23 fabrik. Auf 20.900 m² Grundfläche entstand ein umbauter Raum von 150.000 Kubikmetern. Das Betriebsgelände war deshalb besonders interessant für die Bemberg AG, weil hier an der Sieg ein hoher Grundwasserspiegel für den Brunnenbau des Betriebswassers sowie eine Abwassermöglichkeit des Abwassers in die Sieg bestand. Die schwierige Wirtschaftslage zu Beginn der dreißiger Jahre und endgültig die Weltwirtschaftskrise verhinderten, dass das mit so viel Hoffnung begonnene Werk seine Produktion aufnehmen konnte. Auch die private Bautätigkeit auf dem Deichhaus hielt sich in bescheidenem Rahmen. Politische Gründe der Nazis führten dann schließlich zur Inbetriebnahme der Kunstseidefabrik. Die Führung hatte es sich zum Ziel gesetzt, 20 bis 30 Prozent der aus dem Ausland eingeführten Rohbaumwolle durch heimische Zellwolle zu ersetzen. Die heimische Zellwoll AG, ein Zusammenschluss westdeutscher Textilindustrieller und verschiedener Banken erwarb das Gelände mit den Aufbauten nach 1936 zum Preise von 1,42 Millionen Reichsmark und nahm nach Erweiterungs- und Umbauten im November 1938 den Betrieb mit einer Tagesleistung von 30 Tonnen synthetischer Fasern auf. In den Kriegsjahren wurde der Ausstoß bis auf 80 Tonnen gesteigert. Die Produktion wurde in erster Linie durch zwangsverpflichtete Ausländer aufrechterhalten, die zum Teil in Baracken auf dem Betriebsgelände lebten. Die Rheinische Zellwoll AG wurde 1941 der Phrix AG, einem Zusammenschluss von fünf verschiedenen Chemiefaserbetrieben, angegliedert. Am 6. Dezember 1944 musste das Werk wegen Kriegseinwirkungen schließen. Als die Amerikaner am 10. April 1945 nach Siegburg einmarschierten, wurde das Ausmaß der Zerstörungen deutlich: 57 Bomben und etwa 500 Artillerietreffer hatten große Teile des Werkes zerstört. Reparationsleistungen an die Siegermächte, Wiederaufbau und der Mangel an Energie und Rohstoffen waren die Gründe, dass die Phrix erst nach der Währungsreform ihren Betrieb wieder aufnehmen konnte. In den folgenden Jahren ging es steil aufwärts. Viele Siegburger und vor allem Deichhäuser fanden sichere Arbeitsplätze auf der Phrix. Auf dem Deichhaus setzte eine rege Bautätigkeit ein. Es wurden in erster Linie Einfamilienhäuser und Mietwohnungen für Flüchtlinge und Vertriebene gebaut, die vielfach Arbeit in der nahe gelegenen Fabrik fanden. Der Bau der Katholischen Kirche, des Katholischen Kindergartens und der Grundschule trugen dazu bei, dass das Gemeinschaftsgefühl der alten und jungen Deichhäuser sich weiter entwickelte. Hart traf es manche Deichhäuser Familien, als die mit hoher Produktivität arbeitende Phrix am 1. August 1971 ihre Tore schloss. In den damaligen Zeiten der Hochkonjunktur fanden die meisten Ehemaligen der Phrix aber wieder eine Beschäftigung. (hw†) hIstorIe deIchhaus
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