BAD AACHEN 01-2024

30 | BAD AACHEN 01/24 IMMOBILIEN-SPEZIAL Innenstadt: Handel im Wandel Von Henning Willes W enn große Namen wie Hallhuber, s.Oliver, Gerry Weber, Marc O’Polo, Görtz und Benetton oder Nordsee aus der Einkaufsstadt Aachen verschwinden, hat das Folgen. Vor allem die Bekleidungs- und Schuhbranche ist unter Druck. Teils stehen Ladenlokale entlang ganzer Straßenzüge in der City leer. An anderer Stelle spielt der klassische Einzelhandel künftig nicht mehr die Hauptrolle. Dafür gibt es etliche Beispiele: MARKT: Nach dem Aus für Samen Wehrens und McPaper sind vis-àvis vom Rathaus zwei Geschäftslokale nebeneinander verwaist. Wer von der Jakobstraße Richtung Markt flaniert, läuft rechts direkt an drei unmittelbar benachbarten Leerständen vorbei. Dort waren ein Reisebüro, ein – ohnehin über das städtische Mietzuschuss- programm Ladenliebe subventioniertes – Radgeschäft und der Secondhandshop Fraulü beheimatet. Alle dicht. Stattdessen ziehen dort in zwei ehemalige Top-Einzelhandelsadressen ein Yogastudio und eine psychologische Ernährungsberatung ein. Gegenüber locken ein Virtual-Reality-Space und ein Candy Shop mit OnlineSoccerhalle statt vormals Spielzeug, Accessoires und edle Delikatessen. Fallende Mieten machen das möglich. Ansonsten dominieren gastronomische Angebote – selbst in die ehemalige Karls-Apotheke an der Ecke zur Pontstraße ist ein Bistro eingezogen. Der Name: Markt 43. GROSSKÖLNSTRASSE: Das Traditionshaus Sinn bleibt noch viele Jahre; die Verträge sind gerade erst verlängert worden. Hingegen steht die Zukunft von AppelrathCüpper auf der Kippe. Auch hier belasten Umsatzrückgänge das Geschäft. Tchibo macht nach 65 Jahren seinen Laden an der Ecke zur Kleinkölnstraße zu; hier wird ein Schmuckhändler die Fläche übernehmen. Ein paar Meter die Straße hinab biegt das aufwendige Neubauvorhaben hinter historischer Fassade an der Ecke zur Mefferdatisstraße auf die Zielgerade. Sehnlichst erwartet dies der Hörakustiker Kind, der hier im Frühjahr 2024 einziehen will – und sein Aachener Stammgeschäft an der Peterstraße verlässt. Und an der Ecke zum Seilgraben hat eine Bank aufgegeben, inzwischen ist hier Zahnersatztechnik zu Hause. Wer den Graben schnurstracks zur Hotmannspief passiert, erlebt die florierende Seite des Aachener Handels. WIENAND Ausstatter sowie Lauscher Juwelier und Optik haben großzügig erweitert und umgebaut wie auch das Sporthaus Drucks. In die ehemalige Fleischerei von Rolf Lemmen zieht bald ein italienisches Restaurant ein. Nur Leerstand ist hier – glücklicherweise – Mangelware. Das Zugpferd an der Hotmannspief heißt Gemeinsamkeit: Eine aktive IG gibt die Richtung vor. KRÄMERSTRASSE: Sie zählt zu den Einkaufsstraßen mit den höchsten Mieten. Über 50 Euro pro Quadratmeter sind hier keine Seltenheit. United Colors of Benetton will da nicht mehr mitspielen und verlässt nach fast einem Vierteljahrhundert die Hausnummer 19–21. Man konzentriert sich auf neue Standorte in Köln. Dafür hat der niederländische Öko-Accessoire-Händler Dille & Kamille sein Debüt in Aachen angekündigt. Deshalb macht das Feinkostgeschäft Wajos Platz und zieht die Straße hoch Richtung Markt. Neu in der Krämerstraße sind der Mishkaa Kids-Concept-Store und der hawaiianische Schnellimbiss Ma’Loa Poke Bowl. In den ersten Monaten des Jahres 2024 soll es dem Vernehmen nach mit Dille & Kamille losgehen – sicher ein Kundenmagnet; genauso wie der neue Hay Store von Mathes am Büchel. Hierhin hat auch das Backstuben-Café Mehlwölkchen mit einer größeren Dependance gefunden. Dafür ist das edle Schuhgeschäft Harris & Schirp auf eine winzige Fläche ein paar Meter runter gezogen. Und unten an der Krämerstraße ist die kleine Moss-Filiale wohl mittlerweile dicht; der Bäcker hat kürzlich den Flagship-Store von Kaussen an der Ecke Münsterplatz/Hartmannstraße übernommen. HARTMANNSTRASSE: Die Flanke des Elisengartens entwickelt weiterhin Zugkraft. Neben Moss ist der Modeladen Prego vom Hof hierhin gewandert; und die Parfümerie Monheim hat nach 96 Jahren die Ecke Theaterplatz Kapuzinergraben verlassen. Sie ist ebenfalls in den Flachbau des früheren Herrenmodengeschäfts Carl Kaufmann gezogen. Auch hier übt sich der inhabergeführte Handel im Schulterschluss und forciert für seinen Boulevard Hartmannstraße eine prächtige Zukunft. Auf den Handel am Theaterplatz mit renommierten Geschäften wie dem Möbelhaus Lieck & Müller kommen herausfordernde Zeiten zu. Die Stadt baut 2024 in mehreren Bauabschnitten über Jahre hinweg rund um das Theater Aachen um. Dies zählt zu den Gründen, warum der Vintage-Einrichtungsladen Cocoon zu Jahresbeginn auf dem Kapuzinergraben das stationäre Geschäft aufgibt. ADALBERTSTRASSE: Die Abwärtsspirale soll aufgehalten werden. Vieles wird neu sortiert. Dafür befindet sich nicht zuletzt eine Interessengemeinschaft in Gründung, die (anders als üblich) jedoch von Während Flächen für das produzierende Gewerbe händeringend gesucht werden, bestimmen leere Läden das Bild in der Aachener City. Ein BAD AACHEN-Stadtrundgang zwischen Perspektiven und Abgründen. Zur Disposition steht nicht allein der Einkaufsstandort, auch für ihre Bestandsimmobilen müssen Eigentümer neue Nutzungsmöglichkeiten finden – herbe Mietrückgänge einstecken sowieso. Markt Großkölnstraße Dahmengraben Adalbertstraße

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