53 AUS DEN ORTSGRUPPEN WACHTBERG Foto: Andreas Stümer Strecken mit hoher Verkehrsbelastung durch Pkw und Lkw, mangelnde Regelung durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote und gleichzeitig fehlende Alternativrouten für den Radverkehr bestehen an vielen Kreis- und Landesstraßen, auch und gerade im Rhein-Sieg-Kreis. Dort sind Radwege zwingend erforderlich. Wir können und wollen es nicht länger akzeptieren, dass jahrelange Forderungen von Politik, Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern mit formalen und oft widersprüchlichen Argumenten abgetan werden. Auf den Bau der notwendigen Radverkehrsinfrastruktur darf nicht länger mit dem Hinweis auf „Grunderwerbsprobleme“ verzichtet werden. In den meisten Fällen ist es wohl eher eine Frage des Geldes, das die Baulastträger in die Hand zu nehmen bereit sind. Umdenken im Kreishaus? Nach zunächst ablehnenden und irritierenden Äußerungen des Kreises kurz nach dem schrecklichen Unfall scheint nun ein Umdenken eingesetzt zu haben. In der Antwort des Landrates Sebastian Schuster auf einen Brief des ADFC Bonn/Rhein Sieg und der Ortsgruppe Wachtberg vom 14. Juli mit der Forderung nach kurzfristig Geschwindigkeitsbegrenzungen, weiteren Sicherungsmaßnahmen und der Wiederaufnahme der Radwegeplanung heißt es nun in einem Brief des Landrats vom 19.7. an den ADFC: „Losgelöst von den tragischen Ereignissen befindet sich das Straßenverkehrsamt zusammen mit dem Fachbereich Kreisstraßenbau bereits in Planungen, die bestehende Beschilderung entlang mehrerer Kreisstraßen zu überprüfen und – wo möglich und nötig – anzupassen. Für die K57 ist hier – neben einer Modifizierung der Kurvenbeschilderungen auch eine Harmonisierung der zulässigen Geschwindigkeit auf durchgehend 70 km/h vorgesehen.“ Auch die Aussagen des Straßenverkehrsamtes auf den von der Gemeinde unterstützten Antrag des ADFC Wachtberg zur Reduzierung der Geschwindigkeiten auf den örtlichen Tempo100-Strecken, zu denen auch der Unfallabschnitt gehört, lassen hoffen, dass in Zukunft die Sicherheitsaspekte für alle Verkehrsteilnehmer nicht mehr wie bisher der „Leichtigkeit des Verkehrs“ (gemeint ist der Kfz-Verkehr) untergeordnet werden. Damit sollte es überall im Rhein-Sieg-Kreis möglich sein, die vorhandenen Straßen nach ihrer Sicherheit für alle zu bewerten und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, ohne sich wie bisher vorrangig hinter dem für den Rad- und Fußverkehr ungeeigneten und in vielen Fällen zynischen Kriterium „keine Unfallhäufungsstrecke“ zu verstecken. Vision Zero darf kein Lippenbekenntnis sein Nichts und niemand kann die tödlichen Unfälle und den Schmerz und die Trauer der Angehörigen heilen. 474 tödliche Unfälle mit Radfahrerbeteiligung wurden 2022 gezählt, auch in absoluten Zahlen ein kontinuierlicher Anstieg in den letzten Jahren. Wenn die politischen Bekenntnisse zur klimafreundlichen Mobilität, zur „Vision Zero“ und zur Sicherheit und zum Schutz der schwächeren Verkehrsteilnehmer nicht nur Lippenbekenntnisse bleiben sollen, ist eine echte finanzielle und ordnungspolitische Förderung der Radverkehrsinfrastruktur gerade in ländlichen Regionen wie dem Rhein-SiegKreis dringend erforderlich. Andreas Stümer und Erwin Schweisshelm Bislang gab es Tempo 70 nur im Kurvenbereich, jetzt wird es auch zwischen Gimmersdorf und Villip angeordnet.
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