03/24 BAD AACHEN | 9 WELTERBE Spinnweben, Staub, Wachstropfen und die Atemluft der Gäste, die täglich durch den Aachener Dom wandern, machen dem Barbarossaleuchter zu schaffen. Nun ist ein Punkt erreicht, an dem Dr. Birgitta Falk handeln muss. Als Leiterin der Domschatzkammer ist sie gleichfalls verantwortlich für die Schätze im Dom. Am Montag, 4. März, wird der Leuchter, eine Stiftung Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa) und seiner Gattin Beatrix, nun ins Oktogon herabgelassen und dort auf mit Schaumstoff gepolsterte Böcke gelegt. Die 27 Meter lange, hoch oben im Kuppelmosaik verankerte Eisenkette macht es möglich. „Wir gehen da sehr behutsam vor“, betont Falk mit Blick auf das Kunstwerk aus feuervergoldetem Kupfer, das auf einem noch heute stabilen Eisenring die Stadtmauer des himmlischen Jerusalems symbolisiert und diese zu feierlichen Anlässen mit 48 Kerzen beleuchtet. „Es wird Zeit, dass wir nach 25 Jahren eine Bestandsaufnahme vornehmen. Neben der Reinigung wird überprüft, ob es neue Schäden am Leuchter gibt“, meint die Expertin besorgt. Sanierung direkt vor Ort Entstanden ab 1174/75, jener Zeit, als Barbarossa zum letzten Mal in Aachen war, hat der 4,16 Meter breite Leuchter den Dom nie verlassen – selbst das Hauptportal ist zu schmal. So wird im Bereich der Marienkirche, vermutlich auf dem Hof oder in den Kreuzgängen, geschmiedet und gebaut. Als Metallrestauratorin, die bereits Karls- und Marienschrein gepflegt hat, kommt erneut Anke Freund aus Köln nach Aachen und ermittelt zunächst, wie sie die Reinigung vornehmen soll. Vermutlich bis zum 15. März ist das Oktogon gesperrt. Geplant ist die Verlegung der Werktagsgottesdienste in die Nikolauskapelle. Am Sonntag werden die Messen mit Reduzierung der Plätze rund um das kostbare Stück gefeiert. Eine Zerlegung des Leuchters fand zuletzt von 1991 bis 1998 statt. „Alle Schmuckteile wurden abgebaut und aufwendig saniert“, erinnert sich Dr. Herta Lepie, damalige Abteilungsleiterin der Domschatzkammer, an ein kräftezehrendes Projekt, bei dem sie die 306 am Leuchter montierten Teile nummerieren musste. Doch auch zuvor schon hatte das Kunstwerk eine Menge mitgemacht. Angesichts mancher Aktionen schaudert es Birgitta Falk: als man etwa die vergoldeten Bodenreliefs als Druckplatten verwendet hatte. Oder als beim Versuch der Elektrifizierung die kostbaren Rauchtopase auf den Spitzen des Rings durch Bergkristalle ersetzt worden waren. Die Rauchtopase hat man nie wiedergefunden. Auch nicht die silbernen Reliefplatten, die einst die Türme verschlossen hatten. Aktuell muss man sich der schädlichen Paste aus Spinnweben widmen sowie den Verschmutzungen, die geometrische Verzierungen der Inschriften überlagern. Saubere Aktion zum Erhalt des Aachener Welterbes! sar www.aachener-domschatz.de Himmlisches Licht Der Barbarossaleuchter im Dom wird in diesem Monat herabgelassen und gereinigt. Foto: Donkapitel Aachen/A. Steindl
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