81 Marco Hilbers am Start von 6431 Frauen und Männern Ein Splitter gefährdete den Start Frühzeitig war damit die Qualifikation für ParisBrest-Paris geschafft, so dass ein Startplatz für den 20. August 2023 gesichert war. Liefen die ganzen Monate – bis auf viele Plattfüße im Winter – weitgehend ohne Komplikationen, wurde der Stress die letzten zwei Wochen vor Paris-Brest-Paris umso größer. An unserem Küchentisch zog ich mir einen Splitter unter dem Fingernagel zu, der sich stark entzündete und zu zahlreichen Arztbesuchen und einer Operation führte. Erst zwei Tage vor dem Start gaben die Ärzte grünes Licht. Drei Wochen nach dem Rennen kam der lange Splitter von alleine heraus … Aber auch zwei sehr knappe Beinahe-Unfälle beim Training gaben mir schwer zu denken. Des Weiteren waren beide Rennräder kurz vor dem Start defekt, Ersatzteile kaum aufzufinden und nur mithilfe von guten Freunden konnte in nächtelanger Arbeit eines der Räder im letzten Moment flottgemacht werden. Alle Kugellager mussten u.a. gewechselt werden – nicht einmal Zeit für eine Probefahrt blieb. 719 Deutsche am Start in Rambouillet Am 18. August ging es also endlich zum pittoresken Startort Rambouillet westlich von Paris! Dort trafen sich 719 deutsche und weitere 5712 Randonneure aus 66 Ländern (!). Ein tolles Gefühl, so viele Gleichgesinnte zu treffen, die dieselbe Leidenschaft pflegen und ähnliche Herausforderungen in den vergangenen Monaten meistert mussten – viele von ihnen mit einer weit höheren Anstrengung der Anreise und Kosten verbunden. Wie bereits vor vier Jahren startete ich in der dritten Startgruppe am Sonntag, 20. August, um 16.45 Uhr und hatte fortan 80 Stunden Zeit für die 1219 km und 11.750 Höhenmeter nach Brest und zurück. Bereits nach den ersten Stunden war klar, dass das Rennrad top lief! Was für ein Glück! Auch der geschwollene Finger beeinträchtigte nur wenig. 203 km bis zur ersten Kontrolle wurden Dank großer Gruppen TOUREN & TOURISTIK PARIS-BREST-PARIS . Paris-Brest-Paris seit 1891 Bereits 1891 wurde Paris-Brest-Paris erstmals ausgetragen, damals als Rennen für Profis und Amateure. Seit 1931 wird die Strecke von rund 1200 Kilometern als Brevet veranstaltet und ist ausdrücklich kein Rennen. Die Strecke muss wahlweise in 80, 84 oder 90 Stunden geschafft werden. Alle vier Jahre findet der Brevet statt, für das man sich aber durch Teilnahme an mehreren Langstreckenfahrten im selben Jahr erst qualifizieren muss. Bei der Premiere 1931 brauchten die damals 47 Männer und 6 Frauen für die Strecke im Schnitt 86 Stunden und 20 Minuten. Von den 53 Teilnehmern kamen 44 innerhalb des Zeitlimits ins Ziel. Verrückt: Drei Franzosen hatten mit 68 Stunden und 30 Minuten die gleiche Zeit. 2023 erreichte die Zahl der Teilnehmer mit 6431 eine neue Rekordbeteiligung. Gebrochen wurde auch der Streckenrekord. Der US-Amerikaner Nick DeHaan kam nach nur 41 Stunden, 48 Minuten und 18 Sekunden ins Ziel. Seine Durchschnittsgeschwindigkeit lag bei 29,1 km/h, dabei fuhr er den gesamten Rückweg von Brest nach Paris alleine. Damit unterbot er den Rekord des Radsportlers und Skibobfahrers Björn Lenhard aus dem Erzgebirge, der 2015 genau 40 Minuten länger gebraucht hatte. Eine Stunde nach DeHaan, in 42 Stunden und 36 Minuten, kamen zeitgleich der slowenische Ultracyclist Marko Baloh und der österreichische Extremsportler Severin Zotter ins Ziel. Bester Deutscher war Rick Steffen mit 43 Stunden, 57 Minuten. Beste Frau mit ebenfalls neuem Streckenrekord für Frauen war die Französin Estelle Gerbier mit 50 Stunden, 52 Minuten. Beste Deutsche war Isabell Noé mit 53 Stunden, 35 Minuten.
RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=