Rückenwind 04/2024

7 Maßnahmen für den Radverkehr werden nur deshalb umgesetzt, weil man sowieso gerade an einer Straße baut. Ein Beispiel dafür ist die Einrichtung von Radwegen an der Siemensstraße in Dransdorf. Diese Radwege entstehen nicht, weil sie Priorität haben, sondern weil man die Siemensstraße sowieso gerade neu plant. Gleiches gilt für die Umgestaltung der Kölnstraße, für das Projekt „Uni trifft City“ und die Sanierung der Straßen Im Wingert, Hohe Straße und Justus-von-Liebig-Straße. Nichts davon wird angegangen, weil die Radwege dort besonders wichtig wären. Natürlich ist es gut und begrüßenswert, dass Stadt und Politik bei sowieso anstehenden Baumaßnahmen die Radinfrastruktur in den Blick nehmen und verbessern. Dass der Umsetzungsplan allerdings zu über 50 % aus solchen Maßnahmen besteht, wirft die Frage auf, wie Ziel 1 des Radentscheids – ein sicheres, durchgängiges Straßennetz zwischen allen Stadtteilen – erreicht werden soll? Die Grundlage für einen klaren Umsetzungsplan ist mit dem beschlossenen Radroutennetz seit Ende letzten Jahres eigentlich vorhanden. Das Netz definiert mit Haupt- und Nebenrouten durch das ganze Stadtgebiet ein Zielbild für das Radroutennetz in Bonn und zeigt auf, wie künftig durchgängige Radrouten verlaufen sollen. Ein Umsetzungsplan muss aufzeigen, wie dieses Zielbild erreicht werden soll. Umsetzungsplan mit vielen Einzelmaßnahmen Die erwähnten 13 Maßnahmen schaffen keine durchgängigen Radrouten. Sie verbessern lediglich punktuell die Verkehrsinfrastruktur. Niemand würde eine Straßenbahnlinie bauen, indem er immer mal wieder ein paar Gleise verlegt, wenn gerade ein Stück Straße saniert wird, um darauf zu hoffen, dass so irgendwann die neue Straßenbahnlinie fertig ist. Straßenbahnlinien werden am Stück in ihrer gesamten Länge geplant. Wer wirklich durchgängige Radrouten schaffen möchte, sollte nach dem gleichen Prinzip verfahren. Der vorgelegte Umsetzungsplan enthält fast keine Maßnahmen, die auf die Planung durchgängiger Radrouten hindeuten. Lediglich zwei Maßnahmen beziehen sich auf den Weiterbau der Ost-West-Achse, eine durchgängige Route von der Sankt Augustiner Straße in Beuel über den Konrad-Adenauer-Platz, die Kennedybrücke, die Oxfordstraße, durch die Viktoriaunterführung und weiter über die Endenicher Straße in den Bonner Westen. Eine weitere Maßnahme thematisiert die Radpendlerroute BornheimAlfter-Bonn. Der Rest ist – es tut mir leid, das so hart schreiben zu müssen – unzusammenhängendes Stückwerk. Es ist toll, dass die Stadt eine vierte Rheinbrücke für den Fuß- und Radverkehr plant. Aber Teil welcher Radroute soll diese Brücke werden? Und werden im Zuge der Planung der Brücke dann auch die anschließenden Teile dieser Route auf beiden Rheinseiten durchgeplant und umgebaut? Es ist toll, dass auf der Gestaltungsvorschlag des Radentscheids für die vom Verkehr gebeutelte Kölnstraße: Die Initiative vermisst im Umsetzungsplan der Stadt Bonn, welche Gestaltungsprioritäten die Stadt setzt, um ein Radnetz zu entwickeln. VERKEHRSPOLITIK

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=