27 RAD IM ALLTAG Rücksichtnahme: Vielerorts wie hier in der Bonner Rheinaue werden Radfahrer und Fußgänger aufgefordert, gegenseitige Rücksicht zu üben, wenn es eng wird. Radfahrende sind in den Medien dafür bekannt, es mit den Verkehrsregeln nicht so ernst zu nehmen. Sie nutzen unerlaubterweise Verkehrsflächen von zu Fuß Gehenden, halten bei „Rot“ nicht immer an und rasen etwa die Bonner Kennedybrücke herunter, auch wenn Vorsicht geboten ist. Aber ist mangelnde Regelbeachtung und Rücksichtnahme wirklich typisch für Radfahrende? Fakt ist: Der Anteil von Radfahrenden nimmt in größeren Städten zu. Auch in Bonn ist das im Verkehrsalltag gut sichtbar. Gemäß der Studie „Mobilität in Deutschland“ im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr, stieg der Anteil der Radfahrenden in Bonn zwischen 2008 und 2017 um zwei Prozent. Es ist zu erwarten, dass sich in den neuesten Daten der Studie für 2023/2024 ein weiter steigender Trend abzeichnen wird. Ein höherer Anteil an Radfahrenden führt meist auch zu mehr Unfällen mit Beteiligung von Radfahrenden. Zudem ist es möglich, dass bei einem deutlich steigenden Anteil von Radfahrenden – insbesondere bei verbesserter Infrastruktur – mit der Zeit auch das Selbstbewusstsein und die Fahrgeschwindigkeit der Radfahrenden zunehmen könnten. Fakt ist auch: Radfahrerende gelten aufgrund der relativ hohen Fortbewegungsgeschwindigkeit als die Stärkeren im Vergleich zu den zu Fuß Gehenden. In der Regel haben die stärkeren Verkehrsteilnehmenden primär die Kontrolle darüber, ob es bei einer Interaktion zum Konflikt kommt oder nicht. Das Gefühl der Kontrolle beeinflusst auch die Einschätzung der Gefährlichkeit einer Interaktion, weshalb zu Fuß Gehende dieselbe Interaktion oftmals als gefährlicher einschätzen als Radfahrende. Dies betont, wie wichtig es ist, dass Radfahrende gegenüber zu Fuß Gehenden besondere Rücksicht nehmen; so wie sie es sich auch von Kfz-Fahrenden erhoffen. Ein Blick auf die Unfallstatistik zeigt, dass sogenannte Fuß-Rad-Unfälle ein seltenes Ereignis darstellen. Allerdings muss insbesondere bei Fuß-Rad-Unfällen, weil oftmals weniger folgenschwer, von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Unter den amtlich registrierten Unfällen zeigt sich, dass Pkw-Fahrende sowohl für Radfahrende als auch für zu Fuß Gehende die häufigsten Unfallgegner darstellen (ca. 70 % der Fälle). Bei Rad-Pkw-Unfällen waren nur in 25,1 % der Fälle die Radfahrenden die Hauptverursachenden des Unfalls. In 6,6 % der polizeilich registrierten Radunfälle war ein zu Fuß Gehender der Unfallgegner. Den Radfahrenden wird dabei mit 57,6 % der Fälle etwas Rücksichtnahme ist oberstes Gebot Fehlende Rücksicht ist bei allen Verkehrsteilnehmenden zu beklagen Foto:Martina Suing
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