19 VERKEHRSPOLITIK bis 390.000 Euro geschätzt worden. In dieser Kostenschätzung waren so ziemlich alle Positionen berücksichtigt: Grunderwerb, Baustelleneinrichtung, Unterbau, Gründungen, Widerlager, Pfeiler, Überbau, Lehrgerüst, Schalung, Montage, Beton, Betonstahl, Ausstattungen, Fahrbahnübergänge, Lager, Entwässerung, Fahrbahnbelag, Geländer, Anbindungsstrecke des Radweges. Warum jetzt mit einer Vervierfachung der Kosten gerechnet wird, lässt sich mit der Baukostensteigerung nicht erklären. Laut Baupreisindex beim Statistischen Bundesamt stiegen die Kosten beim Brückenbau vom Basiswert 100 im Jahr 2015 bis heute auf 161,1 Prozent. Die damals 390.000 Euro teure Brücke dürfte heute also 628.290 Euro kosten. In der Gemeinde Alfter wird jetzt wegen der aktuellen Haushaltslage die Beteiligung am Bau der Brücke über die K12 in Frage gestellt. Das ist kein Wunder, liegt doch keinerlei Förderzusage für das Bauwerk vor. Noch optimistisch teilt die Stadt Bonn zur Frage nach dem Baubeginn mit: „2025/2026, falls es nicht zu weiteren Verzögerungen bei der Vereinbarung mit Alfter kommt.“ Nicht besser steht es um die allein auf Bonner Stadtgebiet liegende Fahrradbrücke über die Straße „Am Probsthof“, die nicht nur fertig geplant war, sondern für die es auch einen Förderbescheid gab, bis man merkte, das es beim Grundstückerwerb hapert. Jetzt werden die reinen Baukosten von den Tiefbauern der Stadt mit 1,8 Millionen Euro netto beziffert. 2016 war von 439.000 Euro die Rede. Zum Planungsstand heißt es: „Die Planung ist weitestgehend abgeschlossen. Das Leistungsverzeichnis und die Ausführungspläne liegen vor. Es sind noch ergänzende Abstimmungen, u.a. mit den Stadtwerken Bonn sowie Anlieger*innen zu führen, woraus sich Planungsanpassungen ergeben könnten.“ Wegen der „Grunderwerbsproblematik“ könne zum Baubeginn keine Angabe gemacht werden. Pokert dort ein Eigentümer, um seinen Erlös zu steigern? Zu den enormen Kostensteigerungen teilt uns das Bonner Presseamt mit: „Bei den jeweiligen Zahlen handelt es sich um grobe Kostenschätzungen. Der im Jahr 2015 gewählte Kostenansatz ist aus heutiger Sicht der Stadtverwaltung damals zu niedrig gewählt worden. Im Zuge der Erstellung der Verwaltungsvereinbarung wurden die Kosten von der Verwaltung der Stadt Bonn großzügig aktualisiert, um als Grundlage für die weiteren zu treffenden Entscheidungen eine realistischere Darstellung der zu erwartenden Kosten (1,7 Mio. Euro) zu gewährleisten.“ Für die Radpendler*innen heißt das: Der Nutzen der Route ist derzeit sehr beschränkt, denn die Querung der K12 ist im Berufsverkehr fast nicht möglich. Vielleicht könnte hier vorläufig eine Ampel helfen, einigermaßen sicher mit dem Rad zur Arbeit und wieder zurück zu kommen. Bernhard Meier
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