73 und machten uns auf die ersten 34 Kilometer ins Dorf Vulbens, das erste in Frankreich. Die Grenze auf einem derb ansteigenden Waldweg war nicht auszumachen. In der Dämmerung fuhren wir in den Ort und fragten uns zum Quartier durch. Zum Glück, denke ich, bietet die Unterkunft kein Frühstück an. Wir kommen schnell auf die Räder, bevor die Sonne das Thermometer auf dreißig Grad steigen lässt, und frühstücken unterwegs. Helmut geht den Tag lieber ruhig an und nimmt die Sonne in Kauf. Ich möchte gerne früh starten. Gefühlt gebe ich öfter nach. Dafür erträgt er geduldig meine immerwährende Lust auf das Innere von Kirchen und hütet die Drahtesel. Ein Fort im Steilhang – das Rhônetal Das Panorama bei der Anfahrt aufs Rhônetal nimmt unseren Blick gefangen. An der Enge „Défilé de l’Ecluse“ bricht der Fluss durch den höchsten Kamm des französischen Jura. Hoch darüber verschmilzt das Fort l’Ecluse aus dem 17. Jahrhundert mit dem Steilhang. Das sich verbreiternde Flusstal im Bugey-Massiv beherbergt kleine Orte. Kettenbrücken mit neugotischen Türmen stammen aus der beginnenden Industrialisierung, die den Fluss zum Transportweg zähmte. Heute profitieren die vielen Jachten davon und verbreiten Urlaubsgefühl. Wir müssen uns an die Hitze gewöhnen. Nach 70 Kilometern – 120 waren geplant – buTOUREN & TOURISTIK RHÔNE UND RIVIERA chen wir ein neues Quartier in der alten Bischofsstadt Belley. Bevor es mich stören kann, dass wir unser Tagesziel nicht schaffen, haben wir im Zentrum einen Italiener gefunden, der unter den Steingewölben der mittelalterlichen Markthalle Penne serviert. Ideale Radfahrerverpflegung. Um aufzuholen, verlassen wir am folgenden Tag die Route nach Südwesten zum Bahnhof La Tour du Pin und steigen in den Zug zum Tagesziel Lyon. Die zweitgrößte Stadt Frankreichs liegt am Zusammenfluss von Rhône und Saône. Die Villen am steilen Westhang gebieten Achtung, die Marina hat etwas Leichtes und Heiteres, das riesige Wissenschaftsmuseum „Confluentes“ liegt wie ein UFO auf der letzten Landzunge zwischen den Flüssen. Ein Gefühl wie ein zweiter Aufbruch. Ab jetzt schaffen wir alle Etappen. Das mächtige Zentralmassiv im Westen rechts des Flusses begleitet uns. Berühmte Weingüter liegen am Weg. Aber Wein bei den Temperaturen und den Strecken? Man kann nicht alles In den Felsen gesprengter Radweg am Lac du Lit au Roi Die Brücke in Tournon-sur-Rhône aus dem 18. Jahrhundert spiegelt den Triumph der Technik über die Natur. Durchblick: Hinter dem Haus liegt die auf die Fassade gemalte Brücke.
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