1 Fahrrad-Magazin für Bonn, Rhein-Sieg und die Region 3/2023 www.bonn-rhein-sieg.adfc.de Fahrradklimatest Die Ergebnisse der Region OB Dörner im Interview Portrait Ruhrgebiet Rheinradeln: Fähr-Rad-Tag
2 THEMA Belderberg 18 · 53111 Bonn · T 0228/981 36 60 verkauf@velo-city.de · www.velo-city.de Öffnungszeiten: Di–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–16 Uhr WIR STECKEN SIE GERNE AN MIT UNSERER FAHRRADLEIDENSCHAFT Für Radreise und Alltag, wir haben die richtigen Lösungen Fahrräder Pedelecs Zubehör Knowhow Ergonomie Service
3 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser, wie heißt es so schön: „Mut wird am Ende belohnt“. Das Ergebnis des Fahrradklimatests zeigt, dass sich der Mut der Ratsmehrheit in Bonn, mehr für den Radverkehr und die Verkehrswende zu tun, tatsächlich gelohnt hat. Beim Fahrradklimatest hat sich Bonn vom 14. auf den 6. Platz verbessert und liegt im NRW-Vergleich direkt hinter Münster. Bonn und Bad Honnef erhielten in ihrer jeweiligen Ortsgrößenklasse die Auszeichnung in der Kategorie „Aufholer“. Noch besser hat Meckenheim abgeschnitten: Platz 2 im Bundesranking. Die Stadtoberhäupter Katja Dörner (Bonn), Otto Neuhoff (Bad Honnef) und Holger Jung (Meckenheim) nahmen in Berlin die Ehrungen durch Volker Wissing freudig in Empfang. Wir berichten über Gewinner und Verlierer. Licht und Schatten – das ist die Zwischenbilanz nach zwei Jahren Radentscheid in Bonn. Unser Experte Martin Weiser berichtet, was gut läuft und wo es noch hakt. Im Interview nimmt OB Dörner Stellung zu ihrer Halbzeitbilanz – bei uns natürlich aus Sicht der Fahrradmobilität. Gut gelaufen ist die Premiere der Rad+Freizeit 2023 im Rhein Sieg Forum Siegburg. Fast 3000 Besucherinnen und Besucher und mehr als 100 neue Mitglieder sind eine tolle Bilanz. Wer im Sommer eine schöne Tour radeln möchte, durch eine abwechslungsreiche Kultur- und Naturlandschaft, findet zwei begeisternde Reiseberichte vonGert Heimbold in diesem Heft. Einmal über die Reise von Bonn ins Ruhrgebiet und schließlich seine Fahrt durch das Ruhrgebiet selbst, bei der es alle 20 Minuten etwas Neues zu entdecken gibt. Sie werden Lust gekommen, an Ruhr und Emscher zu fahren. Auch für Tagesausflügler haben wir etwas im Angebot. Beim Fähr-Rad-Tag am 6. August spendiert der ADFC von 11 bis 17 Uhr die Kosten für die Überfahrten mit den Rheinfähren Graurhein- dorf-Mondorf und Bad Godesberg-Niederdollendorf. Wir stellen Ihnen Gerd Hombach vor: Der ältere freundliche Mann, der seit 17 Jahren den Anker lichtet und die Fahrscheine verkauft. Und dafür sorgt, dass genug Hefte des Rückenwind an Bord sind. Unsere Ortsgruppen haben ebenfalls viele Aktionen geplant. Lassen Sie sich inspirieren. Last but not least noch zwei Personalien: Auf der ADFC-Landesversammlung am 22. April wurde Rebecca Heinz zur neuen Co-Vorsitzenden gewählt. Sie bildet mit Axel Fell die neue Doppelspitze unseres Landesverbandes und löst in dieser Funktion Annette Quaedvlieg ab, die nicht mehr kandidiert hat, um sich mehr auf ihre Aufgaben in unserem Kreisverband zu konzentrieren. Wir gratulieren Rebecca uns bedanken und bei Annette für ihr Engagement! Im Namen der gesamten Redaktion wünsche ich Ihnen viel Spaß mit dem neuen Rückenwind. Ihre Claudia Riepe IT-Beratung PC-Konfiguration Olaf Runge 0228 1809377 it-rat@netcologne.de www.runge-it.expert 1 Claudia Riepe Foto: Frank Laufenberg
4 TITELTHEMA FAHRRADKLIMA Über 5000 Radler haben das Fahrradklima in 24 Kommunen der Region bewertet. Top-Stadt der Region ist Meckenheim, aber auch Lohmar und Bad Honnef haben sich gut entwickelt. Bonn hat sich bundesweit unter den Großstädten am stärksten verbessert. Aber es gibt auch Kommunen in denen sich nichts tut – und am Ende steht in der Region und sogar bundesweit Königswinter ........................................ 5-12 Verkehrspolitik Halbzeit-Interview: Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner verspricht noch mehr Radverkehrsförderung bis 2025 ........................ 13 Bilanz Radentscheid: Die Bonner Initiative, die von 28.000 Bürgern unterschrieben wurde, zieht nach zwei Jahren Bilanz ..................... 17 Rathausgasse Bonn: Warum ADFC und Radentscheid die Gestaltung kritisieren ............ 43 Bönnsche Viertel: Auftakt in der Oper ...... 46 Aus dem ADFC Mitgliederversammlung: Haushalt beschlossen, die Satzung angepasst ............ 19 Landesvorstand: Rebecca Heinz aus Bonn ist neue Landesvorsitzende im Tandem mit Axel Fell und Nachfolgerin von Annette Quaedvlieg...... 20 Bufdi: Ein Jahr lang unterstützt Ute Weinand als Bufdi den ADFC. Sie folgt auf Herwig Raabe ... 22 Die ADFC-Fahrradmärkte sind zurück ...... 24 Rad im Alltag Wussten Sie schon? Rückwärts Radfahren und dabei Geige spielen ist rekordverdächtig ..........26 Kottenforst: Das Forstamt hat 10 km Wegstrecke neu asphaltiert – jetzt ist alles glatt ................ 47 Unfälle: Die Zahl der Fahrradunfälle in Bonn & im Rhein-Sieg-Kreis ist 2022 stark gestiegen ... 48 Fahrradklau: Die Zahl der Diebstähle steigt ... 52 Aktionen Mit dem Rad zur Arbeit: Die Aktion ist gestartet. Schirmherr sind die Stadtwerke Bonn ........28 Fähr-Rad-Tag: Am 6. August ist Rheinradeln angesagt – mit kostenlosen Fährfahrten .... 30 Fähr-Rad-Tag: Gerd Hombach ist seit 2007 Fährmann und sorgt für Rückenwinde ................................................. 32 Meldungen: Lit.Move, Tour de Ahrtal, Klimaradtour, ADFC-Sommerfest, NRW-Radtour, Stadtradeln, Frauenpicknick: Dieser Sommer hat es in sich ................................................ 34 Rückblick: In Alfter, Bornheim und Mechernich wurde der Frühling auf dem Rad begrüßt ....... 39 Fahrradkino: Sommerpause bis September .... 53 Junger ADFC Kidical Mass: So viele Fahrraddemos mit Kindern gab‘s noch nie in der Region .............. 48 Schulzentrum ohne Durchgangsverkehr ........ 