BAD AACHEN 02-2022

12 | B AD A ACHEN 02/22 DER GUTE KLANG DER STADT MOZART UND DIE KÜSSE DER PRINZESSIN Über die Liebe zur Musik könnte das Alte Kurhaus an der Komp- hausbadstraße viel erzählen. Im benachbarten Hotel Du Dragon D’Or stieg am 30. September 1763 Leopold Mozart mit seinen musikalischen Wunderkindern Nannerl und Wolfgang ab. Der Siebenjährige und seine ältere Schwester eroberten die Herzen des Publi- kums im Sturm. Vater Leopold war dennoch mit den Erträgen nicht zufrieden. Prinzessin Amalia von Preußen war ganz verliebt in Wolf- gang, aber, so schrieb Leopold Mozart: „…sie hat selbst kein Geld. Wenn die Küsse, so sie meinen Kindern, sonderheitlich Meister Wolf- gang gegeben, lauter neue Louis d’or wären, so wären wir glücklich genug; allein weder der Wirth noch die Postmeister lassen sich mit Küssen abfertigen.“ Der kleine Mozart selbst war so verliebt in seine Musik und ihre Möglichkeiten, dass er sie immer wieder variierte. Der Kunst der Improvisation verdanken wir die Melodien von Morgen kommt der Weihnachtsmann oder Der Mai ist gekommen . Die in ihre Stadt verliebten Öcher sind sicher, dass er ihnen die Melodie von Vür sönd allemole Öcher Jonge damals geschenkt hat. IM AACHENER WALD ENTDECKEN BISMARCK, AACHEN UND DIE LIEBE Sollte uns der Valentinstag mit Sonne verwöhnen, würde sich ein Ausflug zum Bismarckturm anbieten. Er steht auf dem Ehrenfriedhof neben dem Waldfriedhof an der Monschauer Straße. Bismarck kam 1836 nicht der Liebe wegen nach Aachen, sondern wegen eines Referendariats bei der Preußischen Regierung. Wenige Wochen nach seiner Ankunft verliebte er sich in die „hinreißend liebens- würdige“ Laura Russel, eine Nichte des Herzogs von Cleveland. Die Heirat verwarf er aber wegen einer Liaison mit Laetitia Wyse-Bonaparte, die zwar 15 Jahre älter war als er, aber die Nichte von Napoleon I. Schließlich verließ er Aachen unter Vortäuschung eines „Unwohl- seins“ am Arbeitsplatz, um Isabella Loraine-Smith – „einer jungen Britin von blondem Haar und seltener Schönheit“ – bis nach Italien zu folgen. Die Uniform ließ er sich nachsenden, als seine Heiratspläne konkret wurden. Pech für ihn, dass Isabella einem 50-Jährigen mit festem Einkommen den Vorzug gab. Bismarck schrieb: „Arm im Beutel, krank am Herzen, kehrte ich nach Pommern heim.“ BAD AACHEN EMPFIEHLT Auf den Spuren der Liebe Am 14. Februar ist Valentinstag. Wer Liebste oder Liebsten mit Blumen, Kulinarik, Geschenken überrascht, kann ein paar Öcher Ameröllche dazu erzählen. Tipps des Monats von Stadtführerin Sabine Mathieu. DIE KUR- UND BADESTADT CASANOVA UND DER MANGEL AN ABENTEUERN Schauplatz der nächsten Geschichte sind die heißen Quellen. Ihret- wegen kam so mancher, um seine Liebeskrankheiten zu lin- dern, nicht die des Herzens wohlgemerkt. Mit Brachial- kuren, bei denen bis zu drei Liter Heilwasser pro Tag auf der Rezeptliste standen, rückte man den peinlichen Folgen der Liebe sprichwörtlich zu Leibe. Casanova kam mit 36 Jahren in Begleitung einer Dame um die 50. Die Marquise d’Urfé war hauptsächlich in ihr Äußeres verliebt, das sie um jeden Preis erhalten wollte. Mithilfe einer okkulten Zeremonie hoffte sie, durch Wiedergeburt ewige Schönheit zu erlangen. Casanova sollte ihr assistieren, bekam jedoch kalte Füße. Beim Bad im warmen Aachener Wasser zauberte er ein Schreiben des Mondes hervor, der der Marquise von ihren Plänen abriet. Casanova musste Aachen kurz darauf Hals über Kopf verlassen, nachdem die Marquise und zwei weitere Damen festgestellt hatten, dass er sich zu sehr der Liebe zum Glücksspiel hingegeben und ihr Geld fast verspielt hatte. Foto: Manuel Klering Foto: Manuel Klering Foto: Manuel Klering LEGENDEN DER KAISERSTADT DIE LIEBE DER GEKRÖNTEN TAUBEN Seine vielen Töchter liebte Karl der Große angeblich so sehr, dass er sich nicht von ihnen trennen wollte. Sicher waren es auch dynas- tische Gründe, weshalb er sie nicht heiraten ließ. Auf das eine oder andere Liebesabenteuer mussten die Prinzessinnen nicht verzichten. Sie machten den Wissenschaftlern der Hofschule und den Besuchern der Pfalz so unverhohlen schöne Augen, dass Alkuin von York, der Schulleiter, den Herren den Rat gab, sich vor den „gekrönten Tauben zu hüten, die durch die Palastgänge streifen.“ Doch selbst Karls Sekretär Einhard (Foto mit Karl) hatte ein Küddelchen mit einer Karls- tochter, die Emma genannt wird, um ihr Inkognito zu wahren. Nach- dem es während eines nächtlichen Besuchs bei ihr geschneit hatte, trug ihn die couragierte Geliebte quer über den Katschhof in Richtung Dom. So gab es nur Frauenspuren im frischen Schnee und Emma konnte behaupten, sie sei auf dem Weg zur Messe gewesen. Foto: Archiv

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