Rückenwind 03/2024

1 Fahrrad-Magazin für Bonn, Rhein-Sieg und die Region 3. Quartal 2024 www.bonn-rhein-sieg.adfc.de Stadtradeln Mit dem Rad zur Arbeit Fährradtag Rheincruisen im August Reiseberichte Côte d‘Azur Luxemburg

2 THEMA Belderberg 18 · 53111 Bonn · T 0228/981 36 60 verkauf@velo-city.de · www.velo-city.de Öffnungszeiten: Di–Fr 10–19 Uhr, Sa 10–16 Uhr WIR STECKEN SIE GERNE AN MIT UNSERER FAHRRADLEIDENSCHAFT Für Radreise und Alltag, wir haben die richtigen Lösungen Fahrräder Pedelecs Zubehör Knowhow Ergonomie Service

3 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser. Radfahren ist toll. Und das nächste Editorial der Zeitschrift des Lobbyverbandes für Fahrrad und Radeln fängt mit einem originelleren Statement an. Versprochen. Bevor Sie jetzt das Heft in ungeduldiger Erwartung der nächsten Ausgabe aus der Hand legen, sollten Sie unbedingt in Erfahrung bringen, warum Radfahren toll ist selbst für Menschen, die es eigentlich nicht mehr können. Im BikeLab des Marienhauses, ein Seniorenheim der Caritas in Bonn, treten die Bewohnerinnen im Rollstuhl in die Pedale. Virtuell radeln sie durch Bonn, Las Vegas oder schlängeln sich durch Korallenriffe. Da bekommt man vom Zuschauen Fernweh. Nur eines fehlt: der Wind in den Haaren. Wer den spüren will, aber nicht mehr selbst fahren möchte, kann sich eine Fahrradrikscha bestellen und so zwar nicht durch Korallenriffe, aber durch Bonn radeln. Dafür sorgt der Verein Radeln ohne Alter. 2017 von sieben Bonner Studierenden gegründet, hat er inzwischen Standorte in 150 Städten. Allein in Bonn wurden im letzten Jahr über 2000 Fahrten angeboten. Leider hat nicht jeder, der sich gern aufs Rad setzen würde, eins zur Verfügung. Damit sich das ändert, haben die Vereine AsA (Ausbildung statt Abschiebung) und JeKiFa (Jedem Kind ein Fahrrad) einen Spendenaufruf gestartet, bei dem rund 150 gebrauchte Fahrräder zusammengekommen sind. Die wurden und werden vom ADFC überprüft und instandgesetzt – und demnächst radeln weitere Kinder und Azubis mit dem Rad zu Schule und Arbeit. Das tun übrigens auch mehr und mehr „erwachsene“ Berufstätige. Die Aktion Mit dem Rad zur Arbeit ist im Mai wieder gestartet. Und vom 2. bis 22. September heißt es wieder: Kräftig in die Pedale treten für das Stadtradeln in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis. Wir wussten es ja schon lange: Radfahren ist toll. Das fanden auch die 2900 Besucherinnen und Besucher der ADFC-Messe Rad+Freizeit am 7. April in Siegburg. Bei über 90 Ausstellern konnten sie sich jede Menge Ideen holen für weitere Aktivitäten. Partnerland war Luxemburg. Attraktion dort für die sportlich weniger Ambitionierten unter uns: In der Hauptstadt gibt es allein drei Aufzüge für Fahrradfahrende, in denen sie bequem die Höhenunterschiede überwinden können. Wer mit dem Fahrrad lieber Flüsse als Höhenunterschiede überwindet, sollte sich den Fährradtag am 4. August vormerken. Auf zwei Bonner Rheinfähren kann man zwischen linkem und rechtem Ufer hin und her gondeln, der ADFC bezahlt die Überfahrt. Das gibt’s nur einmal im Jahr, also nichts wie hin! All das und noch viel mehr erfährt man im Rückenwind. Eine spannende Lektüre wünscht Ihre Gisela Zimmermann Gisela Zimmermann Foto: Axel Mörer Anders reisen ... RADREISEN von und mit Heinrich Praß MEINE REISEZIELE 2024 bBaden und Radeln auf Zypern bBerlin und die Seen im Umland b bBayerisches Fünf-Seen-Land bMünsterland bNiederrhein b Heinrich Praß | Heinrichstr. 38 | 45964 Gladbeck | 02043 67052 | heinrich.prass@web.de www.radreisen-gladbeck.de Seit über 40 Jahren

4 Rad im Alltag Virtuelles Rollstuhlradeln in über 700 Städten weltweit ermöglicht ein Altenzentrum in Bonn dank einer neuartigen Videotechnik. Das Radeln auf einem Ergometer hält nicht nur fit, sondern sorgt für viel Gesprächsstoff ............ 5 Radeln ohne Alter chauffiert mit 25 Rikschen Senioren durch Bonn, damit die wieder frische Luft schnuppern können .............................. 7 Bus- und Radfahrer kommen sich in der Stadt mitunter ins Gehege. Da hilft nur gegenseitige Rücksicht, meint Stadtwerke-Experte Ufuk Özdemir .............. 10 Meistdeutigkeit ist ein Kunstwerk am Bundestag – und besteht aus Fahrradständern ......... 26 Wussten Sie schon .................................... 28 Verkehrspolitik Streit um die Adenauerallee: Jurist Jörg Baumann erklärt, warum die B9 nach ihrem Umbau nicht so bleiben kann, wie sie jetzt ist ............ 14 Unfallstatistik: 2023 starben sechs Radfahrer in unserer Region ........................................... 16 Meldungen zur Verkehrspolitik ..................... 20 Fahrraddiebstähle haben 2023 abgenommen. Aber die Aufklärungsquote bleibt schlecht – die Schadenshöhe steigt durch Pedelecs ........... 24 Aktionen Zum 12. Fährradtag lädt der ADFC im August ein. Die Überfahrten sind wieder kostenlos ..... 29 Stadtradeln im September ......................... 30 ADFC-Sommerfest im August .................... 31 Grundgesetz: Eine Tour zu Ehren ............... 31 Sternfahrt nach Düsseldorf ........................ 32 Mit dem Rad zur Arbeit: Niederkassel ist Schirmherr der Aktion in der Region ............ 34 Fahrradkino: Im September geht‘s weiter .... 36 Aus dem ADFC Vorstandswahlen: Vorsitzenden jetzt gleich- berechtigt / Neue Mitglieder im Vorstand ....... 38 Datenschutz: Manfred Monreal kümmert sich .. 40 Junger ADFC Junges Forum kommt in Fahrt ...................... 41 Aus den Ortsgruppen Beuel: Teilnahme am Bürgerfest ................... 43 Bad Godesberg: Mitgliederversammlung ...... 43 Hennef: Nachruf auf Sigurd van Riesen ............ 45 Lohmar: Nachruf auf Wolf-Dietrich Peter ..... 46 Niederkassel: Piktogramme am Straßenrand ... 47 Niederkassel: Radpendlerroute .................... 47 Obere Sieg: Top-Reparaturkurs .................. 48 Obere Sieg: Fahrrad-Demo ......................... 49 Obere Sieg: Codierung & Polit-Tour ............. 54 Rheinbach: Weiße Streifen ........................ 56 Meckenheim: Mitgliederversammlung ....... 56 Wachtberg: Bilanz gezogen ........................ 57 Siebengebirge: Der Rheinradweg in Niederdollendorf wird auf 3 bis 4 m verbreitert und in Rhöndorf ausgebessert ........................ 58 Siegburg/Sankt Augustin: Kidical Mass ...... 60 Siegburg: Riesenandrang bei Codierung ........ 60 Sankt Augustin: Erste Fahrradstraßen ......... 61 Sankt Augustin: 40 Jahre Ortsgruppe .......... 62 Bornheim: Frühlingserwachen ..................... 62 Touren und Tourismus 1957: Über die Alpen nach Monza ........... 64 Eine Rundreise durch Luxemburg .............. 68 An der Côte d`Azur entlang ...................... 72 Impressionen von der Rad+Freizeit ........... 78 Das Tourenprogramm ............................. 80 Die Mehrtagestouren ...................... 70 & 93 Rubriken Impressum ............................................... 12 Die Adressenseiten .............................. 50-53 Termine .................................................... 96 Unsere 25 Fördermitglieder ...................... 98 INHALTSVERZEICHNIS Titelbild: Axel Mörer Redaktionsschluss für Heft 4/2024: 21.7.2024

