32 | BAD AACHEN09/22 „ SONDERVERÖFFENTLICHUNG 110 Jahre Brammertz In zwei Manufakturen erstellt die Premiumschreinerei aus Kornelimünster individuelle Lebenswelten aus Holz. Der Erfolg basiert auf traditionellen Werten und einer Philosophie, die den Mensch in den Mittelpunkt stellt. Beständigkeit und Wandel! Balance halten!“, „Vertrauen in die Kraft der Familie und der Mitarbeiter“. Zitate, die Bände sprechen. Gesagt von der dritten und der vierten Generation einer Unternehmerfamilie, für die Unternehmen und Familie tatsächlich Teil eines Ganzen sind. Aus dem Zusammenhalt, dem Engagement der Familie erwächst geschäftlicher Erfolg. Im Familienbetrieb fühlen sich auch die Mitarbeiter eingebunden, erhalten das Erbe, entwickeln gemeinsam die Zukunft. Klingt pathetisch? Es ist die moderne Führung eines mittelständischen Handwerksbetriebs. Konzept mit Ecken und Kanten 1975 haben der Schreinermeister Eduard Brammertz und seine Ehefrau und Prokuristin Alice den 1912 gegründeten Betrieb (siehe Kasten S. 33) übernommen – und damit Werte mit Bestand: „Mitgenommen haben wir echte Handwerkskunst, die wir immer noch pflegen, aber auch Wertedenken in puncto Material und Ausführung“, zeigen sich beide traditionsbewusst. Was nicht heißt, dass alte Zöpfe nicht ganz schnell abgeschnitten wurden: Die Jungunternehmer wollten weg von der hierarchischen Geschäftsführung hin zum Teamdenken. Im Handwerk erschlossen die Macher aus Aachen damit Neuland – und stießen auf „Ecken und Kanten“. Will heißen: Das moderne Führungsmanagement musste die Mitarbeiter erst überzeugen. Wie schnell es dann doch geklappt hat, zeigen die Meilensteine der folgenden Entwicklung: Die Zahl der Mitarbeiter stieg von sechs auf 25 (heute 34). Der Neubau einer zweiten Manufaktur in Kornelimünster machte den Fortschritt 2001 sichtbar. Längst war Brammertz nicht nur ein gefragter Handwerkspartner in Aachen und der Region: Nach 1989 leistete der Betrieb Aufbauhilfe für Schreinereien in den neuen Bundesländern. International waren handwerkliche Ausführungen in der Villa Massimo und in den Vatikanischen Museen in Rom zwei Höhepunkte. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann und die Bundeskanzlerin Angela Merkel 2005 in Berlin mit dem Deutschen Handwerkspreis auszeichnete. Wichtig sei ihnen aber, erklärt Alice Brammertz, auch ein Award aus den USA: der Best Employer International! Im Reigen großer Konzerne erhielt der Handwerksbetrieb aus Aachen 2016 diese hohe Anerkennung für seine Mitarbeitertandems. Da übrigens waren Eduard Brammertz und sein Sohn Max längst ein eingespieltes Tandemteam. Gas geben im Generationengespann 2012 kam mit Max und seiner Schwester Aline die vierte Generation offiziell ins Unternehmen – schon zuvor ließ sich das eine vom anderen, die Familie vom Geschäft sowieso nie trennen. Vater und Sohn starteten als Generationengespann neu durch. Wie lief es denn so mit den Eltern? „Edi und Alice haben uns immer viel Vertrauen und Freiraum geschenkt“, sagen die Geschwister. Die Wurzeln, aus denen sie Stärke ziehen. Für die Eltern ein Glücksfall: „Es ist ein starkes Fundament für ein Familienunternehmen, wenn die eigenen Kinder Führungskompetenzen besitzen und wir gemeinsam Ziele erreichen.“ Während Max den handwerklichen Bereich, die Betriebsleitung, buchstäblich meistert, sieht Aline sich als „Kreativabteilung“, die unter anderem Produkte visualisiert. Gemeinsam mit ihrer Mutter ist sie als Bindeglied zwischen Kunde und Produkt Garant für erfolgreiches Kundenmanagement. 110 Jahre – Zäsur und Aufbruch: Wie geht es weiter? „Wir sind gleichzeitig mutig-visionär und bodenständig-risikobewusst. Zukünftig möchten wir neue Erlebnisse für Kunden, Mitarbeiter und das Handwerk entwickeln“, gibt Max Brammertz die Richtung vor. Das gilt auch für die Belegschaft, mit der er „gemeinsam Erfolg definiert“. Konsequent passt der Juniorchef die Strategien seiner Eltern neu an. Klarheit, Transparenz. Arbeit muss sinnstiftend und mit dem Privatleben vereinbar sein. Der Vater zweier Kinder weiß, wovon er spricht. Diversität ist ein Stichwort, das viele Vorteile hat: „Wir bringen die individuellen Stärken der Mitarbeitenden zu einem unschlagbaren Profiteam zusammen, in dem man sich stützt und ergänzt.“ Sicher mit ein Grund dafür, dass der Fachkräftemangel bei Brammertz zwar spürbar, aber nicht bedrohlich ist. Die aktuell vier Auszubildenden sollen im besten Fall zudem bleiben. Vorwärts im Familienteam: Alice, Eduard, Max und Aline Brammertz. Fotos: Andreas Basler Erste Generation Zweite Generation Schreinerhandwerk heute Dritte und vierte Generation
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