BAD AACHEN 06-2023

18 | BAD AACHEN 06/23 STADTHISTORIE Kirmes – wie hat das einmal angefangen? Und was hat die Heiligtumsfahrt damit zu tun? Sabine Mathieu stellt die neue Ausstellung im Stadtmuseum zur Historie des Rummels vor. Der Bend ist auf! Vier Worte, die sofort Assoziationen wecken: Gerüche, Geräusche, das Gefühl von Abenteuer, Spannung und Fröhlichkeit. Jahrmarkt, Kirmes, Öcher Bend – woher kommt diese spezielle Art der Volksbelustigung, die seit 1927 Jahr für Jahr zu Ostern und im Sommer Tausende Menschen an die Süsterfeldstraße zieht? Egal, ob Jung oder Alt, Freundeskreise oder Familien, die Kirmes hat für alle etwas zu bieten. Aber das weiß ja sowieso jeder Öcher! Nun hat sich Carmen Roebers, Kunsthistorikerin und Leiterin des Couven Museums, dieses beliebten Themas im Centre Charlemagne angenommen und eine abwechslungsreiche Sonderausstellung rund um den Öcher Bend kuratiert. Sie sagt: „Die Idee hatten wir schon vor Corona. Es hat sich jetzt ergeben, dass die Ausstellung zeitgleich mit der Heiligtumsfahrt stattfindet. Man könnte sagen, das sollte so sein“. Wohl wahr: Denn Kirmes kommt von Kirchmess. Damit ist das Datum der Kirchweihe gemeint. Rund um das imaginäre Datum des 17. Julis, Kirchweihfest des Aachener Doms, fanden früher die Heiligtumsfahrten statt. Die Pilger, die damals nach Aachen strömten, mussten mit Lebensmitteln und Souvenirs versorgt werden. So hat der Öcher Bend seinen historischen Ursprung rund um den Dom und sogar im dortigen Kreuzgang. „Wir gehen weiter ins 19. Jahrhundert“, erzählt Carmen Roebers. „Die Kirmes fand damals rund um das Kurviertel in einem kleinen Park statt. Nach Beschwerden der Kurgäste wanderten die Schausteller weiter den Seilgraben hinauf bis zum Pontdriesch. Dann wurde die Kirmes zeitweise sogar verboten. Sie war der Verwaltung ein Dorn im Auge und wurde von den einheimischen Händlern als Konkurrenz empfunden.“ Abgesehen davon hatten die Schausteller als fahrendes Volk keinen besonders guten Ruf. Bestandteil einer Kirmes waren zudem Tiermenagerien, die im Sommer stanken; den örtlichen Arbeitgebern waren die Festlichkeiten suspekt, weil ihre Arbeiter ausgiebig feierten. Das ging auf Kosten der Produktivität. Die Schausteller gerieten in Not, mussten sich neu orientieren. Sie verlagerten ihre Aktivitäten auf Kirchweihfeste in kleineren Orten rund um Aachen. Schließlich jedoch organisierten sie sich. In diesem Jahr feiert der Schaustellerverband Aachen e. V. sein 125. Jubiläum. Auch das passt zur Ausstellung. Peter Loosen, der heutige EhrenvorIm Centre ist der Bend auf! Foto: J. Horegard Foto: Andreas Herrmann Foto: Marianne Schmitz

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