Rückenwind 01/2024

28 RAD IM ALLTAG häufiger die Hauptschuld angelastet als den zu Fuß Gehenden. Schwere Unfälle mit Todesfolge kommen zwischen Radfahrenden und zu Fuß Gehenden nur sehr selten vor: Von deutschlandweit insgesamt 2788 Verkehrstoten im Jahr 2021 resultierten nur 13 Todesfälle (0,47 %) aus Fuß-Rad-Unfällen. Wie sieht es nun mit der Regelbeachtung von Radfahrenden im Vergleich zu Pkw-Fahrenden aus, insbesondere dann, wenn diese unfallverursachend ist? In einer aktuellen Studie der Unfallforschung der Versicherer wurden u. a. für das Jahr 2018 die Unfallursachen von Pkw- bzw. Radfahrenden als Hauptunfallverursachende untersucht. Die fünf häufigsten, kategorisierten Fehlverhaltensweisen waren interessanterweise bei Rad- und Pkw-Fahrenden identisch: • Vorfahrtsfehler • Fehler beim Abbiegen und Wenden • Alkoholkonsum • nicht angepasste Geschwindigkeit (ohne Überschreitung) • mangelnder Sicherheitsabstand. Da Pkw-Fahrende viel häufiger an Unfällen beteiligt sind als Radfahrende, wurden diese Fehlverhaltensweisen bei ihnen – erwartungsgemäß – viel häufiger registriert. Insofern können die Zahlen keinen Hinweis dafür liefern, ob Pkw- oder Radfahrende sich regelkonformer verhalten. Für Pedelec-Fahrende, für die eine getrennte Statistik erstellt wurde, nimmt interessanterweise die Kategorie „nicht angepasste Geschwindigkeit (ohne Überschreitung)“ mit 30,9 % einen deutlich höheren Anteil ein als bei Fahrenden konventioneller Räder (18,7 %); dies allerdings auf einem sehr niedrigen Niveau von absoluten Nennungen. Es wird befürchtet, dass sich aufgrund der steigenden Verbreitung von Pedelecs – zunehmend auch unter jüngeren Radfahrenden – zukünftig mehr Unfälle aufgrund unangepasster Geschwindigkeit ereignen könnten. Tatsächlich steigt der Anteil der Pedelec-Fahrenden in der Unfallstatistik, wobei dies zum jetzigen Zeitpunkt v. a. damit zusammenhängt, dass unter älteren Menschen der Anteil der Pedelec-Nutzenden besonders hoch ist. Denn diese sind in der Unfallstatistik deutlich überrepräsentiert: So waren 2021 60 % der tödlich verunglückten Radfahrenden 65 Jahre und älter. In der Unfallforschung ist man sich einig, dass dies im Wesentlichen der erhöhten Verletzlichkeit von Radfahrenden im Seniorenalter zuzuschreiben ist und nicht ihrem aggressiven Fahrstil. Eine zusätzliche Unfallgefahr könnte die zunehmende Nutzung von Lastenrädern mit sich bringen, die je nach Ausstattung des Lastenfahrrads im Falle eines Unfalls zu einer höheren Unfallmasse beitragen würde. Differenzierte Unfallstatistiken liegen hierzu bisher noch nicht vor. Es ist jedoch davon auszugehen, dass es sich zurzeit um noch sehr seltene Ereignisse handelt. Vorausschauend hat der Radlogistikverband Deutschland e.V. kürzlich eine aktualisierte Version des Verhaltenskodexes für gewerbliche Lastenräder und Gespanne im deutschen Straßenverkehr eingeführt, die zur Erhöhung der Verkehrssicherheit durch ausdrückliche Respektierung aller Verkehrsregeln sowie Rücksichtnahme gegenüber anderen Verkehrsteilnehmenden beitragen soll: • Wir fahren besonders defensiv und rücksichtsvoll gegenüber schwächeren Verkehrsteilnehmenden • Wie dafür vorgesehen, nutzen unsere Fahrräder die Radverkehrsinfrastruktur. Sollte diese nicht ausreichend dimensioniert oder zu stark frequentiert sein, weichen wir, sowie die Verkehrsstärke es zulässt, auf die Fahrbahn des Kraftverkehrs aus, um die Sicherheit für alle zu gewährleisten. • Nach Möglichkeit halten und parken wir am Fahrbahnrand und nicht auf dem Gehweg. • Wenn wir das Parkrecht für Fahrräder auf dem Gehweg in Anspruch nehmen, achten wir den Vorrang aller, die zu Fuß, im Rollstuhl, mit Rollator, mit Kinderwagen, auf Kinderfahrrädern oder Laufrädern unterwegs sind. Dafür muss genug Platz vorhanden sein und wir steuern die Park- oder Haltestelle auf dem Gehweg nur auf kürzestem Weg und im Schritttempo an.

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