Rückenwind 02/2025

24 RAD+FREIZEIT ser und mit Naturstein gepflasterten Gassen lohnt. Hier kommt es zum einzigen ernsteren Unfall der Tour: Lya stürzt in den Sandverwehungen, die den vielbefahrenen Radweg an der Strandpromenade bedecken. Eine große Schürfwunde am Arm ist die Folge, die sie jedoch überraschend tapfer wegsteckt. Und so schnüren wir direkt nach der Ankunft in Nybrostrand wieder unsere Wanderschuhe, um das Naturreservat Ystads sandskog zu erkunden. Besonders spannend wird die Querung des Nybroån an seiner Mündung in die Ostsee. Ohne Schuhe und mit hochgekrempelten Hosenbeinen durchwaten wir das Wasser, das mir bis zu den Oberschenkeln, Blia aber bis zur Hüfte reicht. Das – zugegebenermaßen nicht ganz ungefährliche – Abenteuer möchten unsere Töchter nach dem Abendessen gleich noch einmal wiederholen. Am Stonehenge Schwedens Unser nächstes Etappenziel, Löderups strandbad, lädt gleich zu zwei Wanderungen ein. Im Westen liegt das „Stonehenge Schwedens“, die Schiffssetzung Ales stenar, auf dem Kåsebergaåsen, 37 Meter über dem Meer. Wir können mit dem Rad am Stau vorbeifahren, der sich an der Einfahrt zum großen Parkplatz gebildet hat. Doch an den 59 bis zu zwei Tonnen schweren Steinen, die seit fast anderthalb Jahrtausenden in einem 67 Meter langen und 19 Meter breiten Oval aufgestellt sind, haben wir keine Chance mehr, den Massen zu entgehen. So schlendern wir weiter über den Höhenzug – und sind nach wenigen Metern ganz allein. Direkt am Campingplatz lockt uns das Naturreservat Hagestad, das beständig an Landfläche verliert. Starke Meeresströmungen rauben dem Strand jedes Jahr Unmengen an Sand, im Schnitt verlagert sich die Küstenlinie innerhalb von zwölf Monaten um rund sechseinhalb Meter nordwärts. Wenige Kilometer östlich, im angrenzenden Naturreservat Sandhammaren, wird das Material wieder angeschwemmt, hier wächst Schweden beständig weiter in die Ostsee hinein. Im Naturreservat Simris strandängar spazieren wir über einen 500 Millionen Jahren alten versteinerten Meeresboden, am Ortseingang von Simrishamn bestaunen wir bronzezeitliche Steinritzungen. Rund 250 wurden auf dem „Felsen der Äxte“, dem Yxornas häll, gezählt: Neben rund 50 Beilen auch Schiffe, Menschen, Tiere uns Symbole. Am Bahnhof der kleinen Stadt geht der Sydkustleden in den 274 Kilometer langen Sydostleden über, dem wir bis Växjö, im Herzen von Småland gelegen, folgen könnten. Am nächsten Morgen heißt es jedoch nach einem letzten Bad in der Ostsee Abschied zu nehmen von drei erfüllten Wünschen – dem Meer, dem Radfahren und dem Wandern. Björn Langer Viel Trubel an der Schiffssetzung Ales stenar, dem „Stonehenge Schwedens“ Anreise: Mit dem Zug von Bonn nach Hamburg Hbf, dort Umstieg nach Travemünde-Skandinavienkai. Der Bahnhof liegt etwa 2,5 Kilometer von der Hafeneinfahrt entfernt. Weiter mit der TT-Line-Fähre nach Trelleborg. Von dort mit dem Zug nach Helsingborg. Das Fahrrad reist in den Zügen von Skånetrafiken kostenlos, allerdings ist die Mitnahme nur gestattet, solange ausreichend Platz vorhanden ist. Zurück: Mit dem Zug von Simrishamn nach Malmö und mit der Finnlines-Fähre (etwa sieben Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt) zurück nach Travemünde. Warum die verschiedenen Fähren? Der Zug nach Helsingborg wird in Trelleborg eingesetzt, die Wahrscheinlichkeit, einen Stellplatz für das Fahrrad zu bekommen, ist sehr hoch – in Malmö jedoch nicht mehr gegeben. Das gilt auch bei dem notwendigen Umstieg auf der Rückfahrt, sollte man die Fähre von Trelleborg nehmen wollen. Tipps: In der Hauptreisezeit, zwischen Mittsommer und August, sollten die Unterkünfte vorgebucht werden. Rein theoretisch darf man in Schweden zwar auf Grundlage des Jedermannsrechts für eine Nacht das Zelt aufschlagen, doch Naturschutzgebiete, landwirtschaftliche Flächen und die Nachbarschaft von Häusern sind tabu, was die Wahrscheinlichkeit, einen geeigneten Platz zu finden, am Sydkustleden sehr reduziert. Die Wetterschutzhütten des Fernwanderwegs Skåneleden (www.skaneleden.se) eignen sich ebenfalls für die Übernachtung, die meisten sind gut mit dem Rad zu erreichen. Aber auch hier gilt: Gerade in der Hauptsaison können diese bereits von anderen (Rad-)Wanderern belegt sein.

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