60 Radparcours fürs Berufskolleg ..................... 61 Aus den Ortsgruppen Siegburg: Weniger Poller im Weg ................. 62 Lohmar: Radwege an der K20 .................... 63 Troisdorf: Neuwahlen ................................. 64 Sankt Augustin: Grundstein für Radbrücke ... 65 Rheinbach: Bessere Infrastruktur ............... 66 Wachtberg: Tempo 70 auf Landstraßen ........ 67 Bad Godesberg: Politische Radtour ............. 68 Euskirchen: Neuer Vorstand gewählt ......... 68 Bornheim: Fahrradaktion an Schule ............ 69 Touren und Tourismus Radfahren in den 50ern: An die Ostsee mit Zelt und ohne Gangschaltung ......... 70 Rad+Freizeit: Rückblick auf die Messe in Siegburg .......... 72 Tourguides: Wir brauchen Sie .74 Auf Tour: Von Bonn ins Ruhrgebiet ......................... 76 Ruhrgebiet Tourgebiet: Über eine Radreise an Ruhr und Emscher .................................. 80 Das Tourenprogramm ............................. 90 Mehrtagestouren ..................................... 96 Rubriken Impressum ............................................... 16 Die Adressenseiten .............................. 54-57 Unsere 27 Fördermitglieder ................... 105 Termine ................................................. 106 INHALTSVERZEICHNIS Titelbild: Rüdiger Wolff Redaktionsschluss für Heft 4/2023: 17.7.2023
5 Fahrradklimatest: Bonn hat aufgeholt In NRW auf Rang 2 hinter Münster – Note steigt von 4,2 auf 3,8 Die Investitionen der vergangenen zwei Jahre in den Radverkehr in Bonn kommen gut an: Im bundesweiten Fahrradklimatest 2022 haben die Radfahrerinnen und Radfahrer das Fahrradklima in der Stadt mit der Schulnote 3,8 bewertet. 2020 war die Note mit 4,2 deutlich schlechter. Durch die höhere Bewertung verbesserte sich Bonn im bundesweiten Ranking der Städte zwischen 200.000 und 500.000 Einwohnern von Rang 14 auf 6. In NRW liegt Bonn hinter Münster (Note 3,0) sogar auf Platz 2 vor den Radentscheid-Städten Bielefeld (Note 3,9) und Aachen (4,0). Ende April zeichneten ADFC-Bundesvorsitzende Rebecca Peters und Bundesverkehrsminister Volker Wissing Bonn als die Großstadt aus, die sich in den vergangenen zwei Jahren am stärksten verbessert hat. Das Lob nahm Oberbürgermeisterin Katja Dörner entgegen, die eigens zur Verleihung nach Berlin gereist war. „Eine so deutliche Verbesserung und damit der 1. Platz ist eine schöne Bestätigung für unsere Arbeit in den vergangenen zwei Jahren, auch wenn wir erst am Anfang der Aufholjagd stehen“, so Dörner. „Die Auszeichnung ist Ansporn, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Denn wir sind uns im Klaren, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, ein durchgängiges und sicheres Radwegenetz für ganz Bonn zu schaffen.“ „Zur Mobilitätswende sind in Bonn mutige Entscheidungen getroffen worden, die dem Radverkehr mehr Raum und Sicherheit verleihen. Das Feedback der Befragten zeigt uns, dass die Einrichtung der Rad- oder Umweltspuren auf der Oxfordstraße, dem Belderberg oder am Rhein-ufer dazu beiträgt, ein besseres Klima für das Radfahren in Bonn zu schaffen“, ergänzte Stadtbaurat Helmut Wiesner. „Das hilft, am Ende die Straßen vom Autoverkehr zu entlasten, wovon alle Verkehrsteilnehmenden profitieren.“ 1965 Bürger hatten sich in Bonn am Fahrradklimatest beteiligt,73 % davon waren keine ADFC-Mitglieder. Die besten Noten erreichte Bonn für die Öffnung von Einbahnstraßen (Note 2,2), das kommunale Fahrradverleihsystem (2,6), für die ErreichbarFoto: Axel Mörer 2019 demonstrierte der ADFC in Bonn auf der Oxfordstraße für Radspuren. Inzwischen sind Rad- und Umweltspuren auf dem Cityring Wirklichkeit. Im Fahrradklimatest haben das die Radfahrer positiv bewertet.
6 keit der Innenstadt sowie die Fahrradförderung in den vergangenen zwei Jahren (je 2,7). Mit 3,0 bewertet wurden die Kategorien „zügiges Radfahren“ und „Radfahren durch Alt und Jung“. Noten zwischen 3,2 und 3,6 erhielten die Wegweisung für Radfahrer, die Werbung fürs Radfahren und die Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer. Ob Radfahren in Bonn Spaß macht oder eher Stress ist, wurde mit der Note 3,5 bewertet. für den Radverkehr (keine grüne Welle) und die Konflikte mit dem Kfz-Verkehr (je 4,5). Für das Sicherheitsgefühl beim Radfahren geben die Befragten nur die Note 4,1. „Das Ergebnis des Fahrradklimatests zeigt, dass sich der Mut der Ratsmehrheit, mehr für den Radverkehr und die Verkehrswende zu tun, lohnt und von den Radfahrerinnen und Radfahrern auch honoriert wird“, sagte Gerd Billen, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC. Billen erinnerte dabei auch an die große Unterstützung in der Bürgerschaft für die Initiative Radentscheid für ein besseres Radverkehrsnetz in Bonn, die im Coronajahr 2020 von 28.074 Bürgern mit ihrer Unterschrift unterstützt wurde. „Eine große Zahl der Bürger steht dahinter, die begrenzten Flächen in Bonn neu zu gestalten und lebenswerter zu machen.“ Billen: „Mit den neuen Radspuren auf Oxfordstraße, Sandkaule, Viktoriabrücke, am Rheinufer in Bonn, die Verbreiterung des Radweges in der Rheinaue in Beuel sowie den Umweltspuren auf dem Belderberg und HermannWandersleb-Ring hat eine Ära begonnen, in der über die Förderung des Radverkehrs nicht mehr nur geredet wird, sondern sie auch umgesetzt wird. Das schafft ein neues Klima in der Stadt.“ Der neuen Ratsmehrheit attestiert der ADFC Mut, auch unbequeme Entscheidungen zu treffen und umzusetzen. Doch weitere Durchbrüche müssten folgen. „Dass die 2014 beschlossene Radpendlerroute Bornheim-Alfter-Bonn immer noch nicht fertig ist, lässt befürchten, dass die neun anderen Radpendlerrouten, die der ADFC mit Bonn und den Rhein-Sieg-Kommunen besprochen hat, eine Jahrhundertaufgabe werden“, so Billen. „Wir hoffen, dass es bei den nächsten Routen schneller geht.