BAD AACHEN 01-2024

6 | BAD AACHEN 01/24 KARNEVAL PROMIS, PARTY UND PSST.... BAD AACHEN: Dann haben wir das schon mal geklärt. Wie sind Sie mit Beschreibungen des AKV über Sie umgegangen? Es hieß, Sie würden zu den „lässigen Junggebliebenen in der Politik“ gehören. Günther: Es gibt schlimmere Komplimente. Man muss sich daran gewöhnen, dass man nur noch als „jung geblieben“ bezeichnet wird. BAD AACHEN: Weiter sagt der AKV, Sie hätten sich eine gewisse „Coolness“ erhalten. Was heißt für sie „cool“? Günther: Ich nehme mal an, dass gemeint ist, dass ich mich nicht verstelle, für einen Spaß zu haben bin, auch selbst mal einen mache. Ich bin davon überzeugt, dass man in der Politik keine Rolle spielen, sondern immer man selbst bleiben sollte. Das ist mein Grundprinzip. BAD AACHEN: Sie sind ein bodenständiger Mensch, das gehört zu Ihrer Coolness dazu. Sie waren einige Jahre Mitglied des Pfarrgemeinderates in St. Peter und Paul in Eckernförde, seit 2021 sind Sie Mitglied im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken. Sie neigen offensichtlich dazu, sich Krisenzentren auszusuchen. Günther: Ich mag Herausforderungen! Und als katholischer Ministerpräsident im eher protestantisch geprägten Norden muss man sich die eben aktiv suchen. BAD AACHEN: Noch eine dritte AKV-Beschreibung, sie lautet: „Engagierter und pragmatischer Landesvater“. Was sagen Sie dazu, Herr Landesvater? Günther: Mit dem Begriff fremdele ich etwas. Ich war gerade ein halbes Jahr im Amt, als ein Ehepaar um die 80 an mir vorbeiging, und er sagte zu seiner Frau: „Guck mal, das ist unser Landesvater.“ Da dachte ich: „Meine Güte, das Amt macht einen schneller alt als gedacht.“ BAD AACHEN: Die schleswig-holsteinische Landesmutter Heide Simonis hat auch den AKV-Orden bekommen. Günther: Sie war 1998 die dritte Frau als Ritterin. BAD AACHEN: Im Übrigen haben Sie eine fundierte Ausbildung. Sie haben nicht nur Politikwissenschaft und VWL, sondern auch Psychologie studiert, das ist der wichtigste Faktor für die Politik. Günther: Das gebe ich unumwunden zu. Es war nicht das Politikwissenschaftsstudium, das mich am besten vorbereitet hat. Dieses und die Volkswirtschaftslehre helfen durchaus, aber Psychologie ist tatsächlich für mich das beste Rüstzeug für die Politik gewesen. Es ist nicht peinlich, wenn man da ein bisschen Vorbildung hat; denn in der Politik ist nicht entscheidend, ob man die besten Ideen hat, sondern ob man für seine Ideen genügend Begeisterung entwickeln kann und damit die Menschen erreicht. Die 74. Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst findet am Samstag, 27. Januar, 19.15 Uhr, im Eurogress statt. Mit Präsident Wolfgang Hyrenbach führt erstmals Tagesthemenmoderatorin Jessy Wellmer durch das Programm. Neben Ritter Daniel Günther und Laudatorin Annalena Baerbock treten Comedians wie Guido Cantz und Khalid Bounouar auf. Alles weitere ist noch geheim. Prinz und Märchenprinz sorgen für Lokalkolorit. In der ARD ist die Show am Montag, 29. Januar, 20.15 Uhr, zu sehen. Das Bad in der Menge findet am Samstag, 27. Januar, ab 10 Uhr am Elisenbrunnen statt. Bei der Merkur-Aftershow-Party spielt ab 23 Uhr die Band Ten Ahead im Eurogress. Hierfür sind separate Tickets erhältlich. Mehr Infos unter www.akv.de · Tickets unter akv.ticket.io BAD AACHEN: Ihre Antwort dokumentiert eindeutig: Für Sie ist Humor ein gutes Mittel in der politischen Kommunikation. Günther: Das ist meine Grundphilosophie. Ein bisschen Leichtigkeit ist bei aller Ernsthaftigkeit ebenso notwendig wie Optimismus und Zuversicht. Menschen freuen sich, wenn es auch Veranstaltungen gibt, bei denen es nicht immer bierernst zugeht. Etwas Lachen zwischendurch ist nicht nur Aufheiterung, sondern kann manchmal auch Knoten lösen. Genauso bedarf es in manchen Situationen aber auch einer großen Ernsthaftigkeit. BAD AACHEN: Ihr Wahlkampfmotto lautete kurSHalten – SH für Schleswig-Holstein vermute ich als Rheinländer… Günther: Super, richtig erkannt! BAD AACHEN: …und Sie hatten den großen Wunsch, Ihre schwarzgrün-gelbe Jamaika-Koalition fortzusetzen, sind Sie immer noch enttäuscht, dass das nicht geklappt hat? Günther: Die Enttäuschung hat ziemlich lange gehalten. Es ging ja nicht nur ums kurSHalten, sondern auch um eine Regierung, die zum Zeitpunkt der Wahl 75 Prozent Zustimmungswerte hatte. Wir hatten als CDU ein so gutes Ergebnis, dass es für einen statt für zwei Partner gereicht hat, aber das war für mich kein Grund, diese Regierung nicht fortzusetzen. Sowohl FDP als auch Grüne wollten aber jeweils alleine mit uns regieren. Das habe ich in der Tat bedauert. Doch wir regieren mit Schwarz-Grün harmonisch und erfolgreich weiter. BAD AACHEN: Wolfgang Kubicki (FDP) ist Stammgast bei der Ordensverleihung. Haben Sie nach dem Ausscheiden der FDP aus Ihrer Regierung noch engen Kontakt zu ihm? Günther: Wolfgang Kubicki und ich haben ein ausgesprochen gutes persönliches Verhältnis. Er hat mir schon oft von dem Aachener Orden vorgeschwärmt und mir bereits zugesagt, dass er auch diesmal wieder dabei sei. Darüber freue ich mich natürlich. Hoffentlich klatscht er ganz kräftig, wenn ich den Orden bekomme. BAD AACHEN: Es wird darüber spekuliert, ob Sie bei Ihrem Auftritt ein Lied singen, das mit L beginnt. Günther: Ich weiß nicht, worauf Sie anspielen. BAD AACHEN: Ich helfe Ihnen. Es war in einem bayerischen Bierzelt bei der Kieler Woche. Günther: Ach ja, wo Sie es sagen… Das war neben fünf anderen Liedern, die ich auch gesungen habe. Ich singe gerne ab und zu, bin mir aber ziemlich sicher, dass ich während meiner Rede nicht in den Gesang übergehe.

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