24 | BAD AACHEN 10/23 KULTUR 21. OKTOBER BI S PREMI ERE 27. OKTOBER : Ein Mann sieht rot Wer kennt ihn nicht: Büchners Woyzeck. Während er strampelt und rackert, wird seine Marie von einem anderen Mann umgarnt. Ein Drama, auf welches das Grenzlandtheater jetzt einen ganz eigenen Blick wirft. Von Sabine Rother Sein Schicksal bewegt, seit ihm der erst 23-jährige Dichter und angehende Mediziner Georg Büchner (1813–1837) im Werk Woyzeck Gesicht und Bestimmung gegeben hat. Durch den frühen Tod Büchners gibt es lediglich ein Dramenfragment, das allerdings vielfach inszeniert wird und noch heute auf der Literaturliste für die Schülerinnen und Schüler der Abiturklassen steht. Am Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, hat Büchners Woyzeck in der Regie von Christoph Biermeier Premiere auf der Bühne des Grenzlandtheaters Aachen. Biermeier, der zuletzt das Stück Der Trafikant nach dem gleichnamigen Roman von Robert Seethaler in Aachen inszeniert hat, verspricht auch bei Woyzeck eine szenisch spannende Umsetzung des Stoffes, der bis heute zu bedenken gibt: „Sind wir frei oder werden wir fremdbestimmt, wer oder was grenzt aus, bestimmt über Zentren und Ränder unserer Gesellschaft?“ In Kooperation des Grenzlandtheaters mit dem ‘t Magisch Theatertje aus Maastricht von Charlotte Puijk-Joolen und Ananda Puijk erhält der überforderte Soldat Woyzeck nun ein Alter Ego, ein zweites Ich, das die Theatermacher eigens nach dem Vorbild des Hauptdarstellers kreieren. So will Biermeier optisch eindringen in die Tiefen der gequälten Psyche und des Charakters. Es soll eine Form von Überzeichnung stattfinden, die Büchners Werk ergänzt und sinnlich stärker erfahrbar sein lässt. „Es wird immer gesagt, was für ein guter Kerl und armer Teufel dieser Woyzeck ist“, sagt Theaterleiter Ingmar Otto. „Uns stellt sich hier die Frage, ob das nicht eine sehr gegenwärtige Problematik ist. Es geht vielen Menschen so, dass sie von einem Job zum nächsten hetzen, um zu überleben.“ Wahre Wut in Worten Warum die Hauptfigur schließlich neben sich steht und in Raserei zum Mörder wird, wird bei dieser Inszenierung in einem Bühnenbild als surrealem Raum (Ausstattung Claudia Rüll Calame-Rosset) umgesetzt. Gleichzeitig will man verstärkt den Blick auf Marie lenken, mit der Woyzeck ein Kind hat. Als Marie den Avancen eines Tambourmajors nicht widerstehen kann, sieht Woyzeck rot. Das Schlimme: Büchners Drama beruht auf einer wahren Begebenheit – vermutlich der Anlass, dichterisch-rebellische Aspekte zu schildern. Premiere: Freitag, 27. Oktober, 20 Uhr, weitere Termine im Grenzlandtheater bis zum 2. Dezember, danach in der Region. Auch ein Stück aus der Reihe GrenzlandtheaterXTRA sorgt für Abwechslung: Am Mittwoch, 11. Oktober, 20 Uhr, (Zusatztermin: Sonntag, 26. November, 12 Uhr) steht das Werk Der Kontrabass, Einakter aus dem Jahre 1981 von Patrick Süskind, auf dem Spielplan. Franz Josef Strohmeier (s. auch S. 27), zuletzt als John Belushi im Rock- Musical Blues Brothers zu sehen, ist der Mann am Kontrabass, einem der unhandlichsten Instrumente im Orchester. Einfühlsam, bitter-komisch und zugleich mit Witz lässt Süskind den alternden Musiker nicht nur einen Vortrag über die Besonderheiten seines unsolistischen Instruments halten, er packt allen Ärger, alle Einsamkeit und Verbitterung in dieses Solo. Karten und Abos gibt es online und an der Theaterkasse (Telefon: 0241/4746-111). www.grenzlandtheater.de Foto: Grenzlandtheater VORHANG AUF FÜR EIN XTRA-STÜCK
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