“ Wir brauchen 2023 und 2024 mutige Entscheidungen, um ein ambitioniertes Radverkehrsnetz auf den Weg zu bringen. Billen erinnerte an den Radschnellweg entlang der A565 über den Rhein hinweg, das dringend notwendige Fahrrad-Hauptroutennetz für Bonn mit Anschlüssen an das Umland und die 4. Rheinbrücke für den Rad- und Fußverkehr, die jetzt geplant werden müsse, um die Verkehrsbelastungen der Zukunft bewältigen zu können. Axel Mörer FAHRRADKLIMATEST Überblick Bonn & im Städtevergleich Anzahl Teilnahmen 1965 ⌀ Gesamtwertung aller Orte der Gesamtbewertung1 3,82 Größenklasse 200.000-500.000 EW Rangplatz Bund in Ortsgrößenklasse 6 von 26 4,1 Legende: Rangplatz Land in Ortsgrößenklasse 2 von 11 Verteilung in Ortsgrößenklasse Vergleich Gesamtbewertung zu 20202 ++ Bonn Stärken und Schwächen … in der Einzelbewertung3 … im Vergleich zu ähnlichen Orten4 geöffnete Einbahnstr. in Gegenrichtung 2,2 Fahrradförderung in letzter Zeit +1 öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih 2,6 Stärken öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih +0 Erreichbarkeit Stadtzentrum 2,7 Werbung für das Radfahren +0 Fahrradförderung in letzter Zeit 2,7 geöffnete Einbahnstr. in Gegenrichtung +0 zügiges Radfahren 3,0 Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer +0 Radfahren durch Alt und Jung 3,0 Spaß oder Stress +0 Wegweisung für Radfahrer 3,2 Sicherheitsgefühl +0 Werbung für das Radfahren 3,4 zügiges Radfahren +0 Spaß oder Stress 3,5 Erreichbarkeit Stadtzentrum +0 Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer 3,6 Winterdienst auf Radwegen +0 Konflikte mit Fußgängern 3,8 Breite der (Rad)wege +0 Medienberichte 4,0 Ampelschaltungen für Radfahrer +0 Reinigung der Radwege 4,1 Radfahren durch Alt und Jung +0 Sicherheitsgefühl 4,1 Konflikte mit Fußgängern +0 Winterdienst auf Radwegen 4,1 Wegweisung für Radfahrer +0 Abstellanlagen 4,1 Falschparkerkontrolle auf Radwegen +0 Oberfläche der (Rad)wege 4,4 Reinigung der Radwege +0 Hindernisse auf Radwegen 4,4 Fahren im Mischverkehr mit Kfz +0 Fahren auf Radwegen & Radf.-streifen 4,4 Oberfläche der (Rad)wege +0 Fahren im Mischverkehr mit Kfz 4,4 Fahren auf Radwegen & Radf.-streifen +0 Konflikte mit Kfz 4,5 Führung an Baustellen +0 Ampelschaltungen für Radfahrer 4,5 Konflikte mit Kfz +0 Breite der (Rad)wege 4,7 Hindernisse auf Radwegen +0 Falschparkerkontrolle auf Radwegen 4,7 Medienberichte +0 Führung an Baustellen 4,7 Abstellanlagen -0 Fahrradmitnahme im ÖV 4,8 Schwächen Fahrraddiebstahl -0 Fahrraddiebstahl 4,9 Fahrradmitnahme im ÖV -0 1 Schulnotensystem: 1 = fahrradfreundlich; 6 = nicht fahrradfreundlich 2 falls zutreffend: Vergleich mit der Gesamtbewertung 2020; fünfstufige Skala ++ starke Verbesserung, + leichte Verbesserung, o kaum Veränderung, - leichte Verschlechrerung, -- starke Verschlechterung 3 Reihung der Themen nach den Einzelbewertungen des Orts 4 Reihung der Themen nach dem Unterschied zur Durchschnittsbewertung aller Orte der Ortsgrößenklasse. Lesebeispiel: Sicherheitsgefühl wird 0,3 Notenpunkte besser bewertet als im Durchschnitt der Ortsgrößenklasse. 1 2 3 4 5 6 Gesamtbewertung 1 | ADFC-Fahrradklima-Test 2022 | Auswertung Bonn in Bonn Schlechte Noten bekommt Bonn für die Bekämpfung des Fahrraddiebstahls (4,9), die schlechte Fahrradmitnahme in Bussen und Bahnen (4,8), die mangelhafte Führung des Radverkehrs an Baustellen, für die ungenügende Falschparkerkontrolle auf Radwegen und für oft zu schmale Radwege und Radstreifen (jeweils 4,7). Kritisch gesehen werden die hinderlichen Ampelphasen
7 FAHRRADKLIMATEST Rhein-Sieg: Meckenheim auf Platz 2 Lohmar & Bad Honnef stark verbessert – Königswinter: schlechtes Ergebnis Im Rhein-Sieg-Kreis könnten die Bedingungen für den Radverkehr nicht unterschiedlicher sein: Während Meckenheim im bundesweiten Fahrradklimatest mit der Note 2,6 einen Spitzenplatz erreicht hat, fuhr ausgerechnet das für den Radtourismus wichtige Königswinter mit der Note 4,5 eine der schlechtesten Bewertungen bundesweit ein. Die Bürgermeister von Meckenheim und Bad Honnef, Holger Jung und Otto Neuhoff, hatten gute Laune, als sie in Berlin von Bundesverkehrsminister Volker Wissing und ADFC-Bundesvorsitzenden Rebecca Peters für ihre starken Ergebnisse ausgezeichnet wurden. Meckenheim ist Nummer 1 in NRW und Nummer 2 bundesweit, Bad Honnef hat sich am stärksten verbessert. Im Rhein-Sieg-Kreis hatten 2513 Radfahrerinnen und Radfahrer die Radverkehrsverhältnisse in allen 19 Kommunen des Kreises bewertet. 79 % der Teilnehmer im Kreis waren keine Mitglieder des ADFC. Das spricht dafür, dass die Aussagen für die Radfahrer stehen. 447 Kommunen mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern Das mit Abstand beste Ergebnis erzielte unter 447 Kommunen zwischen 20.000 und 50.000 Einwohnern wie schon 2020 die Stadt Meckenheim. Die Note verbesserte sich noch einmal leicht von 2,7 auf 2,6. Damit liegt Meckenheim in NRW auf Platz 1, bundesweit auf Rang 2, knapp hinter Baunatal. In vielen Bereichen ist die Bewertung ausgezeichnet: Erreichbarkeit des Zentrums 1,6; zügiges Radfahren 1,7; Radwegweisung 1,8. Und das Radfahren macht Spaß, dafür steht die Schulnote 1,8. Die zum Teil sogar autofreien Radrouten wurden mit der Note 2,3 als sehr sicher bewertet, die beste im Rhein-Sieg-Kreis und auch deutlich besser als in Bonn mit der Note 4,1. Sehr gut abgeschnitten hat zudem Lohmar: Die Stadt erhielt mit der Note 3,4 nach Meckenheim die beste Bewertung im Rhein-Sieg-Kreis, Platz 10 im NRW-Ranking, bundesweit auf 16! Besonders gut bewertet wurden die Erreichbarkeit des Zentrums, die Wegweisung und die Möglichkeit zügig zu fahren. Als negativ benannt wurFoto: Gerd Billen Freuen sich über gute Ergebnisse ihrer Städte bei der Preisverleihung in Berlin (v.l.): Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner, der Meckenheimer Bürgermeister Holger Jung, Gerlinde Neuhoff, Mitglied im Kreistag Rhein-Sieg, und Otto Neuhoff, Bürgermeister von Bad Honnef.
