Rückenwind 04/2024

8 Maximilian-Kolbe-Brücke zwischen Dransdorf und Tannenbusch eine Protected Bike Lane entstehen soll. Aber in welchen größeren Kontext passt das? Was passiert vor und hinter der Brücke? Es ist auch toll, dass die Stadt endlich ein Pilotprojekt für eine Schutzkreuzung angehen möchte. Aber wo und als Teil welcher Radroute? Eine sichere Kreuzung macht besonders dann Sinn, wenn man auch die Infrastruktur davor und dahinter betrachtet und eine durchgängig sichere Route schafft. Sorge um Akzeptanz der Verkehrswende Wie möchten Stadt und Politik die Bonner Bürgerinnen und Bürger für die Verkehrswende gewinnen, wenn zusammenhanglos Teilstücke von Straßen umgebaut werden? Die Bürger können so gar nicht verstehen, dass ein aktuell umgebautes Stück Straße Teil einer künftig wichtigen Hauptradroute sein wird, die aber erst in 10, 15, 20 Jahren wirklich da sein wird, wenn zufällig auch alle anderen Stücke dieser Route umgebaut wurden. Es ist für die Akzeptanz der Verkehrswende wichtig zu erklären, was man erreichen möchte. Die Stadt unternimmt sehr viel in diese Richtung. Die Webseite der Stadt zur Einrichtung der neuen Fahrradstraßen ist ein gutes Beispiel für ausführliche und verständliche Information. Trotzdem bleibt der Eindruck von Stückwerk, da im Stadtbild keine durchgehenden Radrouten wahrgenommen werden. Es werden immer nur kurze einzelne Abschnitte umgebaut, ohne dass bereits Pläne präsentiert werden konnten, was auf dieser Route als nächstes passieren soll. Radentscheid hat Vorschläge vorgelegt Ein ambitionierter Umsetzungsplan muss aufzeigen, welche durchgängigen Radrouten in welcher Reihenfolge umgebaut werden sollen. Der Radentscheid Bonn hat dafür nach Verabschiedung des Radroutennetzes Vorschläge vorgelegt (Stadtbezirk Bonn, Stadtbezirk Beuel, Stadtbezirke Bad Godesberg und Hardtberg), die als Diskussionsgrundlage dienen sollen. Die Planung und der Umbau einer Radroute muss durchgängig erfolgen und nicht abschnittsweise. Es muss erkennbar werden, wo durchgängig sichere Radinfrastruktur entsteht. Dass ein solches Vorgehen grundsätzlich möglich ist, zeigt das Konzept zum Anwohnerparken. Der Stadtrat hat 2022 eine Parkraumstrategie beschlossen, die maßgeblich die Einführung neuer Anwohnerparkzonen beinhaltet. Zu dieser Strategie existiert ein direkt mitbeschlossener Umsetzungsplan mit Priorisierung der vorgesehenen Gebiete und Zeithorizonten für die Umsetzung. Auch wenn die Zeithorizonte zwei Jahre später so nicht mehr realistisch erscheinen, so hat man hier konkrete Gebiete abgegrenzt und festgelegt, in welcher Reihenfolge man in diesen Gebieten Anwohnerparken einführen möchte. Jedes Gebiet wird in Gänze umgesetzt, nicht nur stückweise dort, wo sowieso eine Straße umgebaut wird. Warum sind beim Radverkehr nur kleinere Einzelmaßnahmen möglich? Plan muss Weg zum Radroutennetz weisen Wir erwarten einen Umsetzungsplan mit einer Priorisierung der Radrouten und der Ambition, wirklich durchgängige Radrouten zu planen und zu bauen. Das Bürgerbegehren mit den meisten Unterschriften in der Geschichte Bonns hat es verdient, ernst genommen zu werden. Für den Radentscheid wurde ein großes Budget beschlossen, neue Stellen wurden in der Verwaltung geschaffen. Jetzt müssen mit diesen Ressourcen auch durchgehende Radrouten als eigenständige Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Durch einen Fokus auf Einzelmaßnahmen und Mitnahmeffekte wird kein durchgängiges Radroutennetz entstehen. Von der Stadt erwarten wir, dass sie einen Umsetzungsplan vorlegt, der aufzeigt, wie das beschlossene Radroutennetz Schritt für Schritt realisiert werden soll. Die Kommunalpolitik fordern wir auf, einen solchen Plan aktiv einzufordern. Der mit dem diesjährigen Transparenzbericht vorgelegte Umsetzungsplan kann nicht der Maßstab sein, an dem sich Bonn messen lassen möchte. Martin Pelzer VERKEHRSPOLITIK

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