BAD AACHEN 07-2021
8 | B AD A ACHEN 07/21 E ndlich! Am 18. Juli, 11 Uhr, ist Dürer im Krönungssaal. Sein Esprit, seine Kunst. Dann ist er mitten in der offiziellen Eröffnung mit kultur- und staatstragender Prominenz, auch wenn seine Ausstellung Dürer war hier heißt. Corona hat ihn nach einem Jahr in eine inzidenz- freundlichere Zeit gebeamt. An erster Stelle bläst Peter van den Brink, Kurator der Ausstellung und Direktor des Suermondt-Ludwig- Museums, die Fanfare, die nach 501 Jahren Albrecht Dürers Rück- kehr in die kaiserliche Stadt verkündet. Für van den Brink ist dies der krönende Abschluss von 16,5 Jahren in Aachen, die individuell, originell, kompetent, attraktiv, an- und aufregend, überraschend waren und sind, kurz: brillant. Wer es in Aachen nicht erkannt hat oder haben will, wird es noch merken, wenn er weg ist. Den 31. August hat er als letzten Arbeits- tag markiert: in Herz und Seele, weniger in irgendeinem analogen oder digitalen Terminkalender. Dass ausgerechnet ein Hochkaräter wie Dürer ihn auf diesem Weg begleitet, passt zum Niederländer, der mit bemerkenswerten und aufsehenerregenden Ausstellungen ein Glücksfall für eine Stadt dieser Größe war. Wegen Corona musste vieles im Homeoffice organisiert werden. Zoom ist nicht van den Brinks Sache. Keine Interaktion, keine Emotion, da bleibt ihm zu wenig Zwischenmenschliches. Seit März 2020 gab es keinen direk- ten physischen Kontakt mit den englischen Kollegen der National Gallery London, die von Covid mit ihrem Ausstellungstermin in den November gerückt worden sind. „Alles ist so groß“, sagt van den Brink in einer Melange aus Freude, Respekt, Erstaunen und erfolgreich überstandener und bis dahin wohl nie da gewesener Herausforderung an ihn und sein großartiges Team. 80 Leihgeber bereichern die Dürer -Performance, normaler- weise sind es etwa 30. Alle Förderer sind weiter an Bord, neu dabei ist die flämische Regierung. Sie zahlt 100 000 Euro – und das Mittag- essen anlässlich der Eröffnung. Die Resonanz der Medien hat sich enorm gesteigert, vor allem in Belgien. „ Dürer ist die schönste Ausstel- lung, die ich jemals realisieren konnte“, so Peter van den Brink. bm Ist Dürer Höhepunkt Ihrer Ausstellungen, krönender Abschluss? Es ist die größte Ausstellung, die ich je gemacht habe. Dazu gehört ein Katalog mit 680 Seiten mit 26 Essays. Wir nennen ihn DdD : Der dicke Dürer . Er wird für die Forschung über 30, 40 Jahre wichtig sein. Diese Ausstellung 2021 hat eine überragende internationale Bedeutung. Eine neue Erfahrung? Bezogen auf Aachen ja. Sie gilt weltweit schon jetzt als eine der fünf wichtigsten Ausstellungen des Jahres. Berücksichtigt sind dabei alle große Museen, etwa MOMA und Louvre. Was hat Sie trotz manchem Ärger in Aachen gehalten? Ich bin gerne über eine so lange Zeit hier geblieben und schätze die flachen Hierarchien, ich arbeite mit dem Depotverwalter, dem Schreiner, dem Hausmeister persönlich zusammen. In größeren Organisationen gibt es Distanzen und Schichten. Das mag ich nicht; denn ich bin gar kein so guter Direktor, aber ein superguter Kurator. Welche Ausstellungen waren für Sie ganz besonders? Die Schattengalerie – die verlorenen Werke der Gemäldesammlung. Das war etwas ganz Besonderes, auch aus politischer Sicht, mit einem Symposium, der Ausstellung und vielen Recherchen. Wo ich mich bereichert fühlte, weil ich einen Künstler kennengelernt habe, den ich zuvor gar nicht gut kannte, war Cornelis Bega. Dann Joos van Cleve, mein eigenes Fachgebiet – und, nicht mein Fachgebiet, Hans von Aachen, wie die Schattengalerie eine Notwendigkeit für die Stadt, ein großer Künstler. Auch Dürer gehörte nicht zu meinem Fachgebiet. Da habe ich viel gelernt, heute bin ich Dürer-Spezialist. Ihre Aachen-Bilanz? Ich habe am Ende alles verwirklichen können, was ich vorhatte. Das sollten wir nicht vergessen – wie schwierig es oft auch mit Verwal- tung und Politik war. VORGESTELLT Foto: Bernd Mathieu FRAGE BOGEN Geburtsdatum: 20. 9. 1956 Geburtsort: Deventer (NL) Familienstand: verheiratet, ein Sohn, ein Enkel Beruf: Museumsdirektor, Kurator, Kunsthistoriker Hobbys: Wein trinken, gut essen, Golf spielen Eine längere Version dieses Fragebogens gibt es unter www.bad-aachen.net Peter van den Brink Ein superguter Kurator Kurz vor seinem Abschied steht für den SLM-Direktor „Dürer“ als Höhepunkt
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