8 den zu schmale Radwege, der Winterdienst und schlechte Fahrradmitnahme im ÖPNV. Aufsehenerregend ist die Entwicklung in Bad Honnef. Die Stadt hatte 2020 mit der Schulnote 4,5 den vorletzten Platz im Rhein-Sieg-Kreis belegt und lag bundesweit von damals 415 Kommunen auf Rang 401. In nur zwei Jahren hat Bad Honnef ein Fahrradkonzept entwickelt und die ersten Maßnahmen umgesetzt. Umlaufsperren wurden durch Bodenwellen ersetzt, Poller entschärft, ein Marketingkonzept „Radmomente“ entwickelt, auf Hauptstraßen wurden in kurzer Zeit Radstreifen angelegt und erste Einbahnstraßen geöffnet. Die Belohnung: Bad Honnef hat sich in seiner Stadtklasse bundesweit am stärksten verbessert, von 4,5 auf 3,6 und liegt jetzt auf Platz 69 von 447 Städten. Auf den weiteren Plätzen folgen im Bundesranking der 447 Städte zwischen 20.000 und 50.000 und der 474 Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern: Wachtberg (Note 3,8, Platz 129 von 447), Siegburg (3,9, 161/447), Alfter (3,9, 179/447), Niederkassel (3,9 188/447), Hennef (3,9, 201/447), Swisttal (4,0, 255 von 474), Ruppichteroth (4,0, 292/474), Neunkirchen-Seelscheid (4,0, 297/474), Windeck (4,3, 396/474), Rheinbach (4,3, 373/447), Bornheim (4,3, 377/447), Eitorf (4,4, 412/474), Much (4,4, 424/474) und Königswinter (4,5, 432/447). Königswinter Schlusslicht im Rhein-Sieg-Kreis Der letzte Platz im Kreis für Königswinter und die bundesweit schlechte Platzierung auf Rang 432 von 447 Kommunen ist für den ADFC keine Überraschung. Dr. Peter Lorscheid, verkehrspolitischer Sprecher des ADFC rechtsrheinisch, ist enttäuscht. „Der Radverkehr wird entlang des Rheins total ausgebremst und ist teilweise nicht möglich, während Autos weiterhin die Uferpromenade nutzen dürfen. Die Bergorte sind nicht mit Königswinter verbunden, die Situation auf dem Rheinradweg katastrophal.“ In acht Kategorien wird die Stadt mit 5 und schlechter bewertet. Dazu zählen die mangelnde Breite und schlechten Oberflächen der Radwege. „Der Rheinradweg Richtung Bad Honnef ist seit Jahren eine Buckelpiste“, kritisiert Lorscheid. Als mangelhaft bewertet wurden auch die Führung an Baustellen und die hinderlichen Ampelschaltungen. „Für die Radverkehrsförderung der vergangenen zwei Jahre bekommt Königswinter eine 5,2. Das sollte der Stadt zu denken geben“, so Lorscheid. 113 Städte mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern In der Kategorie der Städte bis 100.000 Einwohnern wurden zwei Kommunen aus dem RheinSieg-Kreis bewertet. Troisdorf verbesserte sich von 4,0 auf 3,8 und landete auf Rang 31 von 113 Städten. Allerdings ist Troisdorf weit entfernt von den guten Bewertungen früherer Zeiten, als die Stadt Vorreiter in Sachen Fahrradfreundlichkeit war. So erhält die Stadt für ihre Fahrradförderung in den vergangenen zwei Jahren eine 4,5, die Führung an Baustellen ist mit 4,7 miserabel. Hinter Troisdorf liegt Sankt Augustin, das sich von 3,9 auf 4,0 leicht verschlechterte und auf Rang 47 liegt. Gelobt wurden die Erreichbarkeit des Zentrums und das zügige Radfahren, kritisiert wurden die Führung an Baustellen, die Oberflächen der Radwege, schlechte Ampelschaltungen und fehlende Falschparkerkontrolle. „Meckenheim so gut wie nie“ Großes Lob erntet Meckenheim von Dr. Georg Wilmers, dem verkehrspolitischen Sprecher des ADFC im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis. „Meckenheim ist so gut wie nie. Die Stadt hat sich in allen Bereichen nochmals leicht verbessert.“ Dass davon die anderen Kommunen im Kreis nicht lernen, trifft auf Unverständnis. „In Meckenheim kann man sich anschauen, wie man ein Radverkehrsnetz schafft, das sogar in Teilen autofrei ist, und wie man den Radverkehr in Neubaugebieten gleich mitplant“, so Wilmers. In Rheinbach sei der Aufschwung von 2020 verflogen, das geplante Radverkehrsnetz der „Blauen Straßen von Rheinbach“ am Widerstand des Kreises gescheitert, das Nachfolgekonzept des „Zukunftsorientierten Radverkehrskonzepts“ noch nirgendwo erkenn- oder gar erfahrbar. Bornheim diskutiere zehn Jahre nach dem Grundsatzbeschluss immer noch über die Realisierung der Radpendlerroute nach Bonn. Auch Alfter trete auf der Stelle, der kürzlich in Alfter erfolgte Ausbau eines großen Abschnitts der FAHRRADKLIMATEST
9 AOK Rheinland/Hamburg Die Gesundheitskasse. Eine Initiative von ADFC und AOK Mit dem RAD zur Arbeit Aktiv sein lohnt sich doppelt. Die Gesundheit fördern und gewinnen. Ab Mai 2023 geht es wieder los. Einfach mit Ihrem Account anmelden oder neu registrieren. Mehr erfahren auf mdrza.de
10 Radpendlerroute von Bornheim nach Bonn und die Realisierung kleinerer, gezielter Maßnahmen wie die Abflachung von Bordsteinen auf Radrouten konnten sich bei der Befragung im Herbst 2022 noch nicht niederschlagen. Wachtberg habe immerhin sein etwas besseres Niveau gehalten und schaffe Lückenschlüsse. Swisttal habe sich dagegen deutlich verschlechtert, es gebe keine Leuchtturmprojekte, das „Konzept zum Alltagsradverkehr“ von 2018 werde nicht umgesetzt. Rechtsrheinisch tue sich zu wenig in den Berggemeinden wie Much, Eitorf, Windeck, Ruppichteroth und Neunkirchen-Seelscheid, die alle mit der Note 4 und schlechter abgeschnitten FAHRRADKLIMATEST haben, so Lorscheid. Aber immerhin gebe es Lichtblicke, etwa in Siegburg, wo endlich die Fußgängerzone geöffnet wurde. Schwachpunkte im Rhein-Sieg-Kreis seien vor allem die fehlenden oder schlechten Verbindungen zwischen den Dörfern und Kommunen. Die Radpendlerrouten seien weiterhin Zukunftsmusik, aber unverzichtbar, wolle man Berufspendler aufs Rad bekommen. „Dabei liegen viele Orte des Rhein-Sieg-Kreises in Fahrradnähe zu den Arbeitsplatzschwerpunkten im Kreis und in Bonn. Aber die Radrouten sind einfach zu schlecht und erlauben kein zügiges Pendeln zur Arbeit oder auch nur in den Nachbarort“, so Lorscheid. Axel Mörer Ergebnisse des Fahrradklimatests 2022 für den Rhein-Sieg-Kreis Siegburg, 24. April 2023 Dr. Peter Lorsch Verkehrspolitisc Ergebnis-Veränderungen der Kommunen des Rh Kommune Gesamt 2022 Tendenz Gesamt 2020 Meckenheim 2,58 o 2,65 Lohmar 3,36 + 3,52 Bad Honnef 3,63 ++ 4,51 Wachtberg 3,79 o 3,76 Troisdorf 3,83 + 3,98 Siegburg 3,86 o 3,95 Alfter 3,89 o 3,85 Niederkassel 3,91 o 3,87 Hennef (Sieg) 3,94 + 4,12 Swisttal 3,96 -- 3,60 Sankt Augustin 3,96 o 3,93 Ruppichteroth 4,03 NEU Neunkirchen-S. 4,04 ++ 4,45 Windeck 4,27 o 4,32 Rheinbach 4,29 o 4,23 Bornheim 4,30 o 4,28 Eitorf 4,35 + 4,54 Much 4,39 NEU Königswinter 4,54 o 4,42 Rhein-Sieg-Kreis 3,94 o 4,00 Rhein-Sieg-Kreis o. NEU 3,91 o 4,00 Le > 0 0,1 < 0 0,1 > 0 3 2
