22 | BAD AACHEN06/22 aseag.de #DaSteigIchEin Sinfonie statt Hupkonzert Mit der ASEAG entspannt zum Ziel. KULTUR Sommer mit Sonnenallee „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ – der Roman war 1999 ein Bestseller, der Film dazu ein Riesenerfolg. Nun bringt das DAS DA THEATER die Ost-West-Story als Musical auf die Bühne von Burg Wilhelmstein. Von Marc Wahnemühl Damals, in der DDR, hat im Schatten der Mauer auch die Sonne geschienen, gab es auch die üblichen Schwierigkeiten mit dem Erwachsenwerden, hatten die Heranwachsenden Wünsche und Träume. Davon erzählt der Roman Am kürzeren Ende der Sonnenallee von Thomas Brussig. Die Verfilmung von Leander Haußmann dient dem DAS DA THEATER als Vorlage für sein diesjähriges SommerOpen-Air. Darin geht es um das Leben einer Gruppe Jugendlicher in Ostberlin, die an einem Ende (dem kürzeren) der Sonnenallee lebt, die sich in beiden Hälften der geteilten Stadt erstreckt. Es geht um ein Lebensgefühl, um einen Hauch Nostalgie, um verbotene Westmusik, darum, „dass die Menschen im Osten ja auch nicht den ganzen Tag unglücklich waren“, ergänzt DAS DA-Intendant Tom Hirtz, der die Dramaturgie übernommen hat. Brussig hat in seiner Vorlage auch ernste Themen nicht ausgespart: Bespitzelung durch Stasi und Nachbarn, Bevormundung durch staatliche Stellen, Verbote, Einschränkungen im täglichen Leben und, und, und. „Das gefällt mir an der Sonnenallee besonders: Sie hat viele ernste Seiten, ohne zur Tragödie zu werden“, sagt Hirtz: „Der Grundton ist eher komödiantisch. Es ist ein Stück Zeitgeschichte mit viel Humor, toller Musik und grandiosen Choreografien.“ Micha, Miriam und ein Museum Und das geht so: Micha Ehrenreich und seine Freunde leben, wie gesagt, in der Ostberliner Sonnenallee. Die Wohnungen sind eng, die Nachbarn wahrscheinlich bei der Stasi. Der West-Onkel schmuggelt Nylonstrümpfe, die Jugendlichen suchen nach einem verbotenen Rolling-Stones-Album und Michas Mutter plant ihre Flucht in den Westen. Doch Osten hin, Westen her: Das Wichtigste für Micha ist Miriam, in die er unsterblich verliebt ist, die ihrerseits aber einen Wessi will. Trotzdem legt Micha ihr sein Leben zu Füßen und lernt dabei, es in die eigenen Hände zu nehmen. „Buch und Film sind toll. Man bekommt eine richtig gute Geschichte erzählt. Wir wollten jedoch deutlich mehr Musik als im Film“, erklärt Regisseurin Maren Dupont den Weg zum Musical. Songs der 1960er- und 1970er-Jahre, auf Deutsch und auf Englisch, Hits aus dem Westen genauso wie aus dem Osten – allein schon die Musik erzeugt eine besondere Atmosphäre. Musik von den Stones bis zu den Puhdys Und um das Publikum gleich in die richtige Stimmung zu versetzen, hat Bühnenbildner Frank Rommerskirchen ein ganzes Museum auf die Bühne gestellt, mit Originalexponaten aus der DDR und Infowänden. „Wir haben ein begehbares Bühnenbild. Die Zuschauer und Zuschauerinnen dürfen bis zum Beginn des Stückes unser Museum besichtigen“, verdeutlicht Maren Dupont. Ein pfiffiger Kniff, um den Blick zurück auf eine besondere Zeit in der deutschdeutschen Geschichte authentisch zu gestalten, ohne gleich in Naturalismus zu verfallen. Und tatsächlich dienen Statistinnen als Museumswachen. Sobald es dann losgeht, ist das gesamte DAS DA-Ensemble mit zwei Gästen im Einsatz. Plus die seit Linie 1 bekannte Band, die live für den richtigen Sound sorgt. Und der hat es in sich! Zwölf Songs gibt es zu hören, jeder einzelne treibt die Handlung voran. „Ohne zu viel sagen zu wollen… es gibt Songs von den Stones, von Elvis und den Puhdys“, mehr verrät Tom Hirtz nicht. Nur noch dies: „Wir versprechen: Man geht definitiv mit Ohrwürmern nach Hause!“ Ab geht die Post: Musik und viel Gesang auf Burg Wilhelmstein. Foto: Lukas Dahle
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