66 RADFAHR-GESCHICHTEN AUS DER FAHRRAD-GESCHICHTE tauche ich das Brot vorher in den Rotwein – ein Genuss. Meine Frau Geschi sieht das nicht so gern, aber meine Enkel haben das beim Opa abgeguckt und tauchen ihr Brot in die Cola. Auf dem Rückweg knapp bei Kasse Von Monza ging es noch nach Mailand und dann zurück. Unser Geld wurde trotz sparsamster „Haushaltsführung“ knapp. Meine Eltern hatten aber vor, mit einer „Geldanweisung“ Geld an das Hauptpostamt in Zürich zu senden. Es muss noch erwähnt werden, dass wir auf dem Rückweg den Gotthard-Pass ‚nur halb‘ bezwangen. Einen ganzen Tag haben wir unsere Fahrräder mit dem schweren Gepäck geschoben. Unsere Kräfte waren am Ende, und die Zeit, den Vierwaldstätter See zu erreichen, wurde knapp. So entschlossen wir uns, die Fährräder am Südausgang des Gotthard-Tunnels zu verladen. Wir erreichten mit der Bahn das andere Tunnelende in Göschenen. Bei der Abfahrt von Göschenen in Richtung Vierwaldstätter See erreichten wir teilweise 70 km/h, aber wir mussten auf unsere Rücktrittbremsen aufpassen. Wir hatten noch keine Felgenbremsen, vorne bremste ein Gummiklotz auf der Reifenoberfläche und hinten die Freilaufbremse. Der Freilauf wurde heiß und das Öl lief raus – also langsam fahren. Auch unsere Reifen waren nicht die besten. Mindestens einmal am Tag mussten wir flicken. Dann der Schreck: in Zürich war das Geld nicht angekommen, und wir hatten zusammen nur noch 14 DM. Wir mussten uns also beeilen, und in nur fünf Tagen schafften wir die Heimreise nach Helstorf. Die letzte Etappe war 240 km lang und vom letzten Geld kauften wir uns in Hameln an der Weser noch eine Bockwurst. Meine Eltern waren – entgegen aller vorherigen Skepsis – stolz auf mich: „Use Klaus – de wos jo mit’n Fohrrad in Itolien!“ Kaum war ich zu Hause, da träumte ich schon wieder vom Nürburgring – ich wollte unbedingt den Großen Preis von Europa mit J.M. Fangio sehen, und am Dienstag nach dem Rennen fing schon wieder die Schule an – ich habe es geschafft, allerdings bin ich diesmal getrampt. Klaus Ridder Und täglich grüßt die Reifenpanne Voll bepackt in den Alpen Die Passstraße am Gotthard
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