11 FAHRRADKLIMATEST Kreis Euskirchen kommt nicht vom Fleck Euskirchen, Zülpich, Weilerswist und Mechernich nur ausreichend Der Fahrradförderung im Kreis Euskirchen haben die Radler im ADFC-Fahrradklimatest kein gutes Zeugnis ausgestellt. Obwohl die Stadt Euskirchen seit 28 Jahren, der Kreis seit 21 Jahren Mitglied, in der AG fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden sind, kommen Euskirchen, Mechernich, Zülpich und Weilerswist im neuen Test nicht über die Schulnote 4 hinaus. 514 Radlerinnen und Radler haben in den vier Kommunen beim Fahrradklimatest über die Bedingungen zum Radfahren abgestimmt. In der Stadt Euskirchen haben sie das Fahrradklima nur mit 4,1 bewertet (2020: 4,0). Weilerswist hat sich von 4,1 auf 4,4 verschlechtert, Mechernich leicht von 4,3 auf 4,2 verbessert, Zülpich, erstmals in der Wertung, wurde mit 4,0 benotet. In Euskirchen werden die Erreichbarkeit der Innenstadt, die Öffnung der Einbahnstraßen für Radfahrer in Gegenrichtung, die Wegweisung und die Möglichkeit zum zügigen Radfahren positiv bewertet. Deutliche Kritik gibt es an der mangelnden Breite der Radwege (Note 4,7), an der schlechten oder fehlenden Führung des Radverkehrs an Baustellen, an hinderlichen Ampelphasen für den Radverkehr und der mangelnden Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen (Note 5). In Weilerswist werden die Erreichbarkeit des Ortszentrums, der öffentliche Fahrradverleih und das relativ zügige Radfahren mit Noten zwischen 3,2 und 3,4 noch am besten bewertet. Allerdings werden 14 Kriterien mit 4,5 und schlechter benotet. Das reicht von fehlenden REISENDE LASSEN SICH NICHT AUFHALTEN! SCHAUFF-BIKES – HANDMADE IN REMAGEN/RHEIN. SCHAUFF BIKESHOP · IN DER WÄSSERSCHEID 56 · 53424 REMAGEN · TELEFON: 02642 22910 Abb: Schauff Komfort-II Elektro WWW.VELOWORLD.DE 151124-Anz 148x105 ADFC Rueckenwind 24.11.2015 12:24 Uhr Seite 1
12 Abstellanlagen über ein schlechtes Sicherheitsgefühl auf Radwegen und den geringen Breiten der Radverkehrsanlagen bis zu Kritik am schlechten Winterdienst, rauen Oberflächen, schlechten Ampelschaltungen und der mangelhaften Führung des Radverkehrs an Baustellen. Für ihre Radverkehrsförderung der vergangenen beiden Jahre bekommt die Gemeinde nur die schlechte Note 4,9. Auch in Mechernich fällt das Lob spärlich, die Kritik umfangreich aus. Gelobt werden die Wegweisung, die Erreichbarkeit des Ortszentrums und der vergleichsweise geringe Fahrraddiebstahl, der öffentliche Fahrradverleih und die geringe Zahl von Konfliktpunkten mit Fußgängern. Kritisch gesehen werden generell das Fahren auf Radwegen und Radstreifen, etwa wegen zu geringer Breiten, fehlender Reinigung und schlechter Oberflächen. Auch die hinderlichen Ampelschaltungen für Radfahrer, die Führung an Baustellen und die fehlende Kontrolle von Falschparkern auf Radwegen werden bemängelt. Für die Radverkehrsförderung der vergangenen zwei Jahre geben die Radfahrer der Kommune nur eine 4,7. Erstmals bewertet wurde Zülpich mit einer Gesamtnote von 4,0. Dabei gibt es großes Lob mit einer Note von 2,2 für die Öffnung von Einbahnstraßen, für die Wegweisung und die Erreichbarkeit des Ortszentrums. Dennoch gibt es noch viel zu tun. Es fehlen genügend Abstellanlagen (Note 4,5), das Fahren auf Radwegen und Radstreifen wird kritisch bewertet wegen zu geringer Breiten, schlechter Oberflächen und nicht genügender Reinigung. Das Sicherheitsgefühl im Verkehr bewerten die Radfahrer mit 4,3. Die schlechtesten Noten mit 4,9 gibt es für die Führung an Baustellen und Ampelschaltungen für den Radverkehr. Mit diesen Noten liegen die Euskirchener Kommunen im bundesweiten Vergleich nur im Durchschnitt oder weit hinten. Von den 46 Städten mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern landet Euskirchen auf Rang 19 im Mittelfeld. Bei den 447 Städten mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern kommt Zülpich auf Platz 219, Mechernich auf 319. Im Ranking der 474 Gemeinden unter 20.000 Einwohner liegt Weilerswist nur auf dem 418. Platz. „In den Euskirchener Kommunen gibt es erhebliches Verbesserungspotenzial, es ist noch viel Luft nach oben“, kommentiert Silke Bräkelmann, Sprecherin des ADFC im Kreis Euskirchen. Axel Mörer FAHRRADKLIMATEST Stärken und Schwächen … in der Einzelbewertung3 Erreichbarkeit Stadtzentrum 2,9 geöffnete Einbahnstr. in Gegenrichtung 2,9 Stärken Wegweisung für Radfahrer 3,1 zügiges Radfahren 3,2 öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih 3,3 Radfahren durch Alt und Jung 3,3 Spaß oder Stress 3,4 Konflikte mit Fußgängern 3,5 Akzeptanz als Verkehrsteilnehmer 3,9 Hindernisse auf Radwegen 4,1 Fahrraddiebstahl 4,1 Abstellanlagen 4,1 Oberfläche der (Rad)wege 4,2 Konflikte mit Kfz 4,2 Medienberichte 4,2 Sicherheitsgefühl 4,4 Winterdienst auf Radwegen 4,4 Fahren auf Radwegen & Radf.-streifen 4,4 Werbung für das Radfahren 4,4 Reinigung der Radwege 4,4 Fahrradmitnahme im ÖV 4,5 Fahren im Mischverkehr mit Kfz 4,5 Fahrradförderung in letzter Zeit 4,6 Breite der (Rad)wege 4,7 Führung an Baustellen 4,8 Ampelschaltungen für Radfahrer 4,8 Schwächen Falschparkerkontrolle auf Radwegen 5,0 Gesamtbewertung 1 | ADFC-Fahrradklima-Test 2022 | Auswertung Euskirchen in Euskirchen
13 VERKEHRSPOLITIK Für den Radverkehr ziehen wir alle Register Halbzeitbilanz: Interview mit Bonns OB Dörner über den Radverkehr Radspuren auf dem Bonner Cityring, Fahrradstraße am Rhein, breiterer Radweg durch die Beueler Rheinaue: In den vergangenen zweieinhalb Jahren hat sich unter der neuen Ratsmehrheit eine Menge getan für den Radverkehr. Der Rückenwind hat Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) in ihrem Büro im 12. Stock des Stadthauses besucht. Ihre Halbzeitbilanz im Interview. ? Rückenwind: Sie haben mit dem Cityring eine Heilige Kuh angepackt und dort mit mächtig Gegenwind Platz für Fußgänger, Radfahrende und den ÖPNV geschaffen. Auch bei der Verbreiterung des Rheinradweges auf Beueler Seite gab es von einer lauten Minderheit kräftigen Gegenwind. Jetzt wehren sich Anwohner gegen Fahrradstraßen und den Wegfall von Parkplätzen. IHK, Kreishandwerkerschaft und Einzelhandelsverband machen Stimmung gegen Maßnahmen der Verkehrswende in Bonn. Hält die Koalition durch? ! Oberbürgermeisterin Dörner: Mobilität ist ein Thema, das alle betrifft, deshalb gibt es zu Verkehrswendemaßnahmen viel Diskussionsbedarf. Vieles, was anfangs kritisiert wurde, wird jetzt positiv gesehen. Wenn Veränderungen umgesetzt wurden und die Menschen sich daran gewöhnt haben, ändert sich die Bewertung. Nehmen wir den Rheinradweg in Beuel. Was wurde da vorher kritisiert, von einem Kahlschlag und von einer Fahrradautobahn gesprochen. Jetzt gibt es ausschließlich gutes Feedback. Genauso ist es mit der Fahrradstraße am Bonner Rheinufer: Ich bekomme inzwischen nur noch positive Rückmeldungen. ? Rückenwind: Der Koalition und auch Ihnen wird der Vorwurf gemacht, Maßnahmen nicht gut zu kommunizieren. Viele Autofahrer fühlen sich schikaniert, weil sie vermeintlich nicht wissen, zu welchem Zweck Parkplätze und Fahrspuren wegfallen. Doch wir brauchen die Akzeptanz aller Verkehrsteilnehmer. Das sieht man aktuell an dem lautstarken Widerstand bei der Einführung von Fahrradstraßen und dem Wegfall von Parkplätzen. Der Netzgedanke für den Radverkehr und Flächengerechtigkeit mit endlich genügend Platz für Fußgänger spielt in der öffentlichen Kommunikation kaum eine Rolle. Wie wollen Sie diese Ziele vermitteln und die Stadtgesellschaft befrieden? Foto: Stadt Bonn Im Gespräch mit der Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner über die Halbzeitbilanz in Sachen Radverkehr: die Rückenwind-Redakteure Bernhard Meier (l.) und Axel Mörer.
