Rückenwind 03/2024

5 RAD IM ALLTAG Radfahren, wenn man es eigentlich nicht mehr kann: Dieses Privileg haben die betagten Bewohner des Marienhauses in der Bonner Innenstadt. Dabei können sie sich Ziele in der ganzen Welt aussuchen: Bonn genauso wie New York, Sidney oder Rom. Eine neue Videotechnik macht es möglich. Sabine Bieck-Kreidler radelt zügig durch die enge Sternstraße in der Bonner Fußgängerzone. Die ist gerade weniger belebt als sonst, und von den wenigen Fußgängern stört sich keiner dran. Auch Axel Mörer und Gisela Zimmermann vom ADFC, die mit von der Partie sind, enthalten sich jeglichen Kommentars, dass sich auch Radfahrerinnen an die Verkehrsregeln halten sollten. Irgendwann biegt Frau Bieck-Kreidler ab Richtung Hofgarten, schlängelt sich geschickt zwischen zwei Autos durch und radelt die Sandwege an der Hofgartenwiese entlang. Sie genießt die Fahrt durch Bonn. Nun sitzt Frau Bieck-Kreidler an diesem kühlen Februartag in Wirklichkeit gar nicht auf dem Rad in der Sternstraße, sondern 200 Meter weiter im Aufenthaltsraum des Marienhauses, einer Seniorenresidenz der Caritas. Dort steht das Bike Labyrinth, in dem man virtuell über 700 Städte und Orte in der ganzen Welt abfahren kann. Das Gerät besteht aus einem stabilen Fahrradergometer mit Lenker und Pedalen, das vor einem großen Bildschirm steht. Ein Computer wirft nach Wunsch viele Innenstädte aus Deutschland, Europa und der ganzen der Welt auf den Bildschirm. Das Besondere: Auf dem Bildschirm wird die Straßenszene aus der Lenkerperspektive gezeigt. Tritt man kräftig in die Pedale, bewegt sich auch das Kamerabild entsprechend schneller. Zu sehen sind Fußgänger, Radler, Autos und Schaufenster. Die Straßenszenen wurden ähnlich wie durch Google und Apple in der ganzen Welt aufgenommen und bieten eine realistische Umgebung. An Kreuzungen und Straßenecken hat man die Wahl abzubiegen. Das muss man auch auf dem Ergometer aktiv am Lenker eine gelbe und blaue Rollstuhl-Radeln durch die Welt Die Caritas lässt betagte Senioren durch die schönsten Städte radeln Warum nicht mal virtuell durch Brügge radeln, denkt sich Sabine Bieck-Kreidler? Im Caritas-Seniorenheim ist das sogar im Rollstuhl möglich. Aber das Bild bewegt sich nur, wenn man in die Pedale tritt. Radeln im Rollstuhl. Fotos: Axel Mörer

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