69 RADFAHR-GESCHICHTEN AUS DER FAHRRAD-GESCHICHTE Insgesamt hatten wir aber bis zum Nürburgring etwa 650 Höhenmeter zu überwinden. Die Strecke, die wir zu fahren hatten, betrug nur 60 km – aber sie hatte es in sich. Vor uns schon die Nürburg, die dem Nürburgring seinen Namen gab; rechts eine Hecke, dahinter lag die Rennstrecke. Plötzlich Motorengedonner und neben uns auf der Piste rasten Rennwagen vorbei, die wir wegen der Hecke aber nicht sehen konnten. Vor uns eine Brücke über die Rennstrecke. Ich schmiss das Fahrrad an die Seite und lief auf die Brücke und schaute über den Beton des Brückengeländers. Von weitem war ein roter Rennwagen zu erkennen, der rasend schnell näher kam: Eugenio Castelloti auf einem Lancia-Ferrari – das hatte ich sofort erkannt. Ich hatte in meinem Leben zum ersten Mal einen richtigen Formel 1-Rennwagen gesehen – ein tolles Gefühl. In der Jugendherberge, die unterhalb der Nürburg lag, gab es keinen Platz mehr, weil die Bereitschaftspolizei dort einquartiert war. Wir mussten draußen zelten. Und es war da oben in 700 m Höhe so kalt, dass uns nachts das Wasser in der Flasche gefror. Wir hatten drei tolle Tage, erlebten die Rennfahrer wie J.M. Fangio aus Argentinien, Stirling Moss, Mike Hawthorn oder Peter Collins aus England, Luigi Musso und Eugenio Castelloti aus Italien oder Jean Behra aus Frankreich im Fahrerlager hautnah und holten uns Autogramme. Der Bazillus „Motorsport“ hatte mich gepackt und begleitete mich mein weiteres Leben lang. Dann ging es zurück nach Helstorf, diesmal aber von Nürburg bergab und ohne Mühe. Anstrengend war noch die Fahrt durchs gebirgige Sauerland – aber zufrieden und glücklich und auch ein wenig stolz kamen wir abends in Helstorf an. Unsere Eltern hatten uns wieder und machten sich keine Sorgen mehr um unser Wohl. Klaus Ridder Donnernde Motoren auf dem Nürburgring Im Fahrerlager bei den Idolen Einmal damit fahren – das war unser Traum Klaus, Erich und Heinz-Walter – 1956
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