24 | BAD AACHEN 11/23 KULTUR „Die Goldfische“ kommen Turbulent, originell und herzerwärmend komisch – in der Bühnenfassung des Kinofilms geht es um Inklusion und einen schrägen Roadtrip. Eine Aachener Erstaufführung am DAS DA THEATER, die keiner verpassen sollte. Von Sabine Rother Bleiben wir einfach im Bild: Banker Oliver wäre im Tierreich vermutlich ein findiger Hecht, der jede Gelegenheit nutzen würde, um seine Opfer zu erwischen – wie harmlose Goldfische? Ein feines Frühstück. So denkt Oliver, ein Karrieremensch, der einen schweren Verkehrsunfall verursacht hat und nun im Rollstuhl sitzt – querschnittsgelähmt. In der Reha schließt er sich einer Wohngemeinschaft behinderter Menschen an, die sich selbst Die Goldfische nennen und auf ihre eigene Weise zusammenleben. So erklärt sich der Titel des Werks, das Autor Alireza Golafshan 2019 mit Tom Schilling in der Rolle des Oliver als Filmkomödie ins Kino brachte. Die Bühnenadaption von Christian Kühn feiert im DAS DA THEATER Aachen am Donnerstag, 16. November, 20 Uhr, eine mit Spannung erwartete Premiere. Da trifft der Banker im Rollstuhl auf die blinde Magda, auf Michi und Rainer, zwei Autisten, und die in Glamour verliebte Franzi mit Downsyndrom. Oliver, ein Gutmensch? Nein, selbst vom Rollstuhl aus schmiedet er Pläne, die sich um seine nicht unerheblichen Geldanlagen drehen. Diese sind auf dunklen Wegen in die Schweiz gelangt. Und plötzlich erfährt der Broker, dass die Finanzbehörde der Schweiz Schließfächer auf Schwarzgeld hin untersuchen lässt. Alarm! Ein Stück, in dem es um Menschen mit Behinderungen geht, als Komödie? Ist das möglich? „Wir sind nicht unerfahren in diesem Bereich“, betont Theaterleiter Tom Hirtz. „Wir haben keine Berührungsängste, arbeiten sehr genau miteinander. Das Thema rund um die unterschiedlichen Behinderungen, die Menschen haben können, begleitet uns seit 36 Jahren.“ Die Goldfische haben das Team gereizt, weil der Autor die unterschiedlichen Behinderungen und Charaktere in einer spannenden Spielhandlung so thematisiert, dass schließlich die Fähigkeiten des (oder der) Einzelnen im Vordergrund stehen. Wenn Oliver glaubt, dass er mit diesen Menschen mit Behinderungen leichtes Spiel hat, täuscht er sich. Um die Ermittler zu überlisten, will er eine therapeutische WG-Tour in die Schweiz organisieren, zum Kamelreiten. „Schlau gedacht“, meint Hirtz. „Oliver ist sich sicher, dass ein Bus, in dem behinderte Personen sitzen, an der Grenze kaum kontrolliert wird.“ Sein Plan: 1,2 Millionen Euro auf diese Weise unbemerkt nach Deutschland zu schaffen. Blick ins Bassin Doch da hat er nicht mit den Goldfischen gerechnet. „Das Stück erzählt vom Alltag mit Behinderung, reduziert die Menschen allerdings nicht auf diese“, eine Erkenntnis, die den Theaterleiter überzeugt hat. Es geht turbulent und witzig zu in dieser Komödie, bei der allerdings alle Rollen mit nicht-behinderten Schauspielerinnen und Schauspielern besetzt sind, übrigens alle „Neuen“, von denen Hirtz bei der Spielplanvorstellung berichtet hatte. Der Theaterleiter kann die Entscheidung begründen: nur sechs Wochen Probenzeit und 40 Vorstellungen, die in kurzer Folge gespielt werden müssen. „Das wäre nicht zu schaffen“, sagt Tom Hirtz, der selbst die Regie übernimmt. „Bei Menschen mit Behinderung spielt Zeit eine große Rolle.“ Auch für das aktuelle Ensemble ist die Arbeit eine Herausforderung, der alle mit Respekt begegnen, weil sie in Lebenswirklichkeiten von Personen mit Behinderungen eintauchen, um authentisch zu sein. Die Sprache ist alltäglich und der jeweiligen Person zugeordnet. Im Bühnenbild hat Frank Rommerskirchen den Titel wörtlich genommen, denn alles spielt sich irgendwie im oder am Goldfischglas ab. Inspiriert hat ihn dazu der Ausspruch eines WG-Bewohners, dass man sich oft „wie im Zoo“ vorkomme, „beobachtet wie in einem Goldfischbassin“. „Die Goldfische“ feiern am Donnerstag, 16. November, 20 Uhr, ihre Premiere im DAS DA THEATER Aachen an der Liebigstraße 9. Alle Termine und Ticketinfos unter www.dasda.de. Neu im Ensemble: Dennis Papst als Oliver und Nicola Klik als Magda. Fotos: Nico Kleemann THEATERDINNER IM LIEBESREIGEN Plötzlich Shakespeare, nach dem Roman des Grimme-Preisträgers David Safier, inszeniert das DAS DA THEATER ab Freitag, 3. November, 19 Uhr, als beliebtes Theaterdinner auf Gut Hebscheid. Worum es geht? Die liebeskranke Rosa wird per Hypnose in ein früheres Leben versetzt und findet sich plötzlich im Jahr 1594 und im Körper von William Shakespeare wieder. Um in die Gegenwart zurückkehren zu dürfen, muss sie herausfinden, was die wahre Liebe ist. Wie schade, dass der Erfinder von Romeo und Julia von der wahren Liebe noch weniger versteht als Rosa selbst. Zwischen den Theaterszenen erwartet die Gäste ein exklusives Fünf-Gänge-Menü, das sie zu Beginn des Abends auswählen können. www.dasda.de
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