14 VERKEHRSPOLITIK ! Dörner: Wir müssen die Maßnahmen gut erklären, die Leute mitnehmen, auch auf Kritik eingehen und gegebenenfalls Entscheidungen korrigieren. Aber, wir brauchen auch Zeit, damit sich die Dinge einspielen. ? Rückenwind: Dennoch fühlen sich Autofahrer schikaniert, die Handwerker sind sauer, die IHK kritisiert, dass der Wirtschaftsverkehr Probleme bekommt. Und immer heißt es, Sie würden nicht gut kommunizieren … ! Dörner: Wir haben bei der Kommunikation für die Verkehrswende dazu gelernt – ja, uns sind kommunikative Fehler passiert, etwa beim Cityring. Wir haben das ausgewertet. Wir wollen die Menschen mitnehmen und ihnen erläutern, wie wir Bonn durch die Mobilitätswende lebenswerter, die Luft sauberer machen sowie den Verkehrslärm reduzieren können. Ich selbst habe Erklärvideos aufgenommen, zum Beispiel zur Erläuterung der Phasen zur Umgestaltung des Rheinufers und mit Blick auf den breiteren Rheinradweg in Beuel. Wir haben die Bürger*innen intensiv in die Überlegungen zur Neugestaltung des Stiftsplatzes einbezogen. Zuletzt haben wir im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens „Bönnsche Viertel“ mit den Bürgerinnen und Bürgern direkt vor Ort über die Verbesserung der Lebensqualität in den Wohnvierteln gesprochen. Im neuen Bereich Mobilität und Verkehr auf der Homepage der Stadt erläutern wir die Ziele und Hintergründe der Mobilitätswende und bieten übersichtliche Informationen für alle Menschen, die in Bonn unterwegs sind, egal mit welchem Verkehrsmittel. Wir sind offen für Ideen und gesprächsbereit. Bei den Wirtschaftsverkehren haben wir viel Diskussionsbedarf. Von den Wirtschaftsverbänden wird zwar die Verkehrswende nicht in Frage gestellt, aber wir müssen auch berücksichtigen, wie die legitimen Bedürfnisse von Handwerkern und Lieferantinnen realisiert werden können. Die Verkehrssituation in Bonn und der Region ist seit vielen Jahren angespannt. Da der verfügbare Raum in unserer Stadt begrenzt ist, wollen wir das Straßennetz durch den Umstieg von Pendler*innen auf den Umweltverbund entlasten. Dafür forcieren wir den weiteren Ausbau des ÖPNV sowie der überregionalen Radwegeinfrastruktur. Das macht Kapazitäten frei auf den Straßen für notwendige motorisierte Verkehre. Auch beim ruhenden Verkehr wollen wir für die besonderen Belange von Dienstleistung und Gewerbe oder für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, passende Lösungen finden. Dazu weisen wir bei Neuplanungen oder im Zuge der Parkraumstrategie vermehrt Flächen für Liefer-, Hol- oder Bringverkehre aus oder stellen Sonderparkausweise für Handwerk oder Pflege zur Verfügung. ? Rückenwind: In der Koalition knirscht es, die SPD sieht die Fahrradspuren auf der Adenauerallee kritisch … ! Dörner: Bei den nächsten großen Projekten, nämlich den Fahrradstraßen, den Radwegen auf der Adenauerallee und dem Radwegenetz für Bonn gibt es offensichtlich Diskussionsbedarf innerhalb der Koalition. Aber von Seiten der Verwaltung haben wir zu den genannten Themen sehr solide und praxistaugliche Vorschläge unFoto: Pascua Theus OB Dörner bei der Übergabe von 28.074 Unterschriften für den Radentscheid in Bonn: Sie will zentrale Ziele des Radentscheids in den nächsten zweieinhalb Jahren auf den Weg bringen.
15 VERKEHRSPOLITIK terbreitet. Bonn ist dem Radentscheid beigetreten, der Stadtrat hat mit einer deutlich breiteren Mehrheit als die der Koalition den Radentscheid unterstützt. Insofern ist es zwingend und natürlich auch sinnvoll, die Forderungen des Radentscheids umzusetzen. Ich bin weiterhin sehr optimistisch, dass wir durch gute Beratungen in den Gremien auch eine Mehrheit für die kommenden Maßnahmen finden. ? Rückenwind: Sie sind jetzt zweieinhalb Jahre im Amt – Halbzeit. Was sind für Sie die größten Erfolge bislang in der Radverkehrspolitik? ! Dörner: An erster Stelle zu nennen sind das Bonner Rheinufer und die Verbreiterung des Rheinradweges Beuel. Und dass es uns gelungen ist, im laufenden Verfahren die Viktoriabrücke fahrradfreundlich zu gestalten. Dazu kommen die neuen Umwelt- und Fahrradspuren auf der Oxfordstraße und dem Hermann-WanderslebRing. Nicht zu vergessen die Mobilstationen, die vernetzte Mobilität befördern. ? Rückenwind: Und welche Projekte sollen in der zweiten Halbzeit der Wahlperiode dazu kommen? ! Dörner: Ein weiterer Meilenstein ist für mich das neue Radroutennetz für Bonn. Dazu gehört das Fahrradstraßenkonzept. Das ist zwar noch nicht umgesetzt, aber wir haben jetzt die Basis geschaffen, um das Netz zu knüpfen und können Prioritäten setzen. Dass wir beim bundesweiten Fahrradklimatest des ADFC der beste Aufholer sind, das motiviert uns ganz besonders. ? Rückenwind: Wie weit wird Bonn es in dieser Wahlperiode noch mit der Umsetzung des Radentscheids schaffen? Welche Projekte wollen Sie bis 2025 noch durchsetzen? Uns fallen viele wichtige Vorhaben ein: Ausbau des Bonner Radnetzes, Verbreiterung des Rheinradweges linksrheinisch, neue Verkehrsführung auf dem Berthavon-Suttner-Platz, Radpendlerrouten zwischen dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn, Planungsstart für die neue Rheinbrücke zwischen der Beueler Ringstraße und 2. Fährgasse auf Bonner Seite, nicht zu vergessen der Radschnellweg entlang des Tausendfüßlers … Was davon werden Sie in dieser Wahlperiode noch auf die Schiene setzen? ! Dörner: Bei allen genannten Maßnahmen sind Immobilie verkaufen? Am besten mit Rückenwind! Postbank Immobilien – der Makler der Deutschen Bank Telefon: 0160 92304050 alfred-martin.duelge@postbank.de Jetzt in die Pedale treten und kostenlose Marktpreiseinschätzung nutzen. Alfred Dülge Selbstständiger Immobilienberater Postbank Immobilien GmbH
16 wir dran. Und viele mehr. Aktuell steht die fahrradfreundliche Gestaltung der Königswinterer Straße in Beuel an, das ist ein sehr wichtiger Fortschritt. Das Radroutennetz kommt, für die Machbarkeitsstudie zur 4. Rheinbrücke ist das Geld in den Haushalt eingestellt. Die Umplanung des Bertha-von-Suttner-Platz ist an ein Planungsbüro vergeben. Beim Rheinradweg auf Bonner Seite sind nun Routen in verschiedenen Varianten skizziert und werden derzeit mit zu beteiligenden Behörden im Rahmen der Grundlagenermittlung abgestimmt. Im Weiteren wird dann auch der ADFC eingebunden. Und für den Radschnellweg entlang des Tausendfüßlers ziehen wir alle Register. Wir haben uns gemeinsam mit Landesverkehrsminister Oliver Krischer an Bundesverkehrsminister Volker Wissing gewandt. Allerdings sind die Signale, die aus Berlin kommen, leider nicht fahrradfreundlich. ? Rückenwind: Beim Fahrradklimatest hat Bonn einen großen Schritt nach vorn gemacht. Dennoch sind viele Radler unzufrieden mit dem schleppenden Ausbau von Radwegen und den langen Planungsprozessen. Sehen Sie innerhalb der Stadtverwaltung Potenzial, diese Prozesse zu beschleunigen? ! Dörner: Wir haben gerade den Transparenzbericht zum Radentscheid vorgelegt, um zu zeigen, wo wir stehen. Wir legen dar, was wir schaffen konnten und was noch nicht. Es zeigt sich erfreulicherweise, dass wir Tempo aufnehmen konnten. Wir haben neue Stellen geschaffen zur Umsetzung des Radentscheids – es hat gedauert, diese Stellen zu besetzen. Aber jetzt haben wir ein sehr gutes Team zusammen. Wir arbeiten zudem parallel auch an den Prozessen innerhalb und