treibt vor allem die Kosten in die Höhe. Deshalb will ich das Bau- und Planungsrecht mit verschlanken und digitalisieren.“ Das ist ein weiteres Stichwort für sie: „Die Digitalisierung des Staates will ich mit vorantreiben. Die derzeitige Bundesregierung hat so viel Potenzial liegen lassen in den letzten Jahren. Dabei wünsche ich mir zum einen, dass die Verwaltung die digitalen Möglichkeiten nutzt, um die Wege zum Amt kürzer zu machen und viel bürger- freundlicher zu werden. In der Coronakrise als auch jetzt bei der Flutkatastrophe zeigt sich, dass auch für Prävention und Bewältigung ganz existenzieller Situationen die Digitalisierung wichtig ist.“ Ihr dritter Schwerpunkt bleibe die Verbraucherpolitik. „Ich kämpfe für bessere Verbraucherbildung, funktionierenden Wettbewerb bei den digitalen Plattformen, eine Neuregelung der Fluggastrechte und eine faire Umsetzung der EU-Sammelklage.“ www.katharina-willkomm.de ANDREJ HUNKO (DIE LINKE) A ndrej Hunko ist in München geboren und in Aachen aufgewachsen. Der 57-Jährige hat unter anderem als Lkw-Fahrer, Drucker, Publizist und in der Krankenpflege gearbeitet. 2007 wurde er Mitarbeiter von Tobias Pflüger im EU-Parlament und 2009 in den Bundestag gewählt. Er ist Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europa- rates und seit 2020 stellvertretender Vor- sitzender der Fraktion Die Linke im Bundestag. Seitdem er politisch denken könne, habe er sich immer politisch links orientiert. „Meine erste Aktion war als Schüler bei Greenpeace in Aachen gegen das Waldsterben. Soziale Ungerechtigkeit und Kriege haben mich immer empört. Als sich 2005 die Bildung einer neuen Linken aus PDS und WASG abzeichnete, habe ich mich dem Projekt angeschlossen.“ Er habe als Abgeordneter Aachen stets im Blick. „Es gibt immer wieder konkrete Aachen-spezifische Themen, für die ich mich mit den anderen MdBs aus der Region einsetze, etwa den Erhalt des ICE- Standortes Aachen oder den Ausbau der Zugstrecke nach Köln. Auch das marode Atomkraftwerk Tihange oder die drei Atomwaffen- standorte rund um Aachen habe ich in Berlin immer wieder kritisiert. Besonders schön ist es, wenn ich meine internationalen Erfahrungen zur Unterstützung von Flüchtlingen vor Ort einbringen kann.“ Für die neue Legislaturperiode sieht er als große Aufgabe die Überwindung gesellschaftlicher Ungleichheit. In der Coronakrise habe sich die soziale Spaltung drastisch verschärft, die Armen seien ärmer geworden, die Millionäre (zahl)- reicher geworden. Dann: der sozial- ökologische Umbau der Wirtschaft. „Angesichts des Klimawandels müs- sen wir schnellstens aus der fossilen Ener- gieversorgung aus- steigen und auf eine erneuerbare Energieversorgung umstellen. Die Eindämmung der Klimaerhitzung ist nur möglich, wenn die Maßnahmen sozial gerecht sind, wenn sie an der Produk- tion ansetzen und wenn sie international stattfinden.“ Und: eine auf Kooperation und Frieden ausgerichtete Außenpolitik. „Eine neue Konfrontation zwischen dem Westen und Russland oder China muss verhindert werden. Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschen- rechte müssen überall gefördert werden. Sie dürfen aber nicht missbraucht werden, um neue Kriege zu legitimieren.“ Hofft er noch auf Grün-Rot-Rot? „Sollte rechnerisch eine Koalition mit SPD und Grünen möglich sein, werden wir natürlich reden, aber nicht unsere Grundsätze über Bord werfen. Ich habe aber eher den Eindruck, dass insbesondere die Grünen lieber mit der CDU oder der FDP koalieren wollen als mit uns.“ www.andrej-hunko.de Foto: FDP Foto: Christoph Giebeler
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