11/23 BAD AACHEN | 47 von einem Tatort zum nächsten geritten sein. Das galt als Zeichen für ihren Bund mit dem Teufel. In Aachen sind sieben Fälle von verurteilten und hingerichteten Hexen bekannt. Die gesicherte erste Hinrichtung war die der Maria Kroisetti 1604. Als besonders tragisch stellt sich der Fall eines 13-jährigen Mädchens dar. Das namenlose Kind wurde, nachdem Brüder und Eltern wegen anderer Delikte bereits ihre Leben verloren hatten, 1649 bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Sie erregte Misstrauen, weil sie ohne Familie und heimatlos durch Aachen streifte und keine religiöse Erziehung genossen hatte. Nicht nur ein Phänomen des Mittelalters Die bekannteste der Aachener Hexen ist Catharina von Thenen, besser bekannt als die Mobesin. Sie wurde am 10. Dezember 1630 nach einem Geständnis unter Folter mit dem Schwert hingerichtet. Ihren Körper hat man auf dem Königshügel verbrannt. Als Kerker diente damals das Grashaus am Fischmarkt. Das Gericht, die Acht, befand sich am Katschhof, dort, wo heute das Centre Charlemagne zu finden ist. Die Vermutung liegt nahe, dass die Witwe verleumdet wurde, damit sich andere ihres Reichtums bemächtigen konnten. Lars Neugebauer sagt dazu: „Zu den Aachener Prozessen ist die Quellenlage schlecht, es gibt eben nur die Rechnungsbücher von der Jülicher Vogtei, die eigentlich der einzige Nachweis für die Hexenprozesse sind.“ Hexenverfolgungen sind leider nicht ausschließlich ein spätmittelalterliches Phänomen. Bis heute werden in mindestens 44 Ländern der Erde Menschen als Hexen denunziert, verfolgt und getötet – darunter auch Kinder. In Zusammenarbeit mit Missio Aachen sind in der Ausstellung auch zahlreiche Bilder der Fotografin Bettina Flitner zu sehen. Sie entstanden während einer Reportagereise in Papua-Neuguinea. „Unsere Definitionen von Aberglaube und Gerechtigkeit unterscheiden sich sehr von denen in diesen 44 Ländern. Auch hier möchten wir zwei Opfern ein Gesicht geben und ihre Geschichten erzählen, um zwischen diesen und unseren Besuchern eine Verbindung zu schaffen und das Thema greifbarer zu machen“, sagt Dilara Uygun-Mrozek. Die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung dürfen sich auf ein sehr spannendes, aber auch hoch emotionales Erlebnis freuen. STADTHISTORIE TEUFLISCH GUTE BESUCHERHINWEISE Die Ausstellung Mit Feuer zu strafen! Hexenwerk und Teufelsbund im Aachener Raum ist vom 4. November bis zum 25. Februar 2024 im Centre Charlemagne zu sehen. Das Museum ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Samstags und sonntags gibt es öffentliche und während der Öffnungszeiten individuell buchbare Führungen zur Ausstellung. Der begleitende Katalog ist im Museumsshop erhältlich. Eintritt und Führungen sind für Besucherinnen und Besucher bis einschließlich 21 Jahre frei. Weitere Ausstellungen sind auf den folgenden Seiten zu finden. www.centre-charlemagne.eu Foto: Veringenstadt, Heimatmuseum Foto: Bettina Flitner
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