5 RAD IM ALLTAG Radfahren, wenn man es eigentlich nicht mehr kann: Dieses Privileg haben die betagten Bewohner des Marienhauses in der Bonner Innenstadt. Dabei können sie sich Ziele in der ganzen Welt aussuchen: Bonn genauso wie New York, Sidney oder Rom. Eine neue Videotechnik macht es möglich. Sabine Bieck-Kreidler radelt zügig durch die enge Sternstraße in der Bonner Fußgängerzone. Die ist gerade weniger belebt als sonst, und von den wenigen Fußgängern stört sich keiner dran. Auch Axel Mörer und Gisela Zimmermann vom ADFC, die mit von der Partie sind, enthalten sich jeglichen Kommentars, dass sich auch Radfahrerinnen an die Verkehrsregeln halten sollten. Irgendwann biegt Frau Bieck-Kreidler ab Richtung Hofgarten, schlängelt sich geschickt zwischen zwei Autos durch und radelt die Sandwege an der Hofgartenwiese entlang. Sie genießt die Fahrt durch Bonn. Nun sitzt Frau Bieck-Kreidler an diesem kühlen Februartag in Wirklichkeit gar nicht auf dem Rad in der Sternstraße, sondern 200 Meter weiter im Aufenthaltsraum des Marienhauses, einer Seniorenresidenz der Caritas. Dort steht das Bike Labyrinth, in dem man virtuell über 700 Städte und Orte in der ganzen Welt abfahren kann. Das Gerät besteht aus einem stabilen Fahrradergometer mit Lenker und Pedalen, das vor einem großen Bildschirm steht. Ein Computer wirft nach Wunsch viele Innenstädte aus Deutschland, Europa und der ganzen der Welt auf den Bildschirm. Das Besondere: Auf dem Bildschirm wird die Straßenszene aus der Lenkerperspektive gezeigt. Tritt man kräftig in die Pedale, bewegt sich auch das Kamerabild entsprechend schneller. Zu sehen sind Fußgänger, Radler, Autos und Schaufenster. Die Straßenszenen wurden ähnlich wie durch Google und Apple in der ganzen Welt aufgenommen und bieten eine realistische Umgebung. An Kreuzungen und Straßenecken hat man die Wahl abzubiegen. Das muss man auch auf dem Ergometer aktiv am Lenker eine gelbe und blaue Rollstuhl-Radeln durch die Welt Die Caritas lässt betagte Senioren durch die schönsten Städte radeln Warum nicht mal virtuell durch Brügge radeln, denkt sich Sabine Bieck-Kreidler? Im Caritas-Seniorenheim ist das sogar im Rollstuhl möglich. Aber das Bild bewegt sich nur, wenn man in die Pedale tritt. Radeln im Rollstuhl. Fotos: Axel Mörer

6 Taste drücken. Weiter geht es aber auch, wenn die betagten Radler keine neue Fahrtrichtung angeben – dann trifft das Gerät die Entscheidung. Ein Sattel fehlt – man kann das Gerät von jedem beliebigen Stuhl aus bedienen, auch vom Rollstuhl. Die Idee zur Anschaffung des Bike Labyrinths kam Margit Scholz-Schaller vom sozial-kulturellen Dienst des Marienhauses durch ein Preisausschreiben des niederländischen Herstellers. Zwar hat es mit dem Hauptgewinn nicht geklappt, aber zum Glück sprang das Weihnachtslicht des General-Anzeigers ein. „Aus Eigenmitteln hätten wir das Bike Labyrinth nicht finanzieren können“, betont Sandor Sobothe, der Leiter des Marienhauses. „Ganz billig ist das nämlich nicht.“ Die Spende ist gut angelegt: Der Hersteller stellte dem Marienhaus das Gerät drei Wochen zum Testen zur Verfügung, und bei den Seniorinnen und Senioren war es sofort ein Erfolg auf der ganzen Linie. Viele nutzen das Bike Labyrinth aktiv – vom ehemaligen Rennradler bis zu einer Dame, die zwar nie in ihrem Leben Rad gefahren ist, dafür aber viel gereist ist. Bei den Fahrten durch die virtuellen Städte kommen Erinnerungen hoch. Und da das Gerät in einem der Aufenthaltsräume steht, versammeln sich immer gleich mehrere Bewohnerinnen, wenn es in Betrieb ist – auch solche, die doch lieber nicht selbst fahren. Aber die Erinnerungen der anderen sind spannend, oft entstehen Gespräche darüber, wo man gelebt hat, oder über vergangene Reisen... „Auch virtuelles Radfahren hält körperlich aktiv und fördert die geistige Gesundheit“, sagt Margit Scholz-Schaller. „Da ist einmal die Bewegung, dann die neuen Eindrücke und schließlich auch die Kommunikation über Erlebtes. Deshalb sind auch Städtetrips beliebter als Landschaftsfahrten: Da passiert einfach mehr.“ Das kann Seniorin Ingrid Mathieu nur bestätigen. Die Fußgänger in den Straßen sind täuschend echt. „Manchmal habe ich direkt Angst, dass ich jemanden umfahre“, meint sie. Sie fährt gern durch Münster, da ihr Großneffe dort wohnt und sie auf diesem Wege die Stadt kennenlernt. Als der ADFC zu Besuch ist, steht bei ihr ein Ausflug nach Brügge auf dem Programm. Die Stadt kennt sie gut, da sie dort jahrelang mit ihrem Chor zu Auftritten eingeladen war und kann somit ihre Erinnerungen auffrischen. An Orten, an denen die Bewohnerinnen des Marienhauses noch gar nicht waren, herrscht im Bike Labyrinth kein Mangel – von Las Vegas bis Sydney ist alles möglich. So viel Reisen macht selbstbewusst. Zum Schluss tauchen wir auf speziellen Wunsch von Axel Mörer auf dem Fahrrad durch die Unterwasserwelt zwischen Korallenriffen und Fischen hindurch. „Was machen Sie denn, wenn Ihnen jetzt ein Hai entgegenkommt?“, fragt Axel. „Ach“, sagt Ingrid Mathieu, „dann ziehen wir einfach ein paar Grimassen, dann bekommt der auch Angst und verschwindet.“ Gisela Zimmermann RAD IM ALLTAG Jetzt ist Frau Scholz-Schaller dran: Sie radelt durch ein Korallenriff voller Fische. Und wenn ein Hai kommt? „Dann ziehn wir Grimassen.“ Problem gelöst. So schön ist virtuelles Radeln unter Wasser.

