BAD AACHEN 09-2021

24 | B AD A ACHEN 09/21 DER KANZLERKANDIDAT E r ist der erste NRW-Ministerpräsident aus Aachen. Der erste CDU- Bundesvorsitzende aus Aachen. Der erste Kanzlerkandidat aus Aachen. Ob Armin Laschet auch der erste Bundeskanzler aus Aachen wird? Abwarten! Lange sah es in allen Umfragen so aus. Dann entwickelte sich nach einigen eher unglück- lichen öffentlichen Auftritten eine regel- rechte Flaute in der Beliebtheitsskala. Die Werte gingen nach unten. Jetzt ist das Rennen um die Merkel- Nachfolge offener denn je. Armin Laschet ist noch nicht am Ziel, aber er bleibt zuversichtlich. Ähnlich wie im NRW-Landtagswahlkampf 2017. Damals hatte vorab kaum jemand auf den 60-jährigen Aachener gesetzt. Und dann hat er doch gewonnen, gewiss auch wegen der zuletzt doch schwächelnden amtierenden Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD). Öcher ohne Wahlkreis Gegen den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) hat er sich in der Kanzlerkandidatur durchgesetzt und vorher schon gegen Friedrich Merz und Norbert Röttgen bei der Wahl zum CDU- Chef. Eine klare Entscheidung hat er auf jeden Fall bereits getroffen: Unabhängig vom Wahlergebnis wird er nach der Bundestagswahl sein Amt als Ministerpräsident aufgeben und nach Berlin wechseln. Und so reicht die Palette der Möglichkeiten vom Amt des Bundes- kanzlers über den Oppositionsführer bis zum einfachen Bundestags- abgeordneten. Wenige Prozentpunkte werden letztlich die Fort- schreibung seiner Biografie gestalten. Der Kanzlerkandidat von CDU/CSU hat von Burtscheid aus seine politische Karriere begonnen – zunächst im Stadtrat, dann im Bundestag, danach im Europaparlament, schließlich als Landes- minister im Kabinett von Jürgen Rüttgers, später als Vorsitzender der Landtagsfraktion und Chef der nordrhein-westfälischen CDU und als Ministerpräsident. Eine beachtliche Karriere, die viele ihm nicht zugetraut hatten. Im Wahlkreis Aachen kandidiert er nicht. Offizielle Begründung: Er wolle dem langjährigen CDU-Abgeordneten Rudolf Henke das Mandat nicht streitig machen. Armin Laschet steht ohne Wahlkreis auf Platz eins der nordrhein-westfälischen CDU-Landes- liste. Die Daumen drücken seine Frau Susanne und die drei Kinder. www.armin-laschet.de WAHL 2021 Zwei Aachener machen in der Bundespolitik von sich reden: Während der CDU-Mann Kanzlerambitionen hat, steigt die SPD-Frau nach 31 Jahren aus dem politischen Geschäft in Berlin aus. Bernd Mathieu stellt beide vor. Politik(er) made in Oche DIE AUSSTEIGERIN D ie Aachenerin ist eine der bekanntesten Politikerinnen der Bun- desrepublik. Das gilt auch noch heute. Ulla Schmidt war mit acht Jahren und neun Mona- ten Amtszeit die dienst- älteste Gesundheitsministe- rin in der Europäischen Union und die am längsten amtierende Bundesministerin in diesem Ressort (2001 bis 2009). In dieser langen Zeit agierte und regierte sie voller Elan, Durchsetzungskraft, Belastungsfähigkeit, mit hoher Kommunkiationsfähigkeit und souveränem Umgang gegen manche heftige Anfeindung, die zuweilen weit über das persönlich zumut- bare Maß hinausging. Sie hat das weggesteckt und unverdrossen ihre Arbeit gemacht. Als Bundesgesundheitsministerin stand die Sozialdemokratin im stän- digen Fokus von Ärzten, Pharmaindustrie, Krankenkassen, Lobbyisten, politischen Gegnern, Medien, Satireshows und natürlich Patientin- nen und Patienten. Nach der Bundestagswahl 2013 nominierte die SPD-Fraktion sie für das Amt der Vizepräsidentin des Bundestages, das sie bis zum Ende der Legislaturperiode 2017 wahrnahm. Zu Hause am schönsten Ulla Schmidt ist nicht nur wegen ihres Geburtsorts und ihres rheinischen Klangs eine echte Aachenerin, ein Öcher Mäddche. Sie ging hier zur Realschule und zum Einhard-Gymnasium, studierte an der RWTH und an der Pädagogischen Hochschule in Aachen. Sie war nach dem Referendariat in Kornelimünster Lehrerin für Sonder- pädagogik in Stolberg und Eschweiler. Bis 1992 war sie Ratsfrau der Stadt Aachen. Seit 1990 ist Ulla Schmidt Mitglied des Deutschen Bundestages, mal direkt im Wahl- kreis Aachen, mal über die SPD-Landesliste NRW gewählt. Jetzt, mit 72, hört sie auf. Und bleibt weiter aktiv, zum Beispiel als Vorsitzende der Bundesvereinigung Lebenshilfe e. V., für die sie sich intensiv einsetzt. Mehr als 20 Organisationen, Vereine und Initiativen unter- stützt sie direkt vor Ort in Aachen. Sie wird weiter in zahlreichen Organisationen, Vereinen und Initiativen aktiv bleiben. Natürlich in und von Aachen aus. Hier ist und bleibt der Lebensmittelpunkt der Mutter einer Tochter und begeisterten Oma. „Ich habe mein ganzes Leben in Aachen verbracht. Ich bin viel herumgekommen und habe viel gesehen. Aber nirgends gefällt es mir so gut wie zu Hause.“ Klarer kann ein Bekenntnis zur Heimatstadt nicht formuliert werden. Bis bald in Aachen, Ulla Schmidt. www.ulla-schmidt.de Foto: Land NRW/ Laurence Chaperon Foto: Benno Kraehahn

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