8 | BAD AACHEN 11/22 Durchatmen. Das macht Georg Stoffels am 2. November erst einmal, wenn er am Schreibtisch des Hauptgeschäftsführers (HGF) Platz nimmt. Sein neuer Arbeitsplatz in der Handwerkskammer Aachen. Der 58-jährige Jurist kennt die öffentlich-rechtliche Körperschaft wie seine Westentasche. Oder? „Ich schaue erst einmal nach, ob mein Vorgänger etwas in den Schubladen vergessen hat“, plant er Tag eins augenzwinkernd weiter. Unter Peter Deckers war er zuvor Geschäftsführer für Berufsbildung und Recht. Im November 1999 hatte er in der Rechtsabteilung angeheuert, wurde später deren Leiter. Ein Praktikum in der Kreishandwerkerschaft in Düren, wo er aufgewachsen ist, wies ihm den Weg. „Ich selbst bin handwerklich eher unbegabt, bewundere die Leistungen der Handwerker/innen daher umso mehr.“ Passt! „Die Handwerkskammer ist eine Selbstverwaltungskörperschaft, in den Gremien bestimmen ehrenamtliche Handwerker/innen selbst die Grundsätze der Politik, die von der Geschäftsführung umgesetzt werden“, beschreibt Stoffels. Ein bewährtes System, das sich im Tandem Präsident (Marco Herwartz) und HGF widerspiegelt: „Der Präsident als Handwerksmeister sagt, was den Handwerkern unter den Nägeln brennt, der HGF sollte einen Lösungsvorschlag haben, wie man das Brennen lindern kann, ohne die Nägel zu verletzen.“ Doch Stoffels will auch eigene Akzente setzen, die Kammer als noch wichtigeren Dienstleister beim Technologietransfer positionieren. Die energetische Umrüstung müsse zudem verstärkt für Qualifzierungsmaßnahmen genutzt werden: „Im Kammerbezirk fehlen geschätzt über 1000 Fachkräfte, um die Energiewende umzusetzen“. Lieferengpässe. Energiekrise. Und der goldene Boden? „Handwerk ist systemrelevant“, blickt Stoffels auf eine gute Auftragslage. Damit das so bleibt, fordert er Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Ausbildung. Und aktuell: schnelle Hilfen für energieintensive Betriebe. Kaum Zeit zum Durchatmen also für den HGF, der sich die Leitung mit seinem Stellvertreter, Wilhelm Grafen, teilt. Verantwortlich sind sie für rund 17 400 Betriebe – in der Städteregion Aachen und den Kreisen Euskirchen, Düren, Heinsberg. Gemeinsam mit den Innungen ließe sich das bewältigen, sagt Georg Stoffels entspannt. BAD AACHEN ist überzeugt, dass der passionierte Musiker auch im neuen Amt immer den richtigen Ton trifft. cf Seit genau 23 Jahren sind Sie jetzt bei der Handwerkskammer Aachen, was macht das regionale Handwerk für Sie so interessant? Handwerk ist die Wirtschaftsmacht von nebenan. Dieser Slogan unserer Imagekampagne sagt alles. Es macht große Freude, diese Wirtschaftsmacht im Kammerbezirk bestmöglich zu unterstützen. Bietet die Position des Hauptgeschäftsführers Ihnen nochmals eine neue Herausforderung? Mit den aktuellen Topthemen wie Energiekrise, Material- und Fachkräftemangel dürften für mich die Herausforderungen in der nächsten Zeit gesichert sein. Welche drei vorrangigen Ziele haben Sie zu Beginn im Fokus? Handwerk als erste Adresse für Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Energiewende in Position zu bringen. Wo sehen Sie das deutsche Handwerk in zehn Jahren? Meister und Master sind gesellschaftlich gleichermaßen anerkannt. …und die Handwerkskammer Aachen? ...unter anderem als Kaderschmiede für Digitalisierung und technische Innovationen in der gewerblich-technischen Aus- und Weiterbildung. …die Betriebe in der Region? …als heiß umworbene Alleskönner und Retter des Klimawandels. Welchen Handwerksberuf würden Sie selbst gerne ausüben? Das Zimmererhandwerk – Holz ist faszinierend, aber auch die coole Zimmermannskluft. VORGESTELLT Foto: HWK Aachen FRAGEBOGEN Geburtsdatum: 19. 12. 1963 Geburtsort: Duisburg Familienstand: verheiratet Beruf: Jurist und ab 1. 11. 22 Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen Hobbys: Jazz, Saxophon und Wasserball Georg Stoffels Handwerk als Alleskönner Hauptgeschäftsführer trifft auf gute Auftragslage und gewaltige Herausforderungen.
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