7 RAD IM ALLTAG In Bonn wurde 2017 der Verein Radeln ohne Alter Bonn gegründet – von sieben Studierenden, die sich gegen die soziale Isolation und Einsamkeit von Senioren einsetzen wollten. Nachdem die erste Rikscha finanziert wurde, kamen schnell weitere Interessierte und weitere Rikschas dazu. Im Spätsommer 2018 findet die erste große Aktion statt: Auf dem Radweg Deutsche Einheit fahren fünf Rikschas von Bonn nach Berlin und werben für diese Initiative an allen Orten entlang der Strecke. Die Resonanz und Begeisterung sind groß, und viele Ortsgruppen gründen sich im Laufe des Jahres. Schließlich wird 2019 der Dachverband Radeln ohne Alter Deutschland gegründet, der als zentrale Kompetenzstelle agiert, bundesweit neue Standorte akquiriert und örtliche Initiativen nachhaltig beim Aufbau von Radeln ohne Alter unterstützt. So gibt es 2024 bereits über 150 Radeln-ohne-Alter-Standorte in ganz Deutschland. Wir haben mit Jürgen Bester gesprochen, den Vorstand von Radeln ohne Alter in Bonn. Axel Mörer: Begann mit den Kirschblüten in Bonn auch die Rikscha-Saison für Radeln ohne Alter? Jürgen Bester: Wir fahren das ganze Jahr durch. Natürlich ist der Schwerpunkt zwischen April und Oktober, doch dank unseres Wetterschutzes sieht man uns auch im Winter. Im letzten Jahr haben wir über 2000 Fahrten durchgeführt und dabei unseren Passagieren mächtig Wind in den Haaren beschert. Dann sind Sie den Kinderschuhen entwachsen? Wir gehören mit unseren mittlerweile 25 Rikschas zum Stadtbild. Von den über 360 Mitgliedern sind etwa 100 Piloten regelmäßig unterwegs. Und der Verein wächst stetig weiter. Jede Woche bekommen wir Anfragen zur Mitgliedschaft und zum aktiven Engagement, was uns sehr freut. Wie wird man denn Pilot? Für den ersten Kontakt laden wir Interessierte zu unserem Stammtisch ein. Der ist jeden Radeln im Alter geht sogar ... ... im Karneval Selbst im Bonner Rosenmontagszug können Senioren aus Bonner Altenheimen dank der Ehrenamtlichen des Vereins Radeln ohne Alter mitfahren und mitfeiern. An anderen Tagen stehen Ausflüge auf dem Programm.

8 1. Donnerstag im Monat um 18 Uhr im Zeughaus der Bonner Stadtsoldaten in der Endenicher Straße 10b. Dort lernen wir uns kennen, und die Interessierten können uns all ihre offenen Fragen stellen. Im Anschluss vereinbaren wir eine Schnupperfahrt mit einem unserer Fahrtrainer. Wer sich dann für eine Mitgliedschaft für 12 Euro pro Jahr entscheidet, wird sorgfältig ausgebildet: langsam fahren, vorsichtig in die Kurven, Schienen meiden, Menschen in die Rikscha helfen und so weiter. Die Ausbildung wird von unseren Ehrenamtlichen durchgeführt, die sich dafür viel Zeit nehmen. Deswegen sind wir immer auf der Suche nach neuen Pilotinnen und Piloten, die auch langfristig dranbleiben. Kann bei so einer Fahrt auch etwas passieren? Durch die sorgfältigen Schulungen passiert tatsächlich sehr selten etwas, glücklicherweise ist es bislang bei kleinen Sachschäden geblieben. Zudem bieten wir unseren Mitgliedern regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse an. Und sollte wirklich mal etwas passieren, treten unsere Versicherungen in Kraft. Wie kommt denn der Kontakt zu den Senioren zustande? Mit vielen Seniorenheimen haben wir Kooperationsverträge. Dies beinhaltet die Nutzung unseres Online-Buchungssystems, über das die Vernetzung mit den Piloten funktioniert. Und wenn eine ältere Person von zuhause abgeholt werden will? Dann bekommen wir meist eine Mail mit dem Fahrtwunsch (info@RoA-Bonn.de), worauf wir uns telefonisch melden. Meist sind es Kinder oder Enkel, um ihren Eltern oder Großeltern eine Tour zu schenken. Das versuchen wir dann möglich zu machen. Welche Fahrt ist Ihnen besonders in Erinnerung? Kürzlich haben wir eine an Krebs erkrankte Frau gefahren. Sie wollte so gerne noch mal Radfahren, konnte dies aber leider nicht mehr. Freunde und Kinder haben die Rikscha mit ihren Rädern begleitet. Das war einerseits natürlich ein sehr trauriger Anlass, andererseits hat es uns unglaublich gefreut, diese Tour als einen der letzten Wünsche erfüllen zu können. Solche Touren zeigen uns, wie wichtig unser Engagement ist und wofür wir uns bei Wind und Wetter auf die Rikscha setzen. Vielen Dank für das Gespräch. RAD IM ALLTAG Die Aktiven von Radeln ohne Alter sind überall unterwegs. Auch im Rhein-Sieg-Kreis gibt es schon Radeln ohne Alter. Fotos: Radeln ohne Alter

9 Auf dem Kummgraben 1, 53343 Wachtberg · 0228 842 583 81 · feniqiawachtberg@gmail.com ÖFFNUNGSZEITEN: Montag, Mittwoch - Sonntag: 11:00 – 23:00 Uhr Dienstag: Ruhetag Küche schließt um 22:00 Uhr

10 Wir begegnen ihnen täglich auf unseren Wegen durch die Stadt: den Busfahrer*innen der Stadtwerke Bonn (SWB). Von Zeit zu Zeit erhält der ADFC Hinweise von verärgerten Radfahrenden über Busse, die beim Überholen den Radfahrenden zu dicht auf die Pelle rücken. Wie aber ist es umgekehrt? Wo bringen Radfahrende die Busfahrer*innen durch gedankenloses Fahren in Bedrängnis? Welche Stellen müssen aus Sicht der Busfahrer*innen wie des ADFC dringend verbessert werden? Zu einem Austausch darüber trafen sich im April Bus- und Bahnfahrer*innen der SWB und Aktive des ADFC. Das Gespräch fand im Ausbildungszentrum der SWB in der Karlstraße statt. Mehrere Auszubildende der Stadtwerke hatten aus dem gesamten Bonner Stadtgebiet Fotos von Gefahrstellen zusammengetragen und vorgestellt. Sie wurden eingehend erörtert. Es zeigte sich, dass bei vielen Gefahrenstellen durch mehr gegenseitige Rücksichtnahme und durch bessere Verkehrsführung Busse und Räder sicherer miteinander auskommen könnten. Frank Begemann sprach anschließend für den Rückenwind mit Ufuk Özdemir, Leiter des SWB-Fachbereichs Fahrbetrieb/Ausbildungszentrum über das Thema. Begemann: Welche Stellen sind in Bonn aus Ihrer Sicht für Busfahrer*innen und Radfahrende besonders brenzlig? Welche negativen wie auch positiven Erlebnisse machen Busfahrer*innen mit Radfahrenden in Bonn? RAD IM ALLTAG Für Radfahrer und Busfahrer gleichermaßen eine schwierige Situation: Von der Kennedybrücke zum Bertha-vonSuttner-Platz ist die rechte Fahrspur für Busse zu schmal, der Platz reicht nicht für beide. Fotos: Axel Mörer Da hilft nur Rücksicht Über Konflikte zwischen Bus- und Radfahrern IT-Beratung PC-Konfiguration Olaf Runge 0228 1809377 it-rat@netcologne.de www.runge-it.expert

