BAD AACHEN 07-2023

4 | BAD AACHEN 07/23 STADTHISTORIE Wiehernde Würdigung Von Sabine Mathieu Lebensfreude und gute Laune vermittelt der Fröhliche Hengst vor dem Theater Aachen. Der wiehernde Repräsentant der Lust auf Aachen und der Freude der Öcher Jonge en Mäddchere am Pferdesport zaubert vielen Passanten ein kleines Lächeln ins Gesicht. Was würde das muntere Tier wohl erzählen, wenn es sprechen könnte? Erlebt hat es in den vergangenen Jahrzehnten so einiges. Während eines Wahlkampfs 1990 wurde ihm unterstellt, es fände die Öcher Kulturpolitik und damit das Angebot des Theaters „zum Wiehern“. Das Standbild von Gerhard Marcks (1889–1981), der auch Vater der Plastik der Bremer Stadtmusikanten ist, feiert in diesen Tagen fröhlichen Geburtstag: Es wird 60 Jahre alt. Reiterlos steht der muntere Hengst seit dem 2. Juli 1963 auf seinem Sockel. Seinen Namen erklärte Oberbürgermeister Hermann Heusch während der Enthüllung damals so: „Die Aachener sind ein fröhliches Volk und wenn sie sehen, was die Reiter ihnen bieten, empfinden sie das Gefühl der Entspannung und der Fröhlichkeit.“ Gastfreundliche Reiterstadt Zuvor hatte von 1901 an ein Reiterstandbild mit Kaiser Wilhelm I. den Platz geschmückt. Die Statue des alten Preußen wurde während des Zweiten Weltkrieges dem Schmelzofen übergeben – eine Erzspende. Nach dem Krieg wollten viele Aachener keinen Preußenkaiser mehr an dieser prominenten Stelle haben. „Geblieben ist aber, was das Wesen unserer Stadt prägt und das ist zum großen Teil die Liebe zum Pferd und zum Turnier“, begründete Oberbürger- meister Hermann Heusch die Entscheidung. Gerhard Marcks, Autodidakt aus Berlin, dessen Kunst während der Nazizeit zum Teil als entartet eingestuft worden war, gestaltete das neue Kunstwerk. Der passionierte Reiter Marcks war zur Einweihung seines Werks eigens nach Aachen gereist. Die fertige Skulptur war jedoch so groß geraten, dass sie nicht auf einen Transporter passte: Das edle Tier musste kurzerhand enthauptet werden. Heute ist die Naht am Hals des stolzen Recken kaum noch sichtbar und der Hengst aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken. „Das Herz der Aachener schlägt für das Pferd und mit den Reiterfreunden für den edlen Sport“, sagte Oberbürgermeister Hermann Heusch. Wie fröhlich dem Hengst jedoch zumute war, als die Aachener bei ihm einzogen, das ist nicht überliefert. Es war eine tolle Aktion, auf dem Theaterplatz ein Hotel aus Containern zu bauen und dort Menschen übernachten zu lassen. Der japanische Künstler Tatzu Nishi ließ im Jahr 2000 mithilfe des Aachener Architekturbüros Höhler und Partner das Hotel Continental rund um das Standbild entstehen. Eine Nacht im feinen Pferdestall war den Gästen inklusive Frühstück bis zu 250 DM wert. Zum Wiehern! Reallabor am Fuß des Pferdes Wenige Jahre später sollte das edle Ross in die Werbung für die Route Charlemagne miteinbezogen werden. Dafür konnten die interessierten Bürgerinnen und Bürger dem Hengst in einer Informationsstelle aus Containern näher kommen. Streicheln ausdrücklich erlaubt! Um die Gestaltung des Theaterplatzes gab und gibt es weiterhin Debatten: Der Hengst könnte sicher etwas dazu sagen, wenn die Busse der ASEAG fröhlich um ihn herumfahren. Dabei sollte der Platz doch längst zu einer Oase der Ruhe, mit hoher AufenthaltsENDSPURT BEIM CHIO AACHEN Passend zum Geburtstagsdatum des Fröhlichen Hengstes startet der CHIO Aachen einige Kilometer entfernt in sein Finalwochenende. Wer spontan ist, kann noch hinspringen: Samstag, 1. Juli: Den Auftakt machen um 9.30 Uhr die Vielseitigkeitsreiter beim Cross-Country auf den Wiesen in der Soers (Tickets erforderlich). Die Vierspänner folgen dort ab 13.30 Uhr und bieten – bei freiem Eintritt – drei Stunden lang Spannung entlang der Marathonstrecke. Im Hauptstadion beginnen ab 14 Uhr die Springprüfungen, die in ein Abendprogramm mit dem Sparkassen-Youngsters-Cup-Finale (19 Uhr) und dem rasanten MERKUR Spielbank-Cup (21.30 Uhr) münden. Auch in der Dressur gibt es ein Tages- und ein Abendprogramm mit der Flutlichtkür um 21.30 Uhr als Highlight. Sonntag, 2. Juli: Während die Dressurkür am Morgen bereits ausverkauft ist (der WDR überträgt ab 11 Uhr), gab es bei Redaktionsschluss für das Springprogramm ab 9.15 Uhr zumindest noch Restkarten. Absoluter Höhepunkt ist natürlich der Große Preis von Aachen, der Rolex Grand Prix, um 14 Uhr. Auch hier sitzt man im TV in der ersten Reihe (13.55 Uhr, WDR; 16.15 und 17.05 Uhr, ZDF). Ab ca. 17.40 Uhr schließt dann der Abschied der Nationen als emotionales Schlusslicht den CHIO Aachen 2023 mit traditionellem Taschentuch-Winken ab (19.30 Uhr, WDR). Wer mehr zum Weltfest des Pferdesports lesen möchte, für den ist die BAD AACHEN-CHIO-Ausgabe die beste und ausführlichste Lektüre. Aktuell an allen bekannten Auslagestellen und online als E-Paper zu haben. www.bad-aachen.net · www.chioaachen.de Der „Fröhliche Hengst“ vor dem Theater wird 60! Dass sein Geburtstag auf den Finalsonntag beim CHIO Aachen fällt, könnte kaum besser passen!

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