zwischen den Ämtern. Ich bin sehr optimistisch, dass wir bei der Förderung des Rad- und Fußverkehrs an Tempo zulegen werden. Aber das heißt auch: Uns stehen kontroverse Diskussionen bevor. ? Rückenwind: Bonn hat einen ambitionierten Klimaplan. Der Verkehrssektor soll hier seinen Beitrag zum Erreichen der Klimaziele erbringen. Wie sieht 2030 der Modal Split in Bonn aus? ! Dörner: Wir haben einen klaren Arbeitsauftrag des Rates: Der Umweltverbund soll bis 2030 einen Anteil von 75 Prozent am Gesamtverkehr erreichen. Daran arbeiten wir. Neben der Fahrradförderung geht es auch um bessere Bedingungen für den Fußverkehr, den Ausbau von Sharing-Angeboten und der Stärkung des ÖPNV. Wir haben in diesem Jahr die ersten 30 Mobilstationen eröffnet und weiten stadtweit das Carsharing-Angebot aus. Im letzten Jahr haben wir zum Beispiel das Sozial- und das Schülerticket eingeführt für Haushalte, die nicht viel Geld haben, zusammen mit dem neuen Deutschlandticket ist das ein richtig gutes Mobilitätsangebot. Auch die Taktverdichtungen und die neuen Umweltspuren machen den ÖPNV attraktiver. Wir haben also richtig Fahrt aufgenommen Richtung 75 Prozent, jetzt gilt es, an Tempo dazu zu gewinnen. Die Fragen stellten Bernhard Meier und Axel Mörer Impressum Rückenwind Ausgabe 3/2023, Erscheinungstermin 14. Juni 2023, gültig bis September 2023 Der Rückenwind wird klimaneutral auf FSC-Papier gedruckt! Gründungsjahr 1979 Herausgeber ADFC Bonn/Rhein-Sieg e. V., Breite Straße 71, 53111 Bonn Redaktion Elke Burbach, Gert Heimbold, Bernhard Meier, Axel Mörer, Annette Quaedvlieg, Gondula Radtke, Claudia Riepe, Gisela Zimmermann, Verena Zintgraf Layout Axel Mörer, Herbert Uebel, Gert Heimbold Anzeigen Axel Mörer Es gilt die Anzeigenpreisliste für 2023. Druck DCM, Druck Center Meckenheim Auflage 10.000 Erscheinen vierteljährlich Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Gezeichnete Artikel müssen nicht die Meinung der Redaktion oder des ADFC wiedergeben. VERKEHRSPOLITIK
17 VERKEHRSPOLITIK BONN Im Februar 2023 jährte sich die Annahme des Bürgerbegehrens „Radentscheid Bonn“ bereits zum zweiten Mal. Was ist in diesen mehr als zwei Jahren geschehen? An einigen Stellen in der Stadt zeigen sich erste Erfolge: die stark befahrene Oxfordstraße am Bertha-von-Suttner-Platz wurde in Teilen radentscheidkonform umgestaltet. Am Alten Friedhof wurde ein kurzer Abschnitt als gesicherter Radweg eingerichtet. Auf der Rheinpromenade lädt die frisch markierte Fahrradstraße und ein geschützter Radweg unter der Kennedybrücke inzwischen zum entspannten Radeln ein. Dank gegenläufiger Einbahnstraßen wurde der Durchgangsverkehr dort fast vollständig entfernt. Auf dem Hermann-Wandersleb-Ring entstand eine Umweltspur. Die Viktoriabrücke bietet Radfahrenden und Fußgänger*innen deutlich mehr Platz und Sicherheit. Auch die Fußverkehrsziele aus dem Radentscheid zeigen Wirkung: Bei allen Planungen der Verwaltung werden für die Gehwege inzwischen eine Mindestbreite von 1,5 m berücksichtigt. Der städtische Ordnungsdienst kontrolliert verstärkt die Freihaltung der Geh- und Radwege. Beim ADFC-Fahrradklimatest erhielt Bonn die Auszeichnung als Bester Aufholer in der Städtekategorie 200.000-500.000 Einwohner. Bonn nimmt damit bei den NRW-Städten dieser Größenordnung den zweiten Platz hinter der Siegerstadt Münster ein, konnte sich erstmals bundesweit deutlich von Platz 14 auf Platz 6 verbessern und liegt damit deutlich vor den „Radentscheid-Städten“ Bielefeld und Aachen. Oberbürgermeisterin Katja Dörner nahm die Ehrung in Berlin persönlich in Empfang. Ein Anfang ist gemacht: der Radentscheid zeigt Wirkung! Also ungetrübte Freude und alles gut? Leider nein. Die Umsetzung des vom Radentscheid formulierten und vom Stadtrat angeAlle Fotos: Martin Weiser Fahrbahngestaltung einer Fahrradstraße unterhalb der Beethovenhalle Licht und Schatten Zwei Jahre Radentscheid Bonn – eine Zwischenbilanz
18 VERKEHRSPOLITIK BONN nommenen Zeitplans hinkt deutlich hinterher. Bei allem Verständnis für die vorgetragenen Gründe wie Personalmangel, veraltete Straßenverkehrsordnung und Regelwerke: die Umsetzung muss jetzt Fahrt aufnehmen! Laut Radentscheid müssten jährlich 15 km Straßen, 6 Kreuzungen nach Radentscheid-Standards umgebaut und 3.000 neue Fahrradstellplätze geschaffen werden. Im ersten Transparenzbericht zum Radentscheid, den Katja Dörner Anfang Mai vorstellte, beziffert die Stadt die Verbesserung nach Radentscheidstandards im Zeitraum 2021 bis 2022 auf 6,6 km Straße. Bisher ist keine Kreuzung umgebaut worden, nur etwas mehr als 700 neue Fahrradabstellplätze – u.a. an den 30 neuen Mobilstationen – wurden geschaffen. In vielen konkreten Punkten sind sich Stadt und Radentscheid-Aktive durchaus einig. Aber die Kontroverse über die Umgestaltung der Rathausgasse und der Straße Am Hof zeigt, dass es durchaus divergierende Positionen gibt. Die Bevorzugung der stadtgestalterischen Elemente seitens der Ratsmehrheit geht auf dieser hoch frequentierten Radverbindung aus Sicht von Radentscheid und ADFC stark zu Lasten einer einladenden und sicheren Radverkehrsinfrastruktur. Wir bleiben dran Das ehrenamtliche Radentscheid-Team und die verkehrspolitische Arbeitsgruppe des ADFC erarbeiteten – unterstützt durch die hauptamtliche ADFC-Projektstelle – auf hohem fachlichen Niveau ein Konzept für das Hauptroutennetz mit Verbindungen in den Rhein-Sieg-Kreis. Das Radentscheid-Team ist im Dialog mit den Bewohner*innen der Stadtteile und macht mit temporären Aktionen, wie Popup-Bike Lanes und der Umgestaltung einer Kreuzung im Bönnschen Viertel in Beuel konkret und anschaulich erlebbar, wie durch Umwidmung von Auto-Verkehrsflächen unsere Stadt für alle an Lebensqualität gewinnen kann. Radentscheid und Stadt im Austausch Das inzwischen siebenköpfige Radverkehrsteam der Stadt arbeitet engagiert und steht bei den monatlichen Treffen mit den Radentscheid-Aktiven im regelmäßigen Austausch. Weitere Umsetzungsmaßnahmen wurden in den politischen Gremien beraten, so das Hauptroutennetz und die Einrichtung vieler weiterer echter Fahrradstraßen. Wenn die Abstimmungen im Rat hierzu konsequent pro Mobilitätswende ausfallen, werden die Radentscheidziele immer konkreter im Stadtgebiet sichtbar. Wir fordern daher alle Ratsparteien auf, für diese Ziele und damit für unsere Klimaziele zu stimmen. Wir vertrauen dabei auf die Worte von OB Katja Dörner zum Transparenzbericht: „Da ist viel Licht und Schatten, vor allem aber viel Motivation für die Zukunft. Wir müssen mehr Tempo machen.“ Radentscheid und ADFC sind dabei! Auch im Interview mit dem Rückenwind auf Seite 13 äußert sich Dörner eindeutig. Die folgende Webseite informiert regelmäßig über den Umsetzungsstand beim Radentscheid: https://www.radentscheid-bonn.de/umsetzung/ Martin Weiser Radverkehrsführung am Collegium Leoninum in Höhe Alter Friedhof Die hauptamtliche ADFC-Projektstelle „Fachliche und partizipatorische Begleitung der Umsetzung des Bürgerbegehrens Radentscheid Bonn“ wurde von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW für den Zeitraum vom 1.2.2021 bis 31.1.2024 bewilligt. Nur dank dieser Förderung kann der ADFC Bonn/Rhein-Sieg die Umsetzung des Radentscheids kontinuierlich und fachlich hochwertig mitgestalten und in die Zivilgesellschaft hinein vermitteln.
