Rückenwind 03/2024

65 RADFAHR-GESCHICHTEN AUS DER FAHRRAD-GESCHICHTE Innsbruck. Die Kochelsee-Bergstraße war unser erster Anstieg in den Alpen. Wir mussten unsere Fahrräder schieben. Hierzu muss gesagt werden, dass Dieter noch das Fahrrad von seinem Vater hatte – ohne Gangschaltung. Irgendwann nachts waren wir müde, setzten uns an einen Begrenzungsstein an der Straße – und schliefen ein. Autos fuhren vorbei, während wir schliefen. Als wir morgens aufwachten, war es schon hell. Weiter ging es nach Mittenwald und zur deutsch-österreichischen Grenze. Wir durften nicht weiterfahren, weil der berüchtigte „Zirler Berg“, die Abfahrt ins Inntal, für Fahrräder gesperrt war. Wir mussten mit der Bahn von Mittenwald nach Innsbruck fahren, mit Grenzkontrolle auf dem Bahnhof in Mittenwald. Der Zöllner hatte Bedenken, dass wir mit dem schweren Gepäck überhaupt fahren konnten. Wir mussten auf dem Bahnsteig als Test um einige Pylone fahren – bestanden! Unsere Fahrräder wurden in Waggons verladen und von Mittenwald ging es bergab in das schöne Innsbruck. Über den Brenner ging es über Bozen zum Gardasee. Wir waren erstaunt, dass man hier in Norditalien noch Deutsch sprach. Zu der Zeit wollten die Südtiroler heim nach Österreich und versuchten natürlich auch, der deutschen Sprache eine Priorität einzuräumen. Italien – Autorennen, Spaghetti und Wein Interessant und gefährlich zugleich war die Fahrt am Westufer des Gardasees: Unzählige Tunnel und eine Straße mit Steilhängen zum See. Gefährlich waren die Tunnel, weil sie nicht beleuchtet waren und wir beide auf dem Fahrrad von den Autofahrern – die meinten, sie seien Ferrari-Werksfahrer – gern übersehen wurden. Trotzdem ist alles gut gegangen! Es war immer noch sehr heiß, sogar noch wärmer als in München. So schafften wir unsere eingeplanten Tagesetappen nicht und kamen erst am Montag in Monza an. Das Rennen, in dem amerikanische Rennwagen gegen europäische angetreten waren, hatte aber schon am Sonntag stattgefunden. Schade, sehr schade. Das Essen war anders als bei uns zu Hause. Wir aßen dünne Nudeln mit roter Soße, die bekam man gar nicht in den Mund. Sie glitschten immer wieder weg. Ein Italiener zeigte uns, wie man das macht: Die langen Nudeln mit Hilfe eines Löffels um eine Gabel wickeln und dann die Portion in den Mund stecken. „Spaghetti“ nannte man das Gericht und als es nach Deutschland kam, konnte ich schon diese langen dünnen Nudeln mit der Tomatensoße essen. Zu einem guten Essen gehört ein guter Wein, das praktiziere ich heute noch. Damals war für Dieter und mich Brot mit Wein ein billiges Essen. Wir hatten eine Korbflasche mit Chianti am Fahrrad hängen und füllten diese immer wieder nach, für umgerechnet vielleicht 40 Pfennige pro Liter. Dazu gab es Panino, das war hell gebackenes Brot. Das Panino wurde in den Wein eingetaucht und gegessen – mmmhh schmeckte das gut. Das mache ich übrigens heute noch, wenn ich beim Italiener oder Griechen Brot vor der Mahlzeit bekomme, dann Radtransport auf der Bahn Sehr heiß am Gotthard

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