STADTHISTORIE Aachen hat eine Menge an Stadtschmuck zu bieten. Zahlreiche Brunnen und Skulpturen säumen den Weg durchs Städtchen. Highlights sind Dom und Rathaus und natürlich viele schöne Geschäfte. Wer jedoch genau hinschaut, findet Reste aus Aachens Historie, kleine Hinweise auf frühere Funktionen von Bauwerken oder Ereignisse aus Vergangenheit und Gegenwart. In jedem Monat stellt BAD AACHEN-Autorin und Stadtführerin Sabine Mathieu von nun an ein kleines Detail vor. Viel Spaß dabei! Öcher Spurensuche HAUS ZUM GÜLDEN VERKEN Keine Frage, noch heute haben zahlreiche Öcher Mäddche en Jonge ein besonderes Verhältnis zum Haus Nr. 18 in der Jakobstraße. Dort war zwischen 1897 und 1959 das 1830 gegründete Marianneninstitut untergebracht. In Aachens erster Entbindungsanstalt für tugendhafte junge Wöchnerinnen, die verheiratet sein mussten, haben mehr als 40 000 Öcher Kenger das Licht der Welt erblickt. Die Anstalt trug den Namen von Prinzessin Marianne von Preußen, der Schwägerin von König Friedrich Wilhelm III. Der Arzt Dr. Vitus Metz hatte mit der Einrichtung Frauen aus armen Verhältnissen bessere Bedingungen für eine Geburt verschaffen wollen. Die Wohnverhältnisse waren im damaligen Aachen teilweise verheerend und extrem beengt. Das Institut war zunächst im Haus Bendelstraße 22 untergebracht. Wer jedoch genau hinsieht, wird auf das Fahnenzeichen am Haus aufmerksam. Es deutet auf seine vormalige Funktion als Gaststätte hin. Aus den Anfängen des Hauses ist bekannt, dass dort Apollonia Radermecher aufwuchs. Sie war ab 1622 Gasthausmeisterin des Elisabethspitals am Radermarkt, dem heutigen Münsterplatz. Einige Jahre später gründete sie die Gemeinschaft der Schwestern der hl. Elisabeth. Die Elisabethinnen sind Franziskanerinnen und leben heute am Preusweg. Apollonias Vater, Peter Radermecher, hatte wegen der konfessionellen Auseinandersetzungen in Aachen seine wohl dotierte Stelle als städtischer Beamter im Rathaus verloren. Apollonia war beim Umzug noch ein Kind. Ob die Eltern das Haus gekauft oder sogar neu erbaut haben, ist nicht bekannt. Vater Radermecher eröffnete das Gasthaus Zum gülden Verken, auf das das Häuserzeichen heute noch hinweist. Die unterschiedlichen Baustile am heutigen Haus lassen auf mehrfache Renovierungen und Umbauten schließen. Sicher wurde der Ursprungsbau auch beim Stadtbrand 1656 in Mitleidenschaft gezogen. Auf die Nutzung des Hauses weist das steinerne Wappen über dem Tor- bogen hin. Dort kann man alte Zunftzeichen des Brauhandwerks, aber auch der Tuchmacherei erkennen. sm Foto: Sabine Mathieu Münsterplatz 7-9 · 52062 Aachen · Tel. 0241-3 13 69 Lesen ist Abenteuer im Kopf. Und weil jeder Kopf anders ist, beraten wir Sie individuell! Buchhandlung Schmetz am Dom SEIT 70 JAHREN FEIN · KOMPETENT · PERSÖNLICH www.buchhandlung-schmetz.de 01/23 BAD AACHEN | 23
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