8 | BAD AACHEN 05/23 Europa im Kleinen! Hier zu leben und zu arbeiten, ist für Dieter Begaß ein Privileg. Er muss es wissen, schließlich leitet er seit über zehn Jahren den städtischen Fachbereich 02 Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung & Europa. „Im Dreiländereck genießen wir die Vorteile von Europa, kennen aber auch die Hürden“, sagt er, „da sind unsere grenzüberschreitenden, pragmatischen Lösungen manches Mal Blaupause für größere Zusammenhänge.“ Aachen habe einen ausgezeichneten Ruf als Europastadt: „Eine Großstadt, bei der über die Hälfte der Stadtgrenze gleichzeitig Staatsgrenze ist, und in der mehr als 30 Könige gekrönt wurden, gibt es nur einmal in Europa“. Das führt unweigerlich zum Karlspreis, dem Ereignis des Monats. Während hier Themen wie Demokratie und Frieden im Fokus stehen, arbeiten Begaß und sein Team tagtäglich daran, auf europäischer Ebene Aufmerksamkeit für Aachen zu erreichen: „Dazu ist gleichermaßen eine umfassende Netzwerkarbeit mit europäischen Partnern und die Übersetzung hier vor Ort, wie europäische Strukturen funktionieren, erforderlich“. Aktuelles Beispiel: (steuer-)rechtliche Vereinfachungen. „Es muss gelingen, die Potenziale des euregionalen Arbeitsmarktes voll ausschöpfen zu können“, fordert Begaß. Umgekehrt ist EUROPE DIRECT ein Tool, um die Menschen in Aachen für Europa zu sensibilisieren. Das Infozentrum der EU hat sich zur Anlaufstelle für alle Altersgruppen entwickelt. „In Zeiten von erstarkendem Nationalismus und globalen Herausforderungen ist es wichtig zu vermitteln, dass die konstruktive Zusammenarbeit der europäischen Länder nicht nur vorteilhaft, sondern wahrscheinlich überlebenswichtig ist“, betont der Fachbereichsleiter. Essenziell für den Aachener Einzelhandel sind von jeher Kunden aus dem Grenzgebiet. Lichtblick: „Es kommen wieder mehr Tagesgäste aus den Niederlanden und Belgien nach Aachen. Mindestens genauso wichtig sind wir aber für Maastricht, Lüttich und Heerlen“, erklärt der 55-Jährige augenzwinkernd. Europa im Kleinen! Wer erleben will, wie das funktioniert, den „laden wir am 9. Mai, 17 Uhr, zum Europatag ins Grashaus ein“, schließt Dieter Begaß den Kreis. cf Ihr Fachbereich umfasst Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung – und Europa. Wie passt das zusammen? Die Herausforderungen unserer Zeit, wie etwa der Klima- und der digitale Wandel, die Energie- und die Ressourcenwende machen keinen Halt an nationalen Grenzen und können nur gemeinsam gelöst werden. Wir sehen unsere Aufgabe darin, die Wirtschaft in dieser Transformation zu unterstützen, die innovativen Lösungen der Wissenschaft zu fördern und das gemeinsam mit europäischen Partnern sowie zum Nutzen von Aachen und der Euregio Maas-Rhein. Wie wird Aachen von Unternehmen aus dem europäischen Ausland als Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort wahrgenommen? Die Hochschulen sind unser Standortfaktor Nr. 1. Aachen wird als ein bedeutender europäischer Innovationsstandort wahrgenommen. Hier wird Zukunft gemacht, was zu europaweiten Kooperationen und Ansiedlungsanfragen von ausländischen Unternehmen führt. Und welche Rolle spielt der Internationale Karlspreis dabei? Das Rahmenprogramm und die Verleihung sind von großer Bedeutung für Aachen als Stadt, von der europäische Impulse ausgehen, zudem haben sie eine anerkannte Relevanz für Europa insgesamt. Sind Sie selbst Aachener in Europa? Oder Europäer in Aachen? Beides! Und ich freue mich, Europa so unmittelbar in unserer Grenzregion und durch meine Arbeit schmecken, fühlen und erleben zu dürfen. Und wo ist Ihr ganz persönlicher Lieblingsort in Europa? Die Mischung macht’s: Wandern im belgischen Butterländchen, Radfahren im niederländischen Heuvelland und gleichermaßen Ruhe wie Lebendigkeit auf dem Aachener Münsterplatz genießen. Im Moment habe ich aber auch ein Auge auf die Lofoten in Norwegen geworfen … VORGESTELLT Foto: Stadt Aachen FRAGEBOGEN Geburtsdatum: 5. 5. 1968 Geburtsort: Würselen Familienstand: verheiratet, zwei Söhne Beruf: Fachbereichsleiter Hobbys: Radfahren, Wandern, Reisen, gute Bücher Dieter M. Begaß Blaupause für Europa Wie Aachen grenzüberschreitend lebt, arbeitet und zukunftsweisend vorangeht.
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