34 Foto: Creative Commons; Foto (Ausschnitt): Coyote III; CC BY-SA 4.0 REDAKTIONELLES LESERBRIEFE Stildebatte: Gendern im Rückenwind Sie geht weiter, die Debatte über Sinn und Unsinn des Genderns im Rückenwind. Die Redaktion stellt es den Autoren frei, ob sie gendern oder nicht. Dazu haben uns drei weitere Leserbriefe erreicht. Beides zulassen Hallo Ihr Mitradler:innen, zunächst einmal: Vielen Dank für Eure Arbeit für und mit dem Rückenwind. Es ist sehr besonders für unsere Region ein eigenes Fahrradmagazin zu haben. Ich möchte eine Anmerkung zur Stildebatte um das Gendern im Rückenwind machen. Zunächst einmal ganz grundsätzlich: Sternchen, Unterstrich oder Doppelpunkt & Co. sind keine ‚Anhängerkupplung‘ für die weibliche Sprachform. Vielmehr lassen diese Zeichen an der Stelle ‚zwischen Mann und Frau‘ den Raum für Menschen, die genau dies so empfinden – sich eben nicht als Mann oder Frau zu identifizieren. Diese Menschen fühlen sich ‚dazwischen‘ oder auch außerhalb der beiden Pole beheimatet. Diese Personen sind schon immer unter uns. Ich zumindest kenne Menschen ganz unterschiedlichen Alters, die sich eher in dem Sternchen wiederfinden. Ich finde Eure Haltung, die jeweilige Ansprache den Autor:innen zu überlassen, richtig. Es ist ein Ausdruck der individuellen Haltung der schreibenden Person. Das ist zutiefst demokratisch – genau, wie es Eure Sichtweise ist. Danke dafür! Ich kann ganz gut mit Menschen leben, die mich gaga finden, weil ich gendere. In der Regel sind Kontakte mit anderen ADFCler:innen immer positiv – und dann spielt es auch schnell keine Rolle mehr, wie ich spreche oder schreibe. Bernd Siebertz, Hangelar Bevormundung Liebe Rückenwind- Redaktion, zunächst Dank und Anerkennung, dass das heiße Thema Gendern im Rückenwind angepackt wurde. Grundsätzlich vertrete auch ich die Freiheitsidee, dass jeder nach seinem Geschmack, auch grammatikalisch oder orthografisch falsch, im privaten Bereich schreiben oder auch reden kann, wie er oder sie möchte. Dass dieses Thema so kontrovers in unserer Gesellschaft nicht nur diskutiert, sondern auch laut Umfragen heftig umstritten ist, liegt meines Erachtens auch daran, dass viele Menschen das Gefühl haben, dass ihnen diese Schreib- und Sprechweise aus ideologischen Gründen aufgedrückt werden soll. Wirkmächtige Institutionen wie Kommunalverwaltungen, Universitäten, Schulen oder digitale oder Printmedien haben sich der Zielsetzung verschrieben, in der deutschen Sprache den weiblichen Anteil unserer Bevölkerung stärker sichtbar werden zu lassen. Dass es dabei nicht nur zu Verstößen gegen das deutsche Rechtschreibregelwerk kommt, sondern auch zu den abstrusesten, willkürlichen Wortschöpfungen, stößt laut Umfrageergebnissen die Mehrheit der Bevölkerung ab. Sowohl „Zone für Zufußgehende“ (was ist mit den Rollstuhlfahrern?) als auch „Fußgängerzone“ (auch ohne Rollstuhlfahrer!) hat keinen Bezug auf Frauen und klingt darüber hinaus noch fürchterlich gestelzt. Erfreulicherweise sind nach einer Anfangszeit der Begeisterung für das „Neusprech“ seriöse Institutionen dazu übergegangen, dass besonders provokante Sternchensymbol (mit Abwandlungen), wie zum Beispiel in den Nachrichtensendungen der öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten oder auch im örtlichen General-Anzeiger, nicht zu verwenden. Dieses ist inzwischen zur bewussten, identitätspolitischen Symbolik geworden, um plakativ deutlich zu machen, wo man (politisch-) ideologisch steht. Im privaten Sprach- und Schreibbereich ist das glücklicherweise eine im Verfassungsrang geschützte Freiheit. Ich halte es aber nicht für
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