19 AUS DEM ADFC ADFC-Satzung angepasst Mehr als 80 Mitglieder kamen zur Jahreshauptversammlung Foto: Axel Mörer Mehr als 80 Mitglieder kamen zur Jahreshauptversammlung des ADFC-Kreisverbandes im März. Mehr als 80 Mitglieder des ADFC-Kreisverbandes kamen am 15. März 2023 ins Katholische Bildungswerk in Bonn zur diesjährigen Mitgliederversammlung. Wichtigste Punkte: die Änderung der Satzung und der Jahreshaushalt. Nach einstimmiger Annahme der Tagesordnung stellten die Vorsitzenden Annette Quaedvlieg und Bernhard Meier den Rechenschaftsbericht des Vorstandes vor, Schatzmeister Ludwig Leitjen erläuterte den Kassenbericht für das vergangen Jahr. Für das Team der Kassenprüfer berichtete Falk Baumgärtner, dass keinerlei Beanstandungen in der Kassenführung vorliegen. Die anschließende Abstimmung über die Entlastung des Vorstandes, an der sich die amtierenden Vorstandsmitglieder natürlich nicht beteiligten, ergab 73 Stimmen für die Entlastung, eine Nein-Stimme und eine Enthaltung. Die folgende Beschlussfassung über den Haushaltsplan 2023 und den Etat für 2024 erfolgte wiederum einstimmig mit 83 Ja-Stimmen. Unter Punkt 7 der Tagesordnung ging es um zahlreiche Änderungen in der Satzung des ADFC Bonn/Rhein-Sieg. Dabei standen eine bessere Systematik der Satzung, Anpassungen an die Satzungen des ADFC in Bund und Land, die Stärkung der Ortsgruppen, die Ergänzung des Vereinszwecks um den Klimaschutz, Geschlechtergerechtigkeit und semantische Änderungen im Vordergrund. Auch aus der Versammlung heraus gab es noch zahlreiche Änderungsanträge zu der vom Vorstand vorgelegten Synopse, die vorab für die Mitglieder auf der Homepage der ADFC Bonn/Rhein-Sieg einsehbar war. Nach einem paragraphenweisen Abstimmungsmarathon wurde die Neufassung der Satzung in Gänze mit nur einer Gegenstimme angenommen. Die Satzungsänderungen müssen noch notariell beglaubigt und in das Vereinsregister beim Amtsgericht eingetragen werden. Schließlich wählte die Versammlung neue Kassenprüfer für die Haushaltsjahre 2023 und 2024, Delegierte zur Landesversammlung des ADFC NRW und benannte Kandidat:innen für die ADFC-Bundesversammlung. Diesen gab die Versammlung auf den Weg, in der Bundesversammlung eine Abmilderung der neuen verpflichtenden Vorgaben für die Tour-Guide-Zertifizierung zu fordern. Viele altgediente Tourenleiter:innen des ADFC empfinden das neue Reglement eher als Misstrauensausdruck denn als Qualifizierungsoffensive. Bernhard Meier
20 AUS DEM ADFC Die neue Doppelspitze des ADFC NRW: die neu gewählte Rebecca Heinz aus Bonn und der wiedergewählte Axel Fell Der ADFC NRW hat eine neue Führungsspitze: Mit nur einer Gegenstimme stimmten die Delegierten der Landesversammlung in Gelsenkirchen dem Vorschlag zu, Rebecca Heinz aus unserem Kreisverband zur neuen Landesvorsitzenden zu wählen. Neben ihr wurde der amtierende Vorsitzende Axel Fell aus Kerpen in seinem Amt bestätigt. Er bildete mit der Bonner ADFC-Vorsitzenden Annette Quaedvlieg in den vergangen zwei Jahren die Doppelspitze des ADFC NRW. Annette stellte sich nicht wieder zur Wahl. Auch Bernhard Meier, 2. Vorsitzender im Bonner Kreisverband, sowie die Lohmarer Ortsgruppensprecherin Julia Oberdörster, beide zwei Jahre lang als Beisitzer im Landesvorstand, traten nicht mehr an, um sich stärker um den örtlichen ADFC kümmern zu können. Annette Quaedvlieg schaute in Gelsenkirchen zufrieden auf ihre Amtszeit zurück: „Der ADFC NRW ist dank der großen Zahl unserer aktiven Mitglieder gut aufgestellt, um den Radverkehr in NRW weiter voranzubringen. Das flächendeckende ADFC-Engagement hat entscheidend zum Gelingen der Volksinitiative Aufbruch Fahrrad und zur Verabschiedung des ersten Fahrrad- und Nahmobilitätsgesetzes in NRW beigetragen. Darauf können wir gemeinsam stolz sein.“ Sie wolle sich nun voll und ganz für die lokalen Radverkehrsthemen in Bonn, dem Rhein-Sieg-Kreis und Kreis Euskirchen einsetzen. Mit Rebecca Heinz rückt nun erneut ein Mitglied unseres Kreisverbands als Landesvorsitzende nach. Für ihre erste Amtszeit hat sie klare Ziele vor Augen: „Radentscheide sind wichtige Treiber für die kommunale Mobilitätswende: Sie mobilisieren Menschen und tragen das Thema Radverkehr in Gesellschaft und Medien. Politik und Verwaltung müssen sich an neuen Maßstäben beim Ausbau guter Radinfrastruktur messen.“ Weitere Mitglieder im Landesvorstand sind: Anna Limbach aus Aachen als neue stellvertretende Landesvorsitzende und Schatzmeisterin. Als Beisitzer arbeiten im Vorstand: Dr. Andreas K. Bittner (KV Münsterland), Jan Bartels (KV Krefeld/Viersen), Verena Reuter (KV Dortmund), Martina Kocik (KV Münsterland), Susanne Niemann (KV Bochum) und Jürgen Heidenreich (KV Unna). Bonnerin Heinz neue Landesvorsitzende ADFC NRW mit neuer Doppelspitze: Annette Quaedvlieg trat nicht mehr an Foto: Dieter Debo/ADFC NRW
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