70 RADFAHR-GESCHICHTEN AUS DER FAHRRAD-GESCHICHTE Die tägliche Fahrt mit dem Fahrrad zur Schule, das brachte Kondition – immerhin waren das 28 km am Tag. Ich wollte aber mehr erleben und so plante ich 1955 eine Fahrt an die Ostsee – ich war gerade mal 14 Jahre alt. Vorgeschichte: arbeiten und sparen Mein Vater war nicht arm, aber sparsam und gegenüber seinen Kindern nicht unbedingt großzügig. Aber zu Weihnachten 1954 bekam ich ein Fahrrad, ein solches der Marke Heros mit Dreigangschaltung. Ein Traum ging in Erfüllung! Wahnsinn! Schon wurde die erste Fahrradtour geplant. Es ging durch den „Hegesand“ nach Wietze (Aller) zu Tante Ellen und Onkel Karl – die mussten ja das Fahrrad sehen. Für den Sommer wurde weiter geplant. Ein Zelt wollte ich mir kaufen. Ich half immer mal wieder in der Helstorfer Kasse aus (Vorläufer der Spar- und Darlehenskasse Helstorf; Red.), wenn Lkw abgeladen werden mussten, es gab dort 40 Pfennig pro Stunde. Das meiste Geld verdiente ich, wenn ich in der Weihnachtszeit Kalender der Kasse auf den Bauernhöfen verteilte. Pro Umschlag waren das 30 Pfennig – da kam ordentlich viel zusammen. Das verdiente Geld investierte ich in ein „Klepper-Zelt“ für 3 Personen. Klepper, das war die Nobelmarke bei Zelten, Faltbooten oder Regenmänteln. Im Vergleich zu heute ein schweres Zelt, aber der Zeltstoff war damals schwer. Hinzu kamen noch ein Enders-Benzinkocher sowie leichtes Aluminiumgeschirr. Zusammen bin ich wohl 100 DM losgeworden. Alles selbst verdient, darauf war ich besonders stolz! Kalte Ostsee Mit dem „Kassen-Lkw“ und Walter Bartels am Steuer ging’s zunächst nach Hamburg. Übernachtung in der Jugendherberge (JH), die etwas Alle Fotos: Klaus Ridder Der Blick von der Jugendherberge auf den Hamburger Hafen Radtouren in den 50er Jahren 1955 – mit Zelt und ohne Gangschaltung nach Hamburg und an die Ostsee
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