76 der relativ hohe Anteil von Biobikern, was bei entgegenkommenden Gruppen schon mal zu erstaunten Ausrufen führt. Man fühlt, wie der eigene Museumswert steigt… Hotels sind bei den Touren vorgebucht, Plätze im Restaurant reserviert, man isst aber à la Carte, Anreise ist auf Wunsch mit einem vom Tourenleiter organisierten Gruppenticket. Für die ehrenamtlichen Tourenleitungen bedeutet das eine Menge Organisation, die zu Planung und Probefahrten noch hinzukommt. Warum leitet man eine Radreise? Was reizt jemanden wie Tomas daran, bis zu zehn solcher Reiseangebote im Jahr zu machen? „Ich finde es einfach toll, Leuten etwas zeigen zu können, was sie noch gar nicht kennen und von dem sie oft auch noch nichts gehört haben“, meint er. Und das macht natürlich auch den Reiz für die Gruppe aus: Knappe vier Tage beinhalteten neben den bereits erwähnten Schlössern eine Sachsensiedlung aus dem 8. Jahrhundert, eine unzerstörte Synagoge und einen Eiskeller zum Bierbrauen, beide aus dem 19. Jahrhundert, einen modernen Kreuzweg aus dem 20. Jahrhundert – also jede Menge Abwechselung. Von Drensteinfurt mit seiner originalen Synagoge ging es nach Münster, der vielleicht holländischsten Stadt Deutschlands, zumindest was den Vorrang und die Menge des Radverkehrs angeht. Da besteht noch Potential für Bonn. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten: Die Uni sitzt im Schloss, das Rathaus ist historisch bedeutend, wenn auch nicht durch seine Treppe und die darauf sprechenden Politiker (weniger Politikerinnen!), sondern als einer der beiden Orte, an dem 1648 der Westfälische Friede unterzeichnet wurde. Vom Westfälischen Frieden lernen „Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr den ganz verheeret“: Bereits 1636 hatte der große, erschreckend moderne Barockdichter Andreas Gryphius die Gräuel des Dreißigjährigen Krieges in Bildern beschrieben, die an Aktualität leider nichts verloren haben. Es bedurfte aber noch 12 weitere Jahre der Verheerung, bis sich die die Kriegsparteien in Münster und Osnabrück zu einem Kompromissfrieden bereitfanden, der keine Sieger und Besiegten kannte. Das war damals neu, sorgte aber für mehr als ein Jahrhundert relativer Stabilität. Heute wird es als ein mögliches Erfolgsrezept für die Befriedung der Kriegshandlungen wieder diskutiert. Im Münsterland ist die Religion zum Glück friedlicher geworden. Der Wallfahrtsort Telgte mit Gnadenkapelle und modernem Kreuzweg am Ufer der Emscher zieht jährlich Tausende von Pilgern an und war auch unser nächstes Ziel. Über das Wasserschloss Loburg, heute ein idyllisch gelegenes Internat, sollte es zu den Rieselfeldern gehen, einem Vogelschutzgebiet. Nomen est omen: Vor den Rieselfeldern begann es zu rieseln, dann zu plästern. Wir fanden unter dicht belaubten Bäumen Schutz, ließen die Rieselfelder bei nachlassendem Rieseln links liegen und fuhren zügig zum Hotel in Gimbte, wo wir zwei Nächte verbrachten. Tourenleiter Tomas ließ sich das Programm aber nicht verregnen: Am nächsten Tag war das Wetter perfekt, und so führte er nach dem eigentlichen Programm die Hartgesottensten TOUREN & TOURISTIK MÜNSTERLAND Angekommen in Münster am Dom Alle Fotos auf dieser Seite: Gisela Zimmermann Tomas Meyer-Eppler vor dem Schloss in Münster
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