BAD AACHEN 02-2023

20 | BAD AACHEN 02/23 KULTUR Mit Leichtigkeit & Tiefgang Wie gehen wir mit Menschen um, die in Deutschland Schutz suchen? „Willkommen bei den Hartmanns“ liefert amüsante Antworten auf ernste Fragen. Das DAS DA THEATER bringt die erfolgreiche Filmkomödie auf die Bühne. Von Sabine Rother Brisante Themen, Humor, eine Handlung, die das Publikum packt und die Gesellschaft durchleuchtet: Für Tom Hirtz, Leiter des DAS DA THEATERS Aachen, ist es da weniger wichtig, ob ein Stoff verfilmt wurde, ob namhafte Darsteller eingesetzt oder Preise verliehen wurden. „Mich interessiert die Struktur, ich will kein Drehbuch, sondern ein gut geschriebenes Manuskript“, betont er, der sich zusammen mit Maren Dupont erneut für eine Filmkomödie entschieden hat: Also heißt es ab dem 23. Februar Willkommen bei den Hartmanns nach dem Film, den Simon Verhoeven 2016 gedreht hat – in den Hauptrollen dabei Senta Berger, Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht. Die Bühnenfassung schrieb Angelika Hager, Peter Wittenberg inszenierte das Stück 2017 für das Wiener Akademietheater. „Für unsere Arbeit ist das alles nicht wichtig“, betont Hirtz, der in Aachen die Regie übernimmt. „Eine deutsche Familie, die Flüchtlingskrise, persönliche Themen wie die Angst vor dem Älterwerden, Stress im Beruf bis hin zu Burnout und Psychiatrie, all das hat uns fasziniert. Es hat mit dem Leben zu tun.“ Nicht ohne Grund hat Bühnenbildner Frank Rommerskirchen ein abstraktes und doch extrem konkretes Bühnenbild entworfen. Die Zuschauer blicken von zwei Seiten auf eine Fläche, in der ein mächtiges Euro-Zeichen – gelb auf blauem Grund – dominiert. Die fünf Elemente kann man verschieben – je nach Szene und Personen. „Im Grunde liegt dieser Euro, das Kapital, allem zugrunde, was die handelnden Personen tun und denken“, betont der Theaterleiter. Kritisch und schlagfertig Die Vielzahl von Themen, die im Film angesprochen und zum Teil turbulent umgesetzt werden, hat man reduziert. So wird eine Aktion von Rechtsradikalen zwar erwähnt, aber nicht ausgeführt, baut man andererseits die brennend aktuellen Aspekte spielerisch aus. Bei Erscheinen des Films zählte man in Deutschland eine Million Geflüchtete, aktuell ist die Zahl nicht gesunken, im Gegenteil, das Bundesinnenministerium spricht derzeit von 1,5 Millionen Menschen, die in Deutschland Schutz suchen. „Die Willkommenskultur hat sich allerdings verändert“, sagt Hirtz. So holt die ehemalige Lehrerin Angelika, die Kleidung zu einer Containerunterkunft für Flüchtlinge bringt, in einem Gutmenschentumimpuls, den Nigerianer Diallo in ihre Familie. Ihr Ehemann, der Chirurg Richard Hartmann, ist irritiert, hatte er bei einem Flüchtling doch eher an eine „junge Ukrainerin mit Kind“ gedacht. Warum? „Wir wollen die Gegenwart nicht vergessen“, betont Tom Hirtz. „Besonders die Tatsache, dass die Gesellschaft sich mit Flüchtlingen aus den europäischen Gebieten leichter tut, als mit Menschen aus entfernteren Ländern, mit fremden Kulturen und anderer Hautfarbe.“ Empfang für Diallo aus Nigeria: Die Hartmanns heißen „ihren“ Flüchtling willkommen. Foto: Lukas Dahle

RkJQdWJsaXNoZXIy MTM5Mjg=