11 Extrem unübersichtlich und herausfordernd für Bus- und Lkw-Fahrer sowie Radfahrer ist die Situation auf dem Friedensplatz/Ecke Sternstraße. Özdemir: Ein großer Gefahrenbereich besteht in Beuel, da wo Radfahrende die Kennedybrücke herunterkommen und die Busfahrer rechts abbiegen wollen. Durch die hohe Geschwindigkeit der Radfahrenden kann es hier zur Gefährdung aller Verkehrsteilnehmer kommen. Auch am Bertha-von-Suttner Platz in Fahrrichtung Beuel ist eine Gefahrenstelle: Hier müssen die Busse den Radweg kreuzen, um von der Haltestelle abfahren zu können. Auch in der anderen Fahrtrichtung aus Beuel kommend vor dem Bertha-von-Suttner Platz im Bereich der Kreuzung Römerstraße quetschen sich regelmäßig Radfahrende an den wartenden Bussen vorbei. Auf der Kaiserstraße ist im gesamten Verlauf wegen der geringen Fahrbahnbreite ein sicheres Überholen der Radfahrenden nicht möglich, deshalb würden wir es begrüßen, wenn die Radfahrenden hier den Radweg nutzen würden. Auch der Friedensplatz ist aus unserer Sicht problematisch: Fahrradfahrende dürfen die Fußgängerzone in Richtung der Haltestelle „Friedensplatz“ befahren. Das ist gefährlich für Fahrradfahrende, die aus der Fußgängerzone herausfahren. Die anfahrende Busse haben eine erschwerte Sicht auf die Einmündung. Wir haben Ihnen das ja beim Gespräch im April in unserer Präsentation gezeigt. Positive Erlebnisse unserer Busfahrer mit Radfahrenden haben wir immer, wenn auf beiden Seiten mehr Verständnis gezeigt wird. Durch defensive rücksichtvolle Fahrweise beider Verkehrsteilnehmer entstehen positive Erlebnisse. Ich verzichte mal auf meine Vorfahrt und lasse bewusst dem anderen den Vortritt. Hier sind beide Seiten aufgefordert mehr Empathie zu zeigen. Welche Rolle spielt das Thema Sicherheit von Radfahrenden und zu Fuss Gehenden in der Ausbildung der Busfahrer*innen bei den SWB? Was ist besonders wichtig? Özdemir: Beim Erwerb der Fahrberechtigung der Klasse D sind „Andere Verkehrsteilnehmer“ Bestandteil des Theorieunterrichtes. Da werden die angehenden Busfahrer für andere Verkehrsteilnehmer sensibilisiert. Diese Sensibilisierung wird auch im Dienstunterricht einmal jährlich für alle Bus- und Bahnfahrer behandelt. Zusätzlich wird es auch bei der Weiterbildung nach dem Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz (BKrFQG) thematisiert. Die findet alle fünf Jahre statt, wir haben jedes Jahr 120 bis 150 Fahrer, die an dieser Weiterbildung teilnehmen. Die Stadt Bonn will bis zum Jahr 2035 klimaneutral werden. Dafür will sie viel tun, um mehr Menschen zu bewegen, sowohl den ÖPNV häufiger zu benutzen, als auch das Fahrrad. Welche Probleme kann es hier auf Umweltspuren geben, die sich Busse und Räder teilen müssen? Wie sehen die SWB das vom Rat der Stadt Bonn beschlossene Radnetz mit besonders wichtigen Hauptrouten für den Radverkehr? Özdemir: Gemeinsame Bus-/Fahrradspuren können in Erwägung gezogen werden, wenn kein Platz für eine separate Verkehrsführung für die Radfahrer verfügbar ist. Dies sollte auf

12 RAD IM ALLTAG kurze Streckenabschnitte beschränkt werden, auf denen die Busse maximal 30 km/h fahren. Objektiv gesehen stellen Busse, ebenso wie Lkw, eine größere Gefahr für Radfahrer dar als Pkw: Sie haben eine größere Masse, manövrieren langsamer, haben einen größeren Wendekreis, längere Bremswege und die Fahrer können Radfahrer im toten Winkel schlechter sehen. Daher machen gemeinsame Bus-/Fahrradspuren Radfahrern eventuell auch Angst, insbesondere wenn es sich um weniger erfahrene Radfahrer handelt. Erfahrenere Radfahrer berücksichtigen den Unterschied zwischen dem Verhalten von Autos und Bussen und lassen besondere Vorsicht walten: Sie überholen weniger, halten mehr Abstand. Aber auch auf diese Art bedeuten Busse eine zusätzliche Belastung und weniger Komfort. Die SWB wollen in Zukunft den ADFC in einem Modul bei der Ausbildung der Busfahrer*innen beteiligen. Was versprechen sie sich davon? Was können Dialoge zwischen Busfahrer*innen und Radfahrenden bewirken? Özdemir: Als leidenschaftlicher Verfechter eines sicheren und harmonischen Straßenverkehrs möchten wir dazu beitragen, dass Miteinander auf unseren Straßen zu stärken. Wir alle sind täglich einer Vielzahl von Verkehrssituationen ausgesetzt, bei denen es zu Missverständnissen und Konflikten kommen kann. Sei es zwischen Autofahrern, Fahrradfahrern oder Busfahrern – oft fehlt es an Empathie und Verständnis für die Perspektive des anderen. Doch genau hier setzen wir an. Unser Ziel ist es, einen Dialog zu schaffen, der beiden Seiten mehr Empathie ermöglicht. Wir möchten durch den Austausch von Erfahrungen und Meinungen das Verständnis für andere Verkehrsteilnehmer stärken. Wie sähe die Welt wohl aus der Sicht eines Busfahrers aus? Welches Verhalten nehmen Fahrradfahrer wahr und wie könnten wir es verbessern? Wie groß ist eigentlich der „tote Winkel“ bei einem Bus? Indem wir uns die Brille der anderen Verkehrsteilnehmer aufsetzen und deren Perspektive einnehmen, können wir Missverständnisse aus dem Weg räumen und das Miteinander im Straßenverkehr stärken. Dafür brauchen wir einen Raum, in dem wir unsere Erfahrungen teilen, Fragen stellen und voneinander lernen können. Jeder kann seinen Beitrag leisten, indem wir uns auf Augenhöhe begegnen und versuchen, die Sichtweise des anderen zu verstehen. Je mehr Menschen sich beteiligen, desto größer ist der Einfluss, den wir auf das Miteinander im Straßenverkehr nehmen können. Frank Begemann Impressum Rückenwind Ausgabe 3/2024, Erscheinungstermin 15. Juni 2024, gültig bis September 2024 Der Rückenwind wird klimaneutral auf FSC-Papier gedruckt! Gründungsjahr 1979 Herausgeber ADFC Bonn/Rhein-Sieg e. V., Breite Straße 71, 53111 Bonn Redaktion Gert Heimbold, Bernhard Meier, Axel Mörer, Annette Quaedvlieg, Gondula Radtke, Gisela Zimmermann, Verena Zintgraf Layout Axel Mörer, Gert Heimbold, Herbert Uebel Anzeigen Axel Mörer Es gilt die Anzeigenpreisliste für 2024. Druck DCM, Druck Center Meckenheim Auflage 11.000 Erscheinen vierteljährlich Für unverlangt eingesandte Manuskripte keine Gewähr. Gezeichnete Artikel müssen nicht die Meinung der Redaktion oder des ADFC wiedergeben.

13 Weberstraße 75, 53113 Bonn Tel: +49 228 24 39 11-0 vermoegen@murphyandspitz.de www.murphyandspitz.de Erfolgreich nachhaltig unterwegs. Seit 1999. Jetzt in die Mobilitätswende investieren. Murphy&Spitz Umweltfonds Deutschland Das Produkt erfüllt die Anforderungen für das ECOreporter-Siegel in der Kategorie „Nachhaltiges Finanzprodukt“. Die strenge Einhaltung der Kriterien für das Siegel wurde im Oktober 2022 geprüft. Die Prüfkriterien sind einsehbar unter: www.ecoreporter.de/ecoreporter-siegel/ geprüft 2022 Nachhaltiges Finanzprodukt ECOreporter STIFTUNGSDEPOT DES JAHRES 2021 RenditeWerk Murphy&Spitz Nachhaltige Vermögensverwaltung

14 Ende Mai hat der ADFC Bonn/Rhein-Sieg eine rechtliche Bewertung der Frage veröffentlicht, ob und welche (Rad-)Verkehrsführung nach der grundlegenden Sanierung der Adenauerallee in Bonn notwendig ist. Der Rückenwind dokumentiert die Bewertung unseres juristischen Beraters Jörg Baumann. 1. Wird nach dem Verkehrsversuch in der Adenauerallee wie bisher vorgesehen neben dem Kanal ausschließlich die Fahrbahn in ihrer bisherigen Breite (also von Bordstein zu Bordstein) grundlegend saniert, so ist ein „Weiter so“ wie bisher mit jeweils zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung und schmalen Schutzstreifen für den Radverkehr ausgeschlossen. Das folgt zuvörderst daraus, dass die bisherige Verkehrsführung keinen Bestandsschutz genießt. Vielmehr hat die Verwaltung bei ihrer Entscheidung die aktuell geltenden technischen Regelwerke, insbesondere die ERA 2010 und die RAST 06, aber auch die heute geltenden allgemeinen straßenverkehrsrechtlichen Grundsätze sowie beschlossene Klimaschutzziele zugrunde zu legen. Bei allen Regeln steht heute die Gewährleistung der Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden absolut im Vordergrund. In Ziffer 1 zu § 1 Grundregeln STVO-VwV (Verwaltungsvorschrift) heißt es: „Die Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) regelt und lenkt den öffentlichen Verkehr. Oberstes Ziel ist dabei die Verkehrssicherheit. Hierbei ist die „Vision Zero“ (keine Verkehrsunfälle mit Todesfolge oder schwere Personenschäden) Grundlage aller verkehrlichen Maßnahmen.“ Damit kommt der Verkehrssicherheit der Radfahrenden bei der neuen Verkehrsführung der Adenauerallee auch Vorrang vor der Leichtigkeit des fließenden Kfz-Verkehrs zu. Das führt angesichts der vorhandenen Breite der Fahrbahn der Adenauerallee und unter Beachtung der genannten technischen Regelwerke zwangsläufig zu einer Reduzierung der Fahrspuren und der Einrichtung von Radfahrstreifen als besonders sicherer Radverkehrsanlage. 2. Die Argumente derjenigen aus Politik und Wirtschaft, die auf jeden Fall eine Beibehaltung der jeweils zwei Fahrspuren pro Fahrtrichtung in der Adenauerallee wollen, greifen nicht: VERKEHRSPOLITIK Über die neue Adenauerallee Rechtliche Einschätzung: Warum die B9 keinen Bestandsschutz hat Fotomontage: Stadt Bonn So soll die Adenauerallee in Bonn nach Abschluss der im Sommer 2024 beginnenden Kanalarbeiten umgestaltet werden. Der Jurist des ADFC, Jörg Baumann, erklärt, warum die Beibehaltung von vier Fahrspuren und zwei Radstreifen rechtlich nicht mehr zulässig ist.

15 VERKEHRSPOLITIK • Zum einen wird behauptet, die von der Verwaltung zugrunde gelegten Empfehlungen und Grundsätze seien nicht rechtsverbindlich. Es gebe Rechtsprechung u.a. des Bundesverwaltungsgerichts, die belege, dass es keinen rechtlichen Zwang gibt, die technischen Regelwerke wie die ERA 2010 und die RAST 06 anzuwenden. Dieses Argument ist schlicht unzutreffend. Die Rechtsprechung befasst sich ausschließlich mit der Frage, ob diese technischen Regelwerke für die Gerichte rechtsverbindlich sind. Das ist zu verneinen, weil es sich insoweit nicht um staatliche Regelungen handelt. Von den Behörden in NRW sind sie aber als dort allein maßgebender „Stand der Technik“ allen Straßenplanungs- und -baumaßnahmen zugrunde zu legen. • Zum anderen wird argumentiert, dass Radverkehr auf der Adenauerallee überhaupt nicht notwendig sei, weil es mit der Kaiserstraße und dem Rheinufer parallele, ausreichende Radverkehrsverbindungen gibt. Dem ist entgegenzuhalten, dass diese Argumentation – auch unter Beachtung der ursprünglichen, für den überregionalen Verkehr konzipierten Funktionalität der Adenauerallee als Bundesstraße (B9) – der heutigen Bedeutung der Adenauerallee für den Radverkehr in keiner Weise gerecht wird. Das hat die Verwaltung in ihrer Beschlussvorlage 230853 überzeugend begründet. Sollten sich aufgrund des Verkehrsversuchs vor allem in Bezug auf die erhobenen Daten starke Abweichungen zu den vor dem Versuch erhobenen Zahlen ergeben, unterliegen sie neuer Beurteilung. Es bleibt aber die unbestreitbare heutige (!) Bedeutung der Adenauerallee als Hauptverkehrsroute im städtischen Radverkehrsnetz. Verkehrsversuch auf der Adenauerallee: Unser Bild zeigt den Auto- und Radverkehr im nachmittäglichen Berufsverkehr. • Schließlich wird zur Beibehaltung der vier Fahrspuren ins Gespräch gebracht, die Adenauerallee in ihrer Gesamtheit neu zu gestalten (von Hauswand zu Hauswand oder zumindest unter Einbeziehung der Gehwege). Das sind völlig andere Modelle der Ausgestaltung der Adenauerallee insgesamt, die zunächst – nicht absehbarer – neuer politischer Entscheidungen bedürfen. 3. Im Ergebnis wird die Verwaltung gehalten sein, in Anwendung der technischen Regelwerke bei ihrer anstehenden Entscheidung an der im Verkehrsversuch erprobten neuen Verkehrsführung (Reduzierung auf eine Fahrspur und Einrichtung eines Radfahrstreifens je Fahrtrichtung) festzuhalten und ggfls. Verbesserungen des Verkehrsflusses vorzunehmen, es sei denn, die dem Versuch zugrunde gelegten tatsächlichen Gegebenheiten hätten sich während der Versuchsphase grundlegend geändert. Andernfalls würde sie sich rechtlich (etwa mit Blick auf eine mögliche Amtspflichtverletzung) angreifbar machen. Jörn Baumanns vollständige Stellungnahme vom 21.5.2024 ist auf unserer Webseite nachzulesen: https://bonn-rhein-sieg.adfc.de Foto: Axel Mörer

16 RAD+FREIZEIT Sechs Radfahrende sind 2023 in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen. Das ist die bittere Bilanz der Verkehrsunfallstatistik 2023. Um die richtigen Schlüsse zu ziehen, hat die Verkehrspsychologin und ADFC-Aktive Martina Suing die Zahlen ausgewertet. Die Entwicklung von Unfallzahlen kann nur sinnvoll interpretiert werden, wenn Veränderungen im Verkehrsverhalten berücksichtigt werden. 2023 ist das erste Jahr ohne Coronabedingte Auswirkungen auf den Verkehr. Bereits 2022 hatte sich der Verkehr wieder größtenteils „normalisiert“, aber nicht gänzlich, weshalb auch ein Rückblick auf 2019 sinnvoll ist. Einige Veränderungen nach Corona sind offenbar dauerhaft wie die Verdopplung des Anteils derjenigen Erwerbstätigen, die zumindest gelegentlich im Home-Office arbeiten (2023: 24,2 %; 2019: 12,8 %). Darüber hinaus stieg von 2019 bis 2022 die mit dem Fahrrad zurückgelegte Verkehrsleistung von 1,4 auf 1,9 km pro Person und Tag an (Mobilitätspanel Deutschland). Ebenfalls erhöhte sich die Fußverkehrsleistung auf 1,2 km/Tag, während die Pkw-Verkehrsleistung auf 24,7 km/Tag sank. Auch zu berücksichtigen: Bei den Unfallzahlen handelt es sich um polizeilich gemeldete Unfälle. Die Dunkelziffer wird gerade bei den leichteren Radunfällen jedoch auf mindestens 70 % geschätzt. Unfallentwicklung in NRW In Nordrhein-Westfalen ist die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Vergleich zum Vorjahr um 4,5 % auf 639.907 gestiegen. 2019 waren es noch 664.999. Die Zahl der schwerverletzten Unfallopfer war mit 11.132 (-12,0 %) rückläufig, die Zahl der Getöteten mit 450 Todesopfern hat geringfügig abgenommen hat. Erstmals sind mehr Radfahrende mit dem Pedelec (40) tödlich verunglückt als mit einem konventionellen Fahrrad (36). Zusammengefasst ist die Anzahl der getöteten Radfahrenden im Vergleich zum Vorjahr um -24,8 % gesunken (2019: 73). Die Anzahl der getöteten Zufußgehenden ist dagegen um +55,4 % von 65 im Jahr 2022 auf 101 deutlich gestiegen (2019: 92). Unfälle im Bereich Polizeipräsidium Bonn Das Polizeipräsidium Bonn ist für die Stadt Bonn, die sechs linksrheinischen Rhein-SiegGemeinden Alfter, Bornheim, Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg sowie für Bad Honnef und Königswinter mit insgesamt 499.566 Einwohnern zuständig. Die Zahl der Verkehrsunfälle hat sich 2023 im Vergleich zum Foto: Axel Mörer 2023 starben sechs Radfahrer im Verkehr Kreuz zur Erinnerung an einen Radfahrer, der bei einem Verkehrsunfall in Hemmerich ums Leben gekommen ist.

17 Vorjahr um +3,5 % auf 16.485 erhöht (2019: 17.238). Während die Gesamtanzahl der gemeldeten Verunglückten noch stärker gestiegen ist (+7,6 % auf 2524), war glücklicherweise die Zahl der Schwerverletzten leicht rückläufig (-2,9 % auf 299). Dieser Trend zeichnet sich auch unter den Radfahrenden ab: Die Zahl verunglückter Radfahrender (mit und ohne Elektromotor) stieg um 1,8 % auf 901 Verunglückte, wohingegen die Zahl der schwerverletzen Radfahrenden mit 120 leicht rückläufig war. Dabei zeigt sich ein deutlicher Unterschied in der Unfallentwicklung zwischen verunglückten Pedelecfahrenden (+37,4 % auf 290) und Radfahrenden konventioneller Fahrräder (- 9,3 % auf 611). Bei den Zufußgehenden stieg nicht nur die Gesamtanzahl der Verunglückten (+19,4 % auf 271), sondern auch der Anteil der Schwerverletzten (von 35 auf 43). Unter den sieben Unfalltoten sind vier Radfahrende, davon drei mit Pedelecs. Zudem sind zwei Zufußgehende und ein E-ScooterFahrender im Straßenverkehr zu Tode gekommen. Drei der sieben Todesopfer waren im Seniorenalter. Hauptunfallgegner Autofahrende Verfolgt man Leserbriefe in der Tagespresse, Kommentare im Internet und Zuschriften an den ADFC, kann man leicht den Eindruck gewinnen, das Hauptunfallgeschehen spiele sich zwischen Radfahrern und Fußgängern ab. Das geben die Zahlen nicht her. 2023 wurden 894 Unfälle mit Personenschaden unter Beteiligung von Radfahrenden erfasst, wovon 33,9 % ohne einen weiteren Beteiligten passierten (hiervon ein Drittel Pedelecfahrende). Von den restlichen 591 Unfällen erwiesen sich die Pkw-Fahrenden mit einem Anteil von 67,5 % nicht nur als häufigster Unfallgegner von Radfahrenden (obere Grafik), sondern auch als häufigster Unfallverursacher bei den Pkw-Rad-Unfällen (75,2%, untere Grafik). Ein ähnliches Bild zeichnet sich für die Unfälle mit Beteiligung von Zufußgehenden ab, wenn auch mit 286 Unfällen auf einem geringeren Niveau. Demgegenüber waren Radfahrende nur in 17,5 % der Fälle die Unfallgegner von Zufußgehenden; in knapp mehr als der Hälfte dieser Fälle (54 %) waren sie die Verursacher des Unfalls (Grafik links). Als häufigste Fahrfehler mit schweren Unfallfolgen wurden Vorfahrts- und Vorrang-Fehler sowie Fehler beim Abbiegen oder Wenden registriert. Verkehrsunfälle im Bereich PP Siegburg Die Kreispolizeibehörde Rhein-Sieg umfasst den rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ohne Bad Honnef und Königswinter (Einwohnerzahl: 376.637). 2023 ist sowohl die Gesamtzahl der Unfälle (+3,9 % auf 10.326) als auch die Gesamtzahl 3,2% 67,5% 3,4% 11,2% 8,5% 2,4% 63,6% 4,9% 17,5% 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Lkw-Fahrende Pkw-Fahrende Motorrad, Moped, EKF Radfahrende Zufußgehende Unfallgegner Unfallgegner von Radfahrenden vs. Zufußgehenden bei Unfällen mit Personenschaden (ohne Alleinunfälle) Zufußgehende (n = 286) Radfahrende (n = 591) 75,2% 76,9% 24,8% 23,1% 0% 20% 40% 60% 80% 100% 120% Pkw-Rad-Unfälle (n = 399) Pkw-Fußgänger-Unfälle (n = 182) Verursacher von Unfällen mit Beteiligung von Pkw Verursacher Pkw-Fahrender Verursacher Zufußgehender/Radfahrender der Verunglückten (+4,4 % auf 1530 Verunglückte) im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Demgegenüber ist die Anzahl der Schwerverletzten deutlich zurückgegangen (175; -20,8 %), darunter waren 49 Radfahrende und 20 Zufußgehende. Im Jahr 2023 waren 11 Todesopfer zu beklagen, darunter 2 Radfahrende (beides Pedelecs), 3 Zufußgehende, 4 Motorradfahrende sowie 2 Pkw-Fahrende. Damit 52,0% 48,0% Verursacher bei Rad-/FußgängerUnfällen (n = 50) Radfahrende Zufußgehende VERKEHRSPOLITIK

18 spielen im eher ländlich geprägten Rhein-SiegKreis die Unfälle des Autoverkehrs eine größere Rolle. Umgekehrt ist in Bonn und Umgebung der Anteil verunglückter Radfahrenden und Zufußgehender deutlich höher. Fazit Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Bonn stellen die Radfahrenden mit über 900 Verunglückten, fast 300 Schwerverletzten und 4 Getöteten die am meisten gefährdete Verkehrsbeteiligungsart dar. Damit verunglücken sie mehr als dreimal so häufig wie Zufußgehende. Ebenfalls zeigt sich ein deutlicher Anstieg bei den verunglückten Pedelecfahrenden. Hierbei scheint es sich um eine Verlagerung von Verunglückten mit konventionellen Fahrrädern hin zu Pedelecs zu handeln. Dies entspricht dem Verkaufstrend: Laut dem Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) ist 2023 das Jahr, in dem erstmals mehr Pedelecs verkauft wurden als konventionelle Fahrräder (52 % zu 48 %). Zudem werden Pedelecs besonders häufig von Senioren gefahren, die überproportional häufig schwer verunfallen. Aber auch die zunehmende Verbreitung von Pedelecs unter jüngeren Radfahrenden trägt zu Unfallentwicklung durch häufigere Nutzung, längere Wegstrecken, höheres Tempo und mehr Alleinunfälle bei. Dies verdeutlicht die Wichtigkeit für die vom ADFC angebotenen Fahrradkurse vor allem für erwachsene Pedelecfahrende und Wiedereinsteigende. Hohe Unfallzahlen ungeschützter Verkehrsbeteiligter wie Radfahrende und Zufußgehende sind typisch für städtische Gebiete. Hier wird mehr zu Fuß gegangen und mehr Fahrrad gefahren als im eher ländlichen Raum. Allerdings sind auch in städtisch geprägten Gegenden Pkw-Fahrende die mit Abstand häufigsten Unfallgegner und zugleich auch Verursacher von Unfällen mit Radfahrenden wie auch Zufußgehenden. Viele Unfälle passieren hierbei an Kreuzungen, weshalb sie in den Fokus zur Verbesserung der Infrastruktur rücken sollten. Schwere Unfälle zwischen Zufußgehenden und Radfahrenden sind dagegen selten. Dennoch könnten eigene und ausreichend breite Verkehrsflächen für diese beiden Gruppen zusätzlich zu gegenseitiger Rücksichtnahme zu einer Unfallentlastung führen. VERKEHRSPOLITIK Sie ließen sich auch vom Nieselregen nicht abhalten, um die Tradition des Ride of Silence am 15. Mai aufrecht zu erhalten. Die Tradition der Gedenkfahrt begann 2003 in Dallas in Texas. Seitdem wird jährlich weltweit am dritten Mittwoch im Mai mit der Tour der im Straßenverkehr getöteten Radfahrer und Radfahrerinnen gedacht. Die Teilnehmenden tragen bei der Gedenkfahrt möglichst weiße Kleidung. Wenige Tage vor dem Ride of Silence hatte der ADFC an der Kreuzung Siegburger Straße/Pützchens Chaussee zusammen mit der Lebensgefährtin des Getöteten ein sogenanntes Ghostbike, ein in weißer Farbe lackiertes Gedenkrad aufgestellt. Es erinnert an den 42-jährigen Mike, der im August vergangenen Jahres hier sein Leben ließ. Diese Kreuzung ist eine von etlichen Gefahrenstellen in der Stadt, die nach Ansicht von ADFC und Radentscheid dringend bessere Regelungen zur Trennung von Kfz- und Radverkehr brauchen. Bernhard Meier Gedenken an den kleinwüchsigen Mike an der Pützchens Chaussee in Beuel: Mike war einer von sechs Radfahrenden, die 2023 im Gebiet unseres Kreisverbandes im Straßenverkehr zu Tode kam. 30 Teilnehmende beim Ride of Silence in Bonn Foto: Martin Weiser

19 AUS DEN ORTSGRUPPEN J U N GLEORHAMDAF CR V E R K EAHURS SDPELMA NAUDNFGC AUS DEN ORTSGRUPPEN BEUEL 47 THEMA TiTelThema VerkehrspoliTik 6. ADFC-RADREISEMESSE BONN Apotheke Am Burgweiher Ihre fahrradfreundliche Apotheke ist durchgehend geöffnet. Inhaber Apotheker Peter Piel Am Burgweiher 52 53123 Bonn-Duisdorf Telefon (02 28) 61 33 49 Wir sind für Sie da – Ihr Apothekenteam 47 THEMA Rückenwind 1/2014 1 TiTelThema VerkehrspoliTik 6. ADFC-RADREISEMESSE BONN Apotheke Am Burgweiher Ihre fahrradfreundliche Apotheke ist durchgehend geöffnet. Inhaber Apotheker Peter Piel Am Burgweiher 52 53123 Bonn-Duisdorf Telefon (02 28) 61 33 49 Wir sind für Sie da – Ihr Apothekenteam

20 VERKEHRSPOLITIK MELDUNGEN Lücke im Radweg an der B56 wurde geschlossen Bonn. Das fehlende 400 Meter lange Teilstück des Radweges entlang der B56 zwischen „Am Herrengarten“ und „Reinhold-Hagen-Straße“ in Beuel ist nach knapp halbjähriger Bauzeit eröffnet worden. Die Strecke ist Teil der Radpendlerroute entlang der Ost-West-Achse. Die verläuft weiter entlang der B56 durch Beuel, über die Kennedybrücke, durch das Bonner Zentrum und zukünftig durch eine neue Unterführung der Bahngleise am Alten Friedhof bzw. über die Viktoriabrücke weiter nach Endenich und Duisdorf. Jetzt geht es hier immerhin schon mal deutlich sicherer entlang der B56 zwischen Bonn-Beuel und dem Rhein-Sieg Kreis in und aus Richtung Sankt Augustin. Der Streckenabschnitt soll noch beleuchtet werden. Insbesondere zahlreiche Schüler*innen der IGS Bonn-Beuel dürften sich freuen. Die Mittel – 325.000 Euro für den 2,50 m breiten Rad- und Gehweg – kommen vom Bund; denn für begleitende Radwege an Bundesstraßen ist, wie der Name schon sagt, der Bund zuständig. Für den übernimmt das Land – in diesem Fall die zuständige Regionalniederlassung VilleEifel von Straßen.NRW – den Job. Zuvor musste daher die Stadt Bonn, um die Baumaßnahme ausführen zu können, eine Verwaltungsvereinbarung mit Straßen.NRW abschließen. Zur Eröffnung hatte das Düsseldorfer Verkehrsministerium seinen Staatssekretär Viktor Haase geschickt: „Der Ausbau der Radwegeinfrastruktur ist für die Landesregierung eine zentrale Säule für die Mobilitätswende der Zukunft und trägt unter anderem zur Erreichung der Klimaschutzziele im Verkehrssektor bei. 64 Prozent der in Deutschland mit dem Auto zurückgelegten Wege sind im Alltagsverkehr kürzer als zehn Kilometer – hier hat das Fahrrad besonders hohes Potenzial als alternatives Verkehrsmittel. Auch verkehrsbedeutsame Lückenschlüsse im Radwegenetz wie hier an der B56 sind deshalb von essenzieller Bedeutung“, so Haase. Fahrradboxen repariert: Per Video gegen Vandalismus Bonn. Im Februar 2024 wurden 21 der 29 im Dezember 2022 in Betrieb genommenen Fahrradboxen aufgebrochen und Räder entwendet. Die aufgebrochenen und beschädigten Boxen wurden mittlerweile instandgesetzt und stehen wieder zur Anmietung bereit. Die 21 Boxen sollen nun an den drei Standorten „Kaiserstraße“, „An der Elisabethkirche“ und „Wilhelm-Levison-Straße“ per Videotechnik rund um die Uhr überwacht werden. „Dabei halten wir uns selbstverständlich an alle datenschutzrechtAuf der jetzt geschlossenen Lücke: (v.l.) Staatssekretär Viktor Haase aus dem Umwelt- und Verkehrsministerium, die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Heidi Froese-Jauch, Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Sankt Augustins Technischer Beigeordneter Rainer Gleß Foto: Sascha Engst/Bundesstadt Bonn Fahrradboxen jetzt videoüberwacht Foto: Bernhard Meier

21 VERKEHRSPOLITIK MELDUNGEN lichen Vorgaben. Die Planungen dazu haben bereits mit unserer Partnerin, der Bonner City Parkraum GmbH, begonnen. Auch eine bessere Ausleuchtung vor Ort ist im Gespräch,“ teilen die Stadtwerke als Eigentümerin mit. Fahrradparkhäuser jetzt mit Solaranlagen Bonn. Der Ratsausschuss für Mobilität und Verkehr hat im April beschlossen, dass die vier neuen Fahrradparkhäuser am Bahnhof Beuel, Konrad-Adenauer-Platz, Stiftsplatz und Frankenbadplatz mit Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach bzw. an den Seitenfassaden ausgerüstet werden sollen. Außerdem sollen geeignete Seitenwände im Nachhinein begrünt werden. Die Stadtwerke Bonn als Bauherr teilten auf Anfrage des ADFC mit, die Photovoltaik-Anlagen seien bereits projektiert und bestellt. „Dementsprechend werden alle vier Fahrradparkhäuser in Kürze mit PV auf dem Dach ausgestattet sein.“ Weitere Fahrradstraßen werden markiert Bonn. Im April hat die Stadtverwaltung mit der Markierung der längst beschlossenen 42 zusätzlichen Fahrradstraßen begonnen. Bis September sollen die Arbeiten im neuen Markierungsstandard mit Piktogrammen und durchgezogenen rote Linien am Fahrbahnrand umgesetzt sein. Dann ist das Fahrradstraßennetz 49 Kilometer lang, 19 Kilometer mehr als bisher. Zur Information hat die Stadtverwaltung in einem Brief, der nach und nach an die Anwohner*innen der künftigen Fahrradstraßen verteilt wird, die anstehenden Markierungsarbeiten erläutert. Die Arbeiten sind witterungsabhängig, wegen der andauernden Regenfälle war der April nicht gerade förderlich. Der neue Markierungsstandard hat vor allem den Zweck, dass die Fahrradstraßen für alle Verkehrsteilnehmenden intuitiv erkennbar 53175 Bonn-Friesdorf Annaberger Str. 164 Tel. 0228 - 31 79 57 Email: Kontakt@Fun-Bikes.de

22 sein sollen. Bei der Umplanung der Straßen wird auch auf ausreichende Gehweg- und Fahrbahnbreiten Rücksicht genommen. Gehwege werden im Regelfall 2,50 Meter breit sein, sie sollen eine Mindestbreite von 1,50 Metern nicht unterschreiten. Die Fahrbahn in den Fahrradstraßen wird in der Regel 4,50 Meter, mindestens aber vier Meter breit sein. Auf dieser Basis hat die Verwaltung die Flächen in den künftigen Fahrradstraßen neu verteilt und die Belange aller Verkehrsteilnehmenden berücksichtigt. Dabei sollen so viele Parkplätze wie möglich erhalten werden. Alle Fahrradstraßen werden künftig eingeschränkte Halteverbotszonen erhalten, in denen das Parken in markierten Flächen erlaubt ist. Kurzes Halten fürs Einladen, Ausladen und Liefern von Waren sowie zum Abholen oder Bringen von Personen bleibt somit grundsätzlich auch dort möglich, wo kein Parkstand markiert ist. Handwerksbetriebe, Pflege- und Sozialdienste und Hebammen haben die Möglichkeit, einen Parkausweis bei der Stadt zu beantragen. Damit dürfen sie in eingeschränkten Halteverbotszonen sowie gebührenfrei im Bereich von Parkscheinautomaten und somit auch in den Fahrradstraßen parken. Gestaltung zum Schutz der Schwächeren Der ADFC begrüßt die neuen Fahrradstraßen als wichtige Verbindungen in einem durchgängigen Radwegenetz. Die Anwendung und Umsetzung der Radentscheid-Standards für Fußwege und Fahrradstraßen stärkt insbesondere Kinder und ältere Menschen in ihrer Mobilität: Schulwege werden sicherer. Menschen mit Rollator und Rollstuhl können sich selbstbestimmt im Alltag bewegen. Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrenden werden reduziert. Mehr Rad- und Fußverkehr führt zu mehr Lebensqualität in den Quartieren. Die Regeln, die jeder kennen sollte Vielfach nicht hinreichend bekannt sind die Regeln, die in Fahrradstraßen gelten. Der Radverkehr gibt das Tempo vor: Radfahrende dürfen jederzeit in ihrer gewünschten Geschwindigkeit und dabei auch immer neben- einander fahren. Höchstgeschwindigkeit für alle ist Tempo 30. Der Kraftfahrzeugverkehr ist „zu Gast“: Kraftfahrzeuge dürfen Fahrradstraßen nur nutzen, wenn dies durch ein Zusatzschild explizit zugelassen wird. Wenn es die Situation erfordert, müssen Autofahrer*innen ihre Geschwindigkeit an den Radverkehr anpassen und weiter verringern. An Kreuzungen gelten die örtlichen Vorfahrtregelungen, an vielen Stellen im Stadtgebiet ist das heute noch rechts vor links, zunehmend sollen Fahrradstraßen aber auch vorfahrtberechtigt werden. Dies wird vor Ort entsprechend durch Schilder geregelt und künftig auch durch vollflächige rote Bodenmarkierungen angezeigt. Informationen zum Thema Fahrradstraßen auf: www.bonn.de/fahrradstrassen. VERKEHRSPOLITIK MELDUNGEN Reservierte Parkplätze für den Wirtschaftsverkehr Bonn/Köln. Die Städte Bonn und Köln haben sich in Abstimmung mit der Handwerkskammer zu Köln sowie der Kreishandwerkerschaft Bonn/ Rhein-Sieg darauf verständigt, Wirtschaftsparkplätze in einem einheitlichen Format einzurichten. In Bonn startet jetzt die Umsetzung in einem Pilotprojekt. Ziel der Stadtverwaltung ist es, die Erreichbarkeit des Stadtgebiets für Handwerker, Pflegedienste und Lieferverkehre zu verbessern. Besonders in dicht besiedelten Gebieten sollen spezielle Parkplätze tagsüber für den Wirtschaftsverkehr reserviert werden, damit die zeitaufwändige Parkplatzsuche entfallen kann und Firmenfahrzeuge nicht ordnungswidrig auf Gehwegen, auf Fahrradschutzstreifen oder in Parkverboten abgestellt werden. Mit einer entsprechenden von der Stadt Bonn entwickelten Beschilderung wird auf die Wirtschaftszonen hingewiesen, in denen werktags von 8 bis 18 Uhr ausschließlich Wirtschaftsverkehr parken darf. Farbige Bodenmarkierungen inklusive verdeutlichender Piktogramme sollen gewährleisten, dass diese Zonen nicht durch fremdparkende

23 Fahrzeuge blockiert werden. Die ausgewiesenen Flächen dürfen Fahrzeuge mit Handwerkerparkausweisen oder mit Ausnahmegenehmigungen für soziale Dienste, Paketzusteller und der Lieferverkehr nutzen, die in der Umgebung ihre Kund*innen erreichen möchten. Von 18:00 Uhr bis am Folgetag 8:00 Uhr darf dort jedermann regulär parken. Die Standorte für das Pilotprojekt wurden in Zusammenarbeit mit Handwerk, Pflegediensten und Logistik gemeinsam entwickelt. Zunächst sind Bereiche in der Hausdorffstraße, am Karthäuserplatz, im Bonner Talweg und in der Lessingstraße vorgesehen. Das Pilotprojekt soll laut Stadtverwaltung nach der Einrichtung zeitnah ausgewertet werden, um – bei positivem Ergebnis – die Einrichtung weiterer Standorte im Stadtgebiet zu prüfen. Alle Meldungen Bernhard Meier Grafik: Bundesstadt Bonn sollen in diesem Jahr die restlichen zwei Drittel bis zur Einfahrt Robert-Koch-Str./Marienhospital folgen. Die zahlreichen Pendler*innen zum Venusberg wird es freuen. Alter Fahrweg zum Venusberg wird saniert Bonn. Der „Alte Fahrweg“ von Kessenich zum Venusberg soll noch in diesem Jahr saniert werden. Das teilt die Stadtförsterei Bonn mit. In deren Revier liegt der Alte Fahrweg, daher ist die Stadtförsterei Bonn für den Zustand des Weges verantwortlich. Der erste Abschnitt wurde bereits 2023 vom Abzweig des Rosenburgweges bis in eine Kurve auf einem Drittel der Wegestrecke saniert. Nun Karte: Bundesstadt Bonn VERKEHRSPOLITIK